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Tasten statt Touchscreen : Junger Mann verwehrt sich Smartphones - und hat dafür eine besonders schöne Erklärung
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Concept Creators Das Nokia 3310
  • FOCUS-online-Autor

Wer kein Smartphone besitzt, weint vermutlich auch der Postkutsche noch nach. Doch FOCUS-Online-Autor Philipp Multhaupt führt gute Gründe auf, warum er keinen Mini-Computer mit Telefon-Funktion hat, sondern lieber mit der Mutter aller Handys unterwegs ist: dem Original-Nokia 3310.

Mein Handy und ich sind etwas zurückgeblieben. Es ist ein altes Nokia 3310, man kann damit telefonieren und "Snake" spielen und sonst nicht viel, und genauso will ich es haben. Wenn es zur allgemeinen Bürgerpflicht wird, ein Smartphone zu besitzen, dann wandere ich aus.

Smartphones halte ich für mobile Scheuklappen. Sie sind unhandlich, machen nervige Geräusche, dürfen nicht runterfallen. Dauernd müssen sie am Ladekabel gepäppelt werden, pausenlos wollen sie Aufmerksamkeit. Am Ende bestimmen sie wie Tamagotchis gehobener Preisklasse das ganze Leben. Derweil zieht draußen die Landschaft vorbei – und niemand guckt hin.

Smartphones lenken vom echten Leben ab

Trotz aller Nachrichten-Apps lenken Smartphones vom Weltgeschehen ab. In der Fußgängerzone kollidiere ich regelmäßig mit entrückten Touchscreen-Wischern, das Whatsapp-Plingen zerstückelt meine persönlichen Gespräche ("Ich muss dem mal kurz zurückschreiben") und im Kino kann ich live mitverfolgen, wie mein Sitznachbar sich bei Zalando für ein Paar Budapester entscheidet. Sobald sich der leiseste Hauch von Langeweile ankündigt, ist das Smartphone einsatzbereit.

Dabei finde ich Langeweile auch mal ganz heilsam, als Ausgleich zum Beschäftigungswahn des digitalen Zeitalters. Eine halbe Stunde versunken aus dem Zugfenster zu starren, kann meditativ sein, wenn nicht gerade ein Junggesellenabschied im Abteil gastiert. Und selbst wenn, ist das womöglich unterhaltsamer, als sich mit der YouTube-App Videos von besoffenen Gabelstaplerfahrern anzuschauen. Wer chronisch am Smartphone klebt, verpasst den Moment.

Mein Handy ist Alltag, nicht Kunst

Mein Handy ist langweilig. Es kann keine Kunststücke. Es ist ein Gebrauchsgegenstand, und zu mehr soll es in meinem Leben auch nicht werden. Wenn es klingelt, gehe ich dran. Wenn ich anrufen will, rufe ich an. Den Rest der Zeit lasse ich es in meiner Hosentasche. Da stört es mich nicht, und da stört es auch andere nicht. Das schätze ich sehr an ihm.   

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. Nach heutigen Maßstäben bin ich schlecht erreichbar. Ich kann im Zug keine E-Mails lesen. Ich kann unterwegs nicht mit Facebook-Stickern kommunizieren, sondern nur mit rudimentären Steinzeit-Smileys. Man kann mir keine kostenlosen WhatsApp-Nachrichten schicken, nur teure SMS. Die SMS erreichen mich manchmal unvollständig, wenn der Speicherplatz voll ist. So sind mir schon Planänderungen, Pointen und Liebeserklärungen entgangen. Warum kaufe ich mir nicht endlich ein Smartphone?

Den anderen bin ich suspekt

Ganz einfach: Weil ich nicht will. Der soziale Druck, der bei der ganzen Angelegenheit mitschwingt, ist mir suspekt. Die Fremdbestimmtheit, auf die man sich mit Anschaffung eines Smartphones einlässt, klingt schon subtil in gewissen Formulierungen an. "Ich muss dem mal kurz zurückschreiben." Ja, warum denn eigentlich? Wer zwingt dich dazu?

Von Smartphonebesitzern wird erwartet, dass sie jederzeit über sämtliche Kanäle erreichbar sind. Diese Erwartungshaltung finde ich ungesund, digitales Zeitalter hin oder her. Also sperre ich mich dagegen, so gut ich kann. Und pflege weiter mein kommunikationstechnisches Handycap.

"Dein Ernst?", hat neulich jemand gefragt, als ich das Nokia am Kneipentisch zum Telefonieren ausgepackt habe. Ich habe genickt. Mein Ernst.

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