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Investor Frank Thelen über seine erste Million

"Gehe niemals unter null! Lebe lieber von Cornflakes und zieh wieder zu deinen Eltern. Aber nimm niemals private Schulden auf."
Frank Thelen
© IMAGO / Horst Galuschka
Frank Thelen hatte erst Millionenschulden, bevor sich der Erfolg für den Investor einstellte

Frank Thelen, 40, gründete mehrere Softwarefirmen und investierte in Start-ups wie Mytaxi, Kaufda und 6 Wunderkinder, das für mehr als 100 Mio. Dollar an Microsoft verkauft wurde. In der TV-Gründershow „Die Höhle der Löwen“ tritt Thelen als einer von fünf Juroren auf.

Herr Thelen, Sie zählen zu den erfolgreichsten IT-Experten Deutschlands und sind einer der bekanntesten Investoren. Wann haben Sie denn Ihre erste siebenstellige Summe auf dem Konto gesehen?

Da war ich so 24 Jahre alt. Leider stand ein Minus davor. Meine Firma Softer Solutions war pleite, ich stand kurz vor der Privatinsolvenz.

Wie konnte es so weit kommen?

Ich entwickelte eine Art Router, mit dem man ein privates Netzwerk mit dem Internet verbinden konnte. Heute hat so etwas jeder bei sich zu Hause, damals war das neu. Das Problem: Ich konnte programmieren, wusste aber nicht, wie man so was vertreibt. Die Bank wollte eine private Bürgschaft für einen Kredit über 1 Mio. Euro. Ich habe das blind unterzeichnet. Dann kam die Dotcom-Blase, drei Monate später war das Unternehmen insolvent.

Waren Sie zu jung oder zu naiv?

Wohl ein bisschen von beidem. Damals dachte ich, dass wir Marktführer werden und an die Börse gehen. Rückblickend war es die größte Dummheit, privat zu haften. Ich bin total gescheitert und wusste nicht, wie ich das Geld zurückzahlen sollte. Ich bin sogar wieder bei meinen Eltern eingezogen. Die private Insolvenz konnte ich abwenden. Den Kredit zahle ich noch heute ab.

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Aber den hätten Sie doch schon locker tilgen können?

Ja, natürlich. Ich will mich aber daran erinnern, wo ich herkomme. Deshalb zahle ich immer noch 500 Euro jeden Monat – als Mahnmal.

Und wie haben Sie sich nach dem Absturz wieder berappelt?

Ich habe bald wieder gegründet. Es kamen gerade Digitalkameras auf den Markt. Ich habe eine Software entwickelt, mit der man Abzüge von digitalen Bildern bestellen konnte. Ich habe Tag und Nacht gearbeitet. Kodak, Fuji, Agfa, Cewe – alle wollten in den Digitalmarkt, und ich arbeitete an der einzigen Foto-Plattform in Europa. Es ging brutal bergauf. Irgendwann hatte ich mehr als 100 Millionen Kunden auf der ganzen Welt. 2008 habe ich die Firma an Fujifilm verkauft und hatte auf einen Schlag mehrere Millionen.

Und Ihre Eltern waren erleichtert?

Für die war das unvorstellbar. Erst zieht der Sohn wieder ein und weiß nicht, wovon er leben soll. Dann kauft er sich ein schickes Auto und eine Villa. Ich bin aber immer ruhig geblieben, weil ich vorher so hart einstecken musste. Ich feiere nicht die ganze Zeit Partys und trinke Champagner.

Was macht Ihren Erfolg heute aus?

Ich habe relativ viel eigenes Kapital und ein hart erarbeitetes Netzwerk, um noch mehr Kapital an Bord zu holen. Deshalb werden wir 2016 ein großes Investment tätigen können – teurer und waghalsiger als bisher.

Was planen Sie denn?

Mehr kann ich noch nicht sagen.

Aber was ist das Wichtigste bei Ihren Investmententscheidungen?

Ganz klar: die Gründer. Und das Produkt. Ich muss an beides glauben können. Die Finanzplanung kommt erst ganz am Schluss.

Und Ihr Rat an Gründer?

Gehe niemals unter null! Lebe lieber von Cornflakes und zieh wieder zu deinen Eltern. Aber nimm niemals private Schulden auf.

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