Zum Inhalt springen

Kinderpornografie Google baut Datenbank verbotener Bilder

Mit einer Datenbank will Google gegen Missbrauchsbilder von Kindern im Internet vorgehen: Mathematische Fingerabdrücke von problematischen Fotos sollen dort gesammelt werden. Doch solche Systeme gibt es längst - und es gibt durchaus Kritik daran.
Google: Eigener Ansatz gegen Kinderpornographie

Google: Eigener Ansatz gegen Kinderpornographie

Foto: Boris Roessler/ picture alliance / dpa

Google verschärft seine Aktivitäten gegen Kinderpornografie im Internet. Innerhalb eines Jahres, so ein Eintrag im Firmenblog , will der Internetkonzern eine Datenbank einrichten, in der bekannte kinderpornografische Bilder gespeichert werden sollen. Taucht eines der gespeicherten Bilder im Netz auf, können Internet-Dienste oder Software-Hersteller dank der Datenbank diese Bilder erkennen und ihre weitere Verbreitung unterbinden.

Für die Pflege der Datenbank sollen Google-Algorithmen und Kinderschutz-Organisationen wie die Internet Watch Foundation (IWF) zuständig sein. Zugleich soll ein Hilfsfonds über zwei Millionen Dollar unabhängigen Software-Entwicklern bei der Entwicklung neuer Software helfen.

Google arbeitet seit 2008 an technischen Möglichkeiten, um problematische Bilder automatisch zu erkennen und zu indizieren, etwa Dubletten von bekannten Bildern. Dazu erstellt Google sogenannte Hash-Werte, mathematische, eindeutige Abstraktionen von Bildern. Diese Hash-Werte und der jeweilige Algorithmus, um aus Bildern diese Hash-Werte zu erstellen, können öffentlich zugänglich gemacht werden.

Andere Software-Hersteller, aber auch staatliche Einrichtungen, die Forschung und Nichtregierungsorganisationen, können so die Google-Datenbank zur Kinderpornografie für eigene Lösch- und Blockierzwecke benutzen, ohne selbst mit dem strafbaren Material in Berührung zu kommen.

Microsoft macht es vor

Google ist nicht der erste Konzern im algorithmischen Kampf gegen Kinderpornografie im Netz. Mit PhotoDNA  bietet Microsoft bereits seit 2009 ein ähnliches Programm an: finanziell noch stärker gestützt, derzeit noch größer aufgezogen. So setzt etwa Facebook auf PhotoDNA, um Bilder von sexueller Gewalt an Kindern identifizieren zu können. Warum Google nun einem etablierten System ein weiteres entgegen, oder zumindest zur Seite stellen will, geht aus dem Blog-Eintrag nicht hervor. Eine die Antwort auf eine Nachfrage an Google steht noch aus.

Ein Grund für Googles Initiative könnte jedenfalls der derzeit große Druck auf Internet-Dienstleister in Großbritannien und anderen Staaten sein, wo das Thema Kinderpornografie im Internet gerade wieder hochkocht . Ein anderer könnte sein, dass man anderen Firmen nicht die Hoheit darüber geben möchte zu entscheiden, welche eigenen Daten man öffentlich macht und welche nicht. Letztlich ist so eine Bilder-Datenbank auch immer ein Zensurinstrument: Die Hash-Werte sind nur schwer nachvollziehbare Anweisungen, "etwas" zu sperren.

Da solche Datenbanken "im Ganzen" benutzt werden, könnte etwa eine zu lasche oder zu strenge Haltung Microsofts bei der Klassifizierung der Bilder dazu führen, dass Google Bilder löscht, die es aus eigenem Antrieb gar nicht löschen würde. So eine Datenbank könnte darüber hinaus auch nach und nach mit Hash-Werten anderer Bilder gefüllt werden - etwa politischer Botschaften. Es geht wohl letztlich um Kontrolle - und darüber, ein Zeichen zu setzen.

fko