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Gastkommentar Die vier Hebel der Digitalisierung

Digitalisierung ist eine Chance die allen offen steht. Jetzt gilt es, diese Chance auch wirklich zu ergreifen. Von Gregor Bieler
Bei der Cebit in Hannover dreht sich in diesem Jahr alles um die Digitalisierung
Bei der Cebit in Hannover dreht sich in diesem Jahr alles um die Digitalisierung
© dpa

Deutschland im Frühjahr 2017: Ein Lackhersteller testet den Einsatz von Mixed Reality in seiner Fabrik, eine holografische Brille eröffnet einem Techniker das Innenleben eines Geräts, ein Modehändler installiert ein neues Warenwirtschaftssystem, ein Krankenhaus analysiert DNA-Daten in der Cloud und die Kunden eines Friseursalons können ihren nächsten Haarschnitt ab sofort auch online buchen. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Denn Digitalisierung ist längst kein leeres Schlagwort mehr, sondern gelebte Realität in nahezu jedem deutschen Unternehmen.

Allerdings – und auch das belegen die Beispiele – ist diese Realität so vielfältig wie die Unternehmen selbst. Während die einen schon mit künstlicher Intelligenz experimentieren oder ihre gesamte Lieferkette vernetzen steht für andere noch der Aufbau einer eigenen Webseite oder die Umstellung der Buchhaltung auf dem Programm. Microsoft hat vor kurzem 1000 kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland danach gefragt, was Digitalisierung für ihr Geschäft bedeutet. Die Antworten waren weit gefächert und reichten von der Steuerung von Geschäftsprozessen und Kundenbeziehungen, über Datenanalyse, mobiles Arbeiten und Social Media-Nutzung bis zur schlichten Umstellung von Papier auf Computer – und das ist völlig in Ordnung so.

Denn Digitalisierung ist – anders als manchmal suggeriert wird – kein Wettrennen. Es gibt weder eine bestimmte Ziellinie noch festgelegte Regeln, es gibt keinen vorgegebenen Parcours noch einen gemeinsamen Startpunkt. Und es gibt auch nicht nur einen Gewinner und viele Verlierer, sondern vielmehr die Möglichkeit, dass alle profitieren. Die digitale Transformation ist die Chance, die allen offensteht.

Der Mittelstand glaubt an den Nutzen von Technik

Die mehr als 3,5 Millionen kleinen und mittleren Unternehmen sind das Rückgrat der deutschen Wirtschaft und Jobmotor der Bundesrepublik. Sie beschäftigen jetzt fast 70 Prozent der deutschen Arbeitnehmer – ein neuer Rekord. Also alles gut? Nicht ganz. Denn trotz anhaltend guter Konjunktur hinkt der Mittelstand laut KfW der Gesamtwirtschaft in punkto Produktivität immer weiter hinterher und hält sich bei Zukunftsinvestitionen deutlich zurück. Das gilt insbesondere auch für die Digitalisierung. Dabei glauben die Unternehmen durchaus an den Nutzen von Technik: Mehr als 70 Prozent haben uns in der Studie gesagt, dass digitale Technologien Zeit spart und die Flexibilität erhöht. Warum zögern sie also beim nächsten Schritt? Ist die berühmte deutsche Gründlichkeit oder gar eine Art „German Angst“ der Grund für das Zögern? Oder hat es die IT-Industrie versäumt, das Innovationspotential digitaler Technologien für jeden überzeugend dazustellen?

Fakt ist, die Anforderungen des deutschen Mittelstands sind extrem vielfältig. Das müssen wir akzeptieren und mit maßgeschneiderten Angeboten darauf eingehen. Wir müssen allen Unternehmen Digitalisierung zu ihren individuellen Bedingungen und in ihrem eigenen Tempo ermöglichen. Wir müssen die Herausforderungen unserer Kunden genau kennen und gemeinsam die richtigen Lösungen entwickeln. Wir müssen uns noch mehr als Partner verstehen und uns auch so verhalten. Wir müssen den Nutzen digitaler Technologien anhand von konkreten Beispielen noch direkter erlebbar machen und für Vertrauen mit Taten und Transparenz stehen.

Vier Hebel, an denen Unternehmen ansetzen können

Dabei hilft uns weder der erhobene Zeigefinger noch der Aufbau von Drohkulissen. Denn eigentlich herrscht heute ja schon Konsens: Neun von zehn befragten Geschäftsführern deutscher Unternehmen sehen einer Bitkom-Studie zufolge die Digitalisierung eher als Chance für Ihr Unternehmen statt als Risiko. Jetzt gilt es, diese Chance auch wirklich zu ergreifen. Denn wer etwas ändern will, muss etwas anders machen. Unsere Wirtschaft respektiert hier nur Innovation, keine Tradition. Dafür gibt es in Unternehmen vier zentrale Hebel:

Kunden: Mit dem voll vernetzten Verbraucher auf Augenhöhe und über alle Kanäle kommunizieren; Daten nutzen, um Kunden besser zu verstehen und frühzeitig ihre Bedürfnisse zu erkennen

Mitarbeiter: Mehr Freiraum und mobiles Arbeiten fördern; Teams vernetzen; Wissen allen zur Verfügung stellen und Entscheidungen in Richtung der Kundenschnittstelle delegieren

Prozesse: Komplexität abbauen; Prozesse entschlacken; Systeme vereinheitlichen, um Tempo und Flexibilität zu gewinnen und die Produktivität zu steigern

Geschäftsmodelle: Das eigene Geschäftsmodell kontinuierlich überprüfen; neue Geschäftsmodelle auf der Basis von Daten entwickeln; Produkte und Dienstleistungen mit „digitalem Mehrwert“ anreichern

Egal, an welchem Hebel Unternehmen zuerst ansetzen oder ob sie alle gleichzeitig umlegen wollen, Investitionen in eine sichere und flexible Infrastruktur auf Basis der Cloud werden in der Folge vieles leichter machen. Denn Cloud Computing ist die Voraussetzung für sämtliche Zukunftskonzepte – vom mobilen Arbeiten und der vernetzten Wissensarbeit über das Internet der Dinge und die Industrie 4.0 bis zur intelligenten Nutzung großer Datenmengen und Künstlicher Intelligenz. Außerdem bietet die Cloud einen besseren Schutz vor Datenmissbrauch und Datenverlust als die allermeisten firmeneigenen IT-Infrastrukturen.

Faktisch demokratisiert die Cloud den Wettbewerb, weil sie Unternehmen aller Größenklassen einen direkten und mobilen Zugang zu skalierbaren Anwendungen bietet, die immer auf dem aktuellsten Entwicklungsstand sind. Unternehmen können in der Cloud ihre digitale Transformation ganz individuell steuern. Wenn sie wollen, können sie die Cloud parallel zu ihrer vorhandenen Infrastruktur nutzen. Und selbst ein Einstieg über einzelne Projekte, die punktuell hohe IT-Kapazitäten erfordern, kann sinnvoll sein. Der nächste Schritt wird so ganz leicht und immer mehr Firmen gehen ihn: Laut einer neuen Bitkom-Studie haben 2016 zwei von drei Unternehmen Cloud Computing eingesetzt, im Jahr davor nur gut jedes zweite.

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Gregor Bielerverantwortet als General Manager das Mittelstands- und Partnergeschäft bei Microsoft Deutschland und ist Mitglied der Geschäftsleitung. Er ist fest davon überzeugt, dass die digitale Transformation die Chance für kleine und mittelständische Unternehmen ist.

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