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Schlüsselverwalter machen nur Schlüssel

Große Unternehmen wollen Großes leisten, den Umsatz steigern, Kunden gewinnen, neue Geschäftsfelder erobern. Dafür sitzen Manager mit Maßanzügen in Konferenzräumen mit Panoramablick, sprechen über ihre Visionen, entwickeln Strategien und vergessen ihre Mitarbeiter. Jene Kollegen, die schon vor Dienstantritt die Minuten bis zum Feierabend rückwärts zählen. Jene, die wollen, dass alles bleibt wie es ist, wenigstens bis zur Rente. Solche gibt es überall, auch bei der Telekom, wie ein Zettel zeigt.

Bei der Telekom arbeiten weltweit 229.000 Mitarbeiter, davon 67.000 in Deutschland. In der Zentrale musste jeder Kollege schon einmal in einem Büro im Erdgeschoss antreten: der Schlüsselverwaltung. Da müsse man irgendwie durch, sagen Mitarbeiter über diesen Termin. Früher einmal erhielten sie hier auch ihre Hausausweise, doch dafür sind jetzt andere zuständig.

Fundstück
Foto: Frauke Lüpke-Narberhaus

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Die Schlüsselverwalter sind, so erzählt man es sich im Haus, sehr korrekte Menschen. Gut möglich, dass sie an Wochenenden den Rasen ihres Schrebergartens frisieren, vielleicht auch ihren Dackel. Die Herren der Schlüssel mögen es offensichtlich nicht, wenn jemand Wünsche hat, die sie nicht erfüllen wollen, äh, können. Denn an der Tür hängt der Zettel: "Wir machen nur Schlüssel. Für alle anderen Belange sind wir leider nicht zuständig."

Der neue Telekom-Chef sinniert derzeit über seine Visionen, er will das Unternehmen modernisieren, die IT-Sparte umbauen. Mehr Cloud-Computing, weniger Telefonzelle. Bislang ist nichts darüber bekannt, dass er Schlüssel gegen Chipkarten tauschen möchte. Ist vermutlich besser so.

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