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Unterhaltung und Nachrichten: BuzzFeed kommt nach Deutschland

Foto: BRENDAN MCDERMID/ REUTERS

US-Website Wie "BuzzFeed" in Deutschland erfolgreich sein will

Es ist nur noch eine Frage der Zeit: "BuzzFeed" kommt nach Deutschland. Die Webseite ist mit einem wilden Mix aus bunten Inhalten, Werbung und ernsten Nachrichten erfolgreich. Wie der Deutschland-Start gelingen soll, erklärt Firmenchef Jonah Peretti.

Katzen-Content, Listen, Quizze und dazwischen ein paar Nachrichten: Mit dieser bunten Mischung ist "BuzzFeed"  groß geworden. Sehr groß. Bei der vor acht Jahren in New York gegründeten Seite werden Inhalte so aufbereitet, dass sie möglichst unterhaltsam sind und häufig in sozialen Netzwerken geteilt werden. Mittlerweile betreibt das Unternehmen auch ernsten Journalismus.

Nachrichtenredakteure und Korrespondenten arbeiten für die Seite, Büros in Los Angeles und London wurden eingerichtet. Reporter berichten aus dem Ausland, aktuell aus der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Statt klassischer Anzeigen finanzieren gesponserte Artikel die Seite, "native advertising" sagen die Werber dazu. Die Werbeinhalte sollen von den Nutzern genau so verbreitet werden wie die von der Redaktion erstellten Beiträge.

Das funktioniert offenbar ganz gut: Rund 120 Millionen Nutzer zählt die Seite im Monat. 400 Mitarbeiter arbeiten für "BuzzFeed", davon 180 in der Redaktion. Für Großbritannien, Australien, Brasilien, Spanien und Frankreich gibt es schon eigene Versionen. Als Nächstes soll "BuzzFeed" eine deutsche Seite bekommen, zunächst befüllt von einem kleinen Team in Berlin. Wir haben Jonah Peretti am Rande einer Marketingkonferenz in Hamburg getroffen.

Die groß angekündigte deutschsprachige "Huffington Post" ist eine traurige Veranstaltung. Warum sollte das bei "BuzzFeed" anders sein?

Schon jetzt verzeichnet "BuzzFeed" eine Million Nutzer im Monat aus Deutschland, ohne sich um diese besonders zu bemühen, sagt Peretti. "Offenbar gefällt einigen Leuten hierzulande 'BuzzFeed'." Mit eigenen Mitarbeitern in Deutschland könne man sich besser um dieses Publikum kümmern. Der Plan sei, bescheiden anzufangen.

Dazu soll ein kleines Team für einige Zeit in New York, Los Angeles oder London lernen und dann zurück nach Berlin gehen. Das deutsche "BuzzFeed" werde sehr wahrscheinlich als Mischung von englischen Beiträgen, deutschen Übersetzungen und eigenen Inhalten starten. Mit einem deutschen Verlag an der Seite? "Wir werden uns keinen Partner suchen", sagt der 40-jährige Peretti, der schon die "Huffington Post" mitgegründet hat.

"BuzzFeed"-Gründer Jonah Peretti: In Berlin soll ein kleines Team anfangen

"BuzzFeed"-Gründer Jonah Peretti: In Berlin soll ein kleines Team anfangen

Foto: Bodo Marks/ dpa

Mit "Watson"  und "Upcoming"  gibt es längst ähnliche deutschsprachige Seiten. Kommt "BuzzFeed" zu spät?

"Wenn uns jemand kopiert, dann kopiert er nur eine Momentaufnahme", sagt Peretti. "Wir verändern uns aber rapide. Vor einem Jahren waren wir noch eine ganz andere Firma." Und er zählt auf, was sich alles geändert hat, darunter Investitionen in Journalismus, lange Erzählstücke und Eilmeldungen, sowie der Aufbau einer Video-Abteilung. Die erfolgreichsten Beiträge seien derzeit Quizze, nicht mehr die Listen, mit denen "BuzzFeed" bekannt geworden ist.

Die Medien seien gerade einem starken Wandel ausgesetzt, sagt Peretti, und anders als bei Suchmaschinen oder sozialen Netzwerken gebe es nicht nur einen Gewinner. "Es ist eher so, dass es weltweit talentierte Menschen gibt, mit einem eigenen Blick auf das Web und Kultur. Ich glaube, Menschen interessiert so etwas, und der Markt dafür ist groß."

In den USA gibt es "fair use", in Deutschland hagelt es Abmahnungen: Kriegt "BuzzFeed" in Deutschland Ärger wegen Bildrechten?

"Wir stellen sicher, dass wir uns an die Gesetze in den Ländern halten, in denen wir tätig sind", sagt Peretti. "BuzzFeed" gebe im Jahr mehrere Millionen Dollar für Bildrechte aus, stelle Fotografen ein und setze auf eigene Illustrationen. Ein Problem könne es mit Memen geben, räumt Peretti ein, den sich viral im Netz verbreitenden Bilderwitzen, oft anonym erstellt und von vielen weiterbearbeitet. Für Peretti sind sie ein wichtiger Bestandteil der Netzkultur.

"Zeitungen schreiben manchmal über Meme und zeigen dann das Bild nicht, das ist fast schon surreal", sagt Peretti. Manchmal könne man den Urheber eines Mems finden und mit ihm eine Lizenz verhandeln oder eine Vereinbarung treffen. Oder darauf verzichten, Bilder von jemandem zu zeigen, der damit nicht einverstanden ist. Lässt sich der Urheber nicht ermitteln, beruft sich "BuzzFeed" in den USA auf das Fair-use-Prinzip. Peretti gibt sich ganz als Web-Freund: "Wir versuchen, Standards zu setzen: Wie sollte das geregelt sein, was ist fair, wie werden die Kreativen entlohnt?"

Neue Standards, neue Werbeformen, neue Mitarbeiter: Auf der Konferenz in Hamburg feiern die Agenturmenschen den selbstbewussten "BuzzFeed"-Chef für seinen Optimismus. "Online Marketing Rockstars" heißt das Treffen. Sieht sich Peretti selbst als Rockstar der Medienbranche? So weit will er dann doch nicht gehen. Außerdem sei er eher HipHop-Fan.