Rocket Internet will einem Bericht des Manager Magazins ins Venture-Debt-Geschäft einsteigen und mit Krediten für Startups Geld verdienen. Dem Bericht zufolge hat Rocket unter dem Label „Global Growth Capital“ (Website) ein Tochterunternehmen in London gegründet. Allerdings werde auf der Website jeder Hinweis auf das Berliner Unternehmen vermieden. Rocket Internet hat sich zuletzt vom Company Builder zum Investor gewandelt. Das Unternehmen wollte sich auf Gründerszene-Nachfrage nicht zu den Plänen seines CEO äußern.  

Tickets bis zu 30 Millionen Euro

Angeführt werden soll die geheime Rocket-Tochter demnach von Olya Klüppel, vormals Partnerin des Finanzinvestors ESO Capital. Einer Präsentation zufolge sollen Klüppel 500 Millionen Euro für das Geschäft mit Startup-Schulden zur Verfügung stehen. Bis zu 30 Millionen, so das Magazin, sollten einzelne Unternehmen abrufen können.

Venture Debt ist für Startups eine Option, die stark wachsen und Erlöse erwirtschaften. Sie können sich zu vergleichsweise hohen Zinssätzen Kapital beschaffen ohne Unternehmensanteile dafür abgeben zu müssen. Diese Finanzierungsklasse ist in Deutschland noch nicht sehr verbreitet. Der Investor Eran Davidson (früher Hasso Plattner Ventures) betrat mit seinem Fonds, der 100 Millionen Euro umfassen soll, Neuland. In anderen Ländern dagegen ist diese Art der Finanzierung beliebt. Mehrere Anbieter sind in Europa aktiv.   

Auch Silicon-Valley-Bank am Start

Der Venture-Debt-Markt in Europa und insbesondere in Deutschland gewinnt an Bedeutung. Die legendäre Silicon Valley Bank kommt nach Deutschland. Entsprechende Gerüchte (Finanz-Szene berichtete) bestätigte Oscar Jazdowski, Market Manager des Geldhauses, gegenüber Gründerszene am Rande der Venture Debt Conference des Investors Eran Davidson Anfang November in Berlin. „Wir haben uns um eine BaFin-Lizenz beworben“, sagte er, ohne weitere Einzelheiten nennen zu wollen.

Eine solche Lizenz umfasst die Zulassung als Vermögensverwaltung. Sie ist erforderlich, um Darlehen als Finanzprodukt für Gründer anbieten zu können. Die Aktivitäten des Wagniskapitalgebers könnten bereits im Jahr 2018 beginnen. Jazdowski bereitet das Lizenzverfahren der Bank von London aus seit April 2017 vor. Die Silicon Valley Bank in London wollte sich zu diesem Themen unter Berufung auf das laufende Genehmigungsverfahren nicht äußern.

Die 1983 gegründete Bank besitzt ein Vermögen von 45 Milliarden US-Dollar, hat bis zum dritten Quartal 2017 insgesamt 22 Milliarden Dollar Darlehen ausgereicht. Dabei handelt es sich nicht um VC-Runden auf Equity-Basis, sondern ausschließlich um Fremdkapital, das als Inhaberschuldverschreibung mit einem vereinbarten Zinssatz vergeben wird. Deutschland sei ein spannender Markt für die Silicon Valley Bank, heißt es in der Londoner Niederlassung der Bank.

Update: Neben dem Venture-Debt-Business will Samwer dem Bericht zufolge eine Private-Equity-Sparte aufbauen, über die außerbörsliche Unternehmensbeteiligungen in den Fokus rücken. Nach exklusiven Informationen von Gründerszene hat Rocket Internet Soheil Mirpour von KKR geholt, um neue Private-Equity-Deals einzufädeln. KKR ist eine börsennotierte Beteiligungsgesellschaft mit Firmensitz in New York mit einem verwalteten Vermögen von knapp 150 Milliarden Dollar. 

Mitarbeit: Caspar Schlenk; Bild: Gründerszene / Chris Marxen