Alljährlich strömen im Frühjahr die Freunde des historischen Motorsports nach Hockenheim, um dort Rennsport mit historischem Kulturgut zu verfolgen, aber auch um der Rennfahrerlegende Jim Clark zu gedenken, der am 7. April 1968 in einem Lotus 48 Formel-2-Monoposto sein Leben liess, nachdem ihn vermutlich ein Materialdefekt in die Bäume neben der Strecke rasen liess.
Dass die Stimmung am Wochende des 11. bis 13. April 2014 etwas gedrückt war, lag allerdings nicht am sich zum 46. Mal jährenden Tod des Ausnahmetalents Clark, sondern am Unfall, der Al Fleming im Lotus Elan beim Training am Freitag zum Opfer fiel. Er verlor in der Parabolica die Kontrolle über leichtgewichtigen Rennwagen und überschlug sich. Fleming hatte zeitlebens Motorsport betrieben, über 50 Jahre lang ohne fatal ausgehende Unfälle, aber am 11. April 2014 fehte ihm sein persönlicher Schutzengel, er verlor sein Leben.
Zu seinem Gedenken legte der Hockenheimring eine Schweigeminute ein, die Familie ermunterte die Rennleitung und die Organisation, die Rennen fortzusetzen, auch Al Fleming würde das so gewollt haben.
Reizvoller Briten-Mix
Ein Neuzugang am Hockenheim Historics war die Rennserie “Triumph Competition & British GT”, die entgegen dem Namen nicht nur Fahrzeuge der Marke Triumph, sondern ein reichhaltiges Potpourri an englischen Sportwagen bot. Im Gesamtklassement schafften es jeweils am Samstag und am Sonntag vier verschiedene Marken auf die ersten fünf Plätze, beim ersten Rennen hatte Paul Conway auf einem Morgan +8 die Nase vorne, im zweiten Lauf hatte Rainer Vorköpper auf dem Jaguar E-Type Low Drag das bessere Ende für sich.
Ganz vorne mitmischen konnte auch Rainer Bastuck auf dem leichten Marcos GT mit Holz-Chassis, der sich gegen die deutlich hubraumstärkeren Konkurrenten bestens in Szene setzen konnte.
Etwas ganz besonderes war auch der Triumph TR 250, den Mario Neumann am Sonntag auf den vierten Platz fuhr. Von aussen betrachtet erinnert sein offensichtlich gut vorbereiter Triumph eher an ein Restaurierungsobjekt als an einen konkurrenzfähigen Rennwagen.
Im bunten Feld, das rund 35 Fahrzeuge umfasste, fand sich neben den zu erwartenden Triumph TR3/4 und MG A/B auch ein TVR Tuscan V6 und ein Jaguar C-Type.
Die Vielfalt der beschleunigten Käfer
Die Formel V (oder auch Vau) stammt eigentlich aus den Vereinigten Staaten, obschon das “V” für Volkswagen steht. Bereits anfangs der Sechzigerjahre übten sich amerikanischen Nachwuchsrennfahrer mit günstigen Monoposti, die weitgehend mit Käfer.Aufhängungs- und Motorenteilen gebaut wurden. Mitte der Sechzigerjahre schafften die Formel-V-Rennwagen den Sprung über den Atlantik und wurde bald auch in unseren Breitengraden zur beliebten Einsteiger-Rennserie.
Die Wagen stammten von Herstellern wie Formcar, Beachcar oder Apal. Über die Zeit wurden die Motoren stärker, die Renntechnik ausgeklügelter. Mit dem Motor des VW 411/412 mutierte die Rennwagenformel zur Super Vau, nun lockten bis 150 PS und moderne Aufhängungskonstruktionen sowie aerodynamische Hilfsmittel.
Auf dem Hockenheimring konnten fast 60 dieser Formel Vau und Super Vau Fahrzeuge, die im Rahmen einer Gleichmässigkeitsprüfung in zwei Durchgängen antraten, bewundert werden. Die meisten der präsentierten Fahrzeuge weisen eine ansehnliche Renngeschichte auf.
So brachte Robert Waschak aus St. Gilgen in Österreich einen Austro Vau mit Baujahr 1968 nach Hockenheim, der einst vom Liechtensteiner Manfred Schurti, dem späteren Porsche-Werksfahrer, mit Erfolg gefahren worden war. 1968 errang Schurti damit den 2. Platz beim Saisonfinale der Formel-V-Meisterschaft. 1970 konnte er mit dem von Hilti unterstützten Rennwagen dann mehrere Vorläufe zum Europapokal siegreich beenden und wurde insgesamt Sechster beim Formel Vau Europapokal.
Schurti verkauften den Wagen an Eugen Baumgartner, der bis 1971 mit dem roten Monoposto an Rund- und Bergrennen antrat.
Bereits in den Neunzigerjahren wurde der Austro Vau restauriert und seither im historischen Rennsport eingesetzt. Sogar Schurti setzte sich wieder ans Lenkrad und zwar auf dem Salzburgring und er hinterliess auch eine Widmung auf dem Fahrzeug.
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Renngeschichte in Bewegung
Kein eigentliches Rennen, aber interessante Demonstrationsrunden zeigte der Race Club Germany, der Formel-Fahrezuge aus rund 50 Jahren Geschichte nach Süddeutschland brachte. Vom ERA aus dem Jahr 1936, über den Maserati 4CLT und den Lagnoda 26C von 1948, bis zu neumodischen Fahrzeugen wie dem Tyrrell 020B aus dem Jahr 1992 konnten die unterschiedlichsten Fahrzeugkonzepte und Motorendesigns sehend und hörend verglichen werden.
Gut in diesen Corso hätten eigentlich auch die Fahrzeuge des Teams FNT gepasst, doch die beiden Formel-1-Toyota und ein rund 20-jähriger Ligier drehten alleine ihre Kreise, aber zeigten immerhin eindrucksvoll, wie die Formel-1-Autos der Vor-V6-Turbo-Ära getönt haben.
Vielfalt und Grösse
Das grösste und gleichzeitig vielfältigste Rennfeld boten einmal mehr die beiden Läufer zur Youngtimer Touring Car Challenge, einer holländischen Rennserie. Fahrzeuge der Sechzigerjahre, z.B. Porsche 904 GTS, Lotus Europa oder Shelby Mustang GT350 fuhren hier zusammen mit Rennwagen der Siebzigerjahre, z.B. Sunbeam Lotus, Rover SDI 3500 V8, Renault R5 Turbo oder Jide, sowie der Achtzigerjanre, z.B. Alfa Romeo GTV 6, BMW M3 oder Porsche 964 RS.
Es führte allerdings kein Weg an den Gastfahrern vorbei, denn Michael und Daniel Schrey auf ihren Porsche 935 K1/K3 waren fast nicht zu schlagen. Allerdings schaffte es im ersten Lauf Michael Kammermann im BMW M1 Procar auf den zweiten Rang und Daniel Brown im Ford Escort MK1 im zweiten Lauf auf den dritten Rang.
Einen Schreckensmoment hatte wohl Bart Lemaire im Trabant 601 RS von 1972, als ihn ein Porsche 944 so von der Piste rempelte, dass er auf der Seite landete. Drei Mann reichten allerdings, um den kleinen Wagen wieder aufzurichten und in der Reparaturpause wurde ein neuer Rückspiegel montiert. Bart war eigentlich am Sonntagmorgen guter Dinge, dass er wieder an den Start gehen könne, schliesslich erwies sich der Wagen dann allerdings doch nicht mehr renntauglich.
Für das Publikum waren die beiden Läufer aber definitiv ein Vergnügen, denn das vielfältige Wagenmaterial wurde eifrig genutzt und die Rundenzeitdifferenzen hielten sich an der Spitze in engen Grenzen. Es wurde überholt und überrundet, wie man es im modernen Rennsport eben leider nur noch selten sieht.
Geschrumpfte Formel Junior
Für grosse Startfelder und spannende Positionskämpfe waren in den letzten Jahren auch die Rennen der FIA Lurani Trophy bekannt und beliebt gewesen. Mit 32 Startern im ersten und 26 im zweiten Lauf zeigte sich die Auftritt aber doch deutlich gestutzt und auch die deutlichen Abstände an der Spitze erinnerten nicht mehr an die bis zum Abwinken spannenden Rennen vergangener Jahre.
Jonathon Hughes entschied auf seinem Brabham BT6 beide Rennen deutlich für sich, gefolgt von Tonetti und Eberhardt im Samstags-, sowie Tonetti und Buhofer im Sonntags-Lauf.
Ein ähnliches Bild, allerdings auf einer nochmals reduzierten Skala, bot die historische Formel 2. Kamen im ersten Rennen noch 11 Fahrer ins Ziel, waren es beim zweiten gerade noch deren zehn. An der Spitze behauptete sich wie gewohnt Martin Stretton auf dem March 742, auf Platz 2 wurde einmal Philip Harper und einmal Hans Peter geführt. Optisch und akkustisch allerdings wussten die Formel-2-Renner durchaus zu überzeugen.
Brachiale V8-Gewalt
Mit die schnellsten Zeiten auf dem Hockenheimring fuhren die CanAm-Boliden und Super Sports Zweisitzer. Auch hier mussten die Zuschauer zwar mit ausgedünnten Startfeldern leben, aber optisch und akkustisch gehören die Sportwagen zu den Highlights. Siegreich war im ersten Rennen Michele Liguori auf dem Lola T292 DFV, während das zweite Rennen John Grant im McLaren M8D für sich entschied. Lokalmatador Peter Hoffmann, der immer bei den schnellsten war, schied in beiden Läufen aus.
Die Achtzylindermusik tröstete allerdings nur teilweise darüber hinweg, dass eine der beliebtesten Attraktionen der letzten Jahre, nämlich der Kampf der Zwerge, fremdgegangen war. Die Giftzwerge gab es nur noch im verkleinerten Massstab auf der Autorennbahn im Fahrerlager zu sehen.
Gross angekündigt war der DRM Klassik Pokal worden, das Spektrum der antretenden Fahrzeuge präsentierte sich allerdings ziemlich limitiert und Daniel Schrey fuhr zwei weitere Siege auf seinem Porsche 935 K1 heraus.
Optisch das vielleicht attraktivste Fahrzeuge im Feld aber war der Kremer-Porsche 935 K2, den Eberhard Baunach pilotierte.
Kein Lotus-Weltrekord
Nachdem in den vorderen Jahren versucht worden war, möglichst viele Oldtimer auf die Rennstrecke zu bringen, stand 2014 ein anders gearteter Weltrekordversuch auf dem Programm. Am Samstag Abend sollten sich 437 Lotus-Fahrzeuge um die Rennstrecke bewegen.
Zwar sah der Umzug eindrücklich aus, aber ganz reichte es nicht. Rund 300 Fahrzeuge wurden schliesslich gezählt, der Grossteil der Fahrzeuge wohl jünger als 10 Jahre.
Historisch?
Generell staunte der eine oder andere der gemäss Organisation rund 20’000 Zuschauer über die doch recht zahlreichen jungen Fahrzeuge. Gleich bei drei Rennfeldern, nämlich der BOSS GP, dem Lotus Cup Europe und dem Special Tourenwagen Trophy H&R Cup, ging es gleichsam modern zu, das Durchschnittsalter der Fahrzeuge lag eher bei zehn als mehr Jahren. Ob die Veranstalter damit richtig liegen, ist fraglich, doch freuten sich vor allem die jungen Hockenheim-Besucher sicherlich ob den lustvoll bewegen Lotus Elise und Exige, Mercedes Benz SLS oder Formel-Rennwagen des 21. Jahrhunderts.
Wer sich vor den ganz lauten Tönen und dicken Burnouts nicht scheute, der erhielt bei der Dragster-Demonstration präsentiert, was den Reiz der Viertelmeilen-Rennen ausmacht. Ein paar Blitzstarts auf der Zielgeraden reichten, um die halbe Gegend in Rauchschwaden verschwinden lassen. Gedacht war die Vorführung als Appetithäppchen für einen kommenden Anlass, der eine oder andere liess sich da sicher überzeugen.
Ob die Veranstaltung “Bosch Hockenheim Historics” als Ganzes allerdings in einer erfolgsversprechenden Richtung unterwegs ist, wird sich zeigen.
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