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Im Stadtarchiv brennt das Platzproblem

Isny / Lesedauer: 3 min

Stadtarchivarin Nicola Siegloch wartet seit 20 Jahren auf neue Räume
Veröffentlicht:17.04.2014, 12:25

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Es ist riecht nach sehr viel altem Papier. Im Stadtarchiv Isny schlummert auf hunderten von Regalmetern das Gedächtnis der Stadt. Stadtarchivarin Nicola Siegloch hat hinter einer schweren Eisentür und vergitterten Fenstern im Erdgeschoss des Rathauses ihren verwunschen wirkenden Arbeitsplatz.

Isny war nicht immer eine reiche Stadt, hat aber eine reiche Geschichte. Diese zu ordnen, zu archivieren, das ist Aufgabe der Archivarin. Das sogenannte Archivgut sind Dokumente aus der Verwaltung, aus der Registratur, die automatisch ins Archiv kommen, wie die Register aus dem Standesamt nach einer bestimmten Frist. Auch die Ortsarchive, außer Großholzleute, sind hier gelagert. Aufbewahrt werden zudem Dokumente zu Jubiläen oder zum Kinderfest , zur Vereinsgeschichte, Firmengeschichte – eben alles, was nach Ansicht der Stadtarchivarin für die Stadtgeschichte relevant ist und damit wert, aufgehoben zu werden.

Und dann gibt es noch das Sammlungsgut, Postkarten, alte Stadtansichten, Fotoarchive, ein Stich aus dem 17. Jahrhundert – solche Dinge stammen oft von Privatleuten. Sofern sie nicht geschenkt werden, kauft das Archiv sie an. Mit dem Erwerben, Aufnehmen, ist es aber natürlich nicht getan: es muss archiviert und in einer Datenbank, die im städtischen Netz gespeichert ist, dokumentiert werden. Sonst würde alles in den bisher drei Magazinen auf 800 laufenden Metern auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Diese umfangreiche Aufgabe erfüllt Siegloch aber mit geteiltem Arbeitsplatz und in sehr beengten Verhältnissen.

Vor 21 Jahren, als sie ihre Stelle angetreten hat, war diese noch hälftig zwischen Isny und Leutkirch aufgeteilt. Seit 2002, als Leutkirch ein neues Archiv einrichtete, heißt es nur noch 35 zu 60 Prozent für Isny. Aber nicht nur die geringere Arbeitszeit für Isny behindert das Wirken der Stadtarchivarin, es sind auch die Platzprobleme. „Die gab es schon unter meiner Vorgängerin“, räumt Siegloch lachend ein. Und seit sie hier arbeite, seien schon etliche Lösungsmöglichkeiten – unter anderem ein Neubau oder der Einzug ins Schloss – im Gespräch gewesen. Die Anforderungen an die Lagerräume eines Archivs sind hoch: sie müssen gleichbleibende Temperatur und Luftfeuchtigkeit aufweisen, was Keller und ungedämmte Dachböden ausschließt, gegen Hochwasser geschützt sein und eine ausreichende Statik besitzen.

Die Aktenberge sind sehr schwer, was alte Häuser oft von vorneherein ausschließt. Lager und Magazin sollten nicht zu weit von ihrem Büro entfernt sein, oder wenigstens durch einen Aufzug verbunden. Enorm wichtig wären ihr aber nicht nur etwa 1500 laufende Meter Magazin, was für die nächsten zehn Jahre reichen würde, sondern auch ein eigenes vernünftiges Büro plus Benutzerraum. Wer im Archiv etwas einsehen will, muss das vor Ort tun, Ausleihe ist nicht möglich.

Rege heimatgeschichtliche Szene baut sich auf

Im derzeitigen Stadtarchiv sitzt der Benutzer ihr gegenüber am Schreibtisch, was für beide Seiten keine ideale Arbeitsatmosphäre bietet. Mehr als einer kann hier nicht arbeiten und Praktikanten zu beschäftigen, ist unmöglich. „Ich kann auch nichts mit Schulen machen, was beispielsweise in Leutkirch sehr gut angenommen wird“, bedauert Siegloch. Die Archivbenutzung würde auch steigen, wenn sie mehr Öffnungszeiten und Termine anbieten könnte, ist sie sicher.

Gerade angesichts der sehr regen heimatgeschichtlichen Szene, die sich derzeit in Isny wieder aufbaut. Ganz abgesehen von Persönlichkeiten wie Gerhard Weisgerber oder Manfred Haaga, die viel für die Aufbereitung der Stadtgeschichte leisten und deshalb im Archiv arbeiten müssen. Die Diskussionen um die Unterbringung des Stadtarchivs im Hallgebäude, beziehungsweise einem Nebengebäude oder wo auch immer für eine größere Stadtbücherei gebaut würde, lassen Nicola Siegloch wieder einmal, wie schon oft in den letzen 20 Jahren, auf eine gute Lösung hoffen.