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Trigema-Chef Wolfgang Grupp über seine erste Million

Wolfgang Grupp machte aus der verschuldeten Textilfirma Trigema ein Unternehmen mit Millionen-Umsatz.
"Ich habe weder Aktien noch Goldbarren oder sonstige Anlagen, sondern ausschließlich Festgeld. Das reicht mir, denn ich weiß, dass ich mein Geld selbst verdienen muss mit unserer Textilproduktion und mir andere im Zweifel nicht dabei helfen, sondern sich nur selbst bereichern wollen."
Wolfgang Grupp führte das Unternehmen seines Vaters aus den Schulden. Heute erwirtschaftet Trigema einen Umsatz von 94 Mio. Euro.
© Getty Images

Wolfgang Grupp, 73, wurde im schwäbischen Burladingen geboren, wo er heute noch lebt und seine Textilfirma Trigema betreibt. Der als exzentrisch geltende Unternehmer fertigt seine Sport- und Freizeitbekleidung ausschließlich in Deutschland. Zuletzt erwirtschafteten die 1 200 Mitarbeiter einen Umsatz von 94 Mio. Euro.

Capital: Hauskapelle, Pool, englischer Butler, Helikopter: Herr Grupp, Sie leben ganz schön luxuriös. Spüren Sie die deutsche Neidgesellschaft?

Grupp: Überhaupt nicht. Ich bezweifele ­sogar, dass es die gibt. Wenn jemand Leistung bringt und Verantwortung übernimmt, gönnt man ihm den Erfolg. Mir hat noch nie jemand etwas vorgehalten. Für das Unternehmen hafte ich mit meinem gesamten ­Privatvermögen. Wenn ich Fehler mache, will ich dafür auch geradestehen. Das schätzen die Leute.

Sie haben als junger Mann das Unternehmen Ihres Vaters übernommen – mitsamt 10 Mio. D-Mark Schulden. Die Startbedingungen hätten besser sein können, oder?

Das darf man nicht so negativ sehen. Probleme sollte man nicht beklagen, die muss man lösen.

Was heißt das konkret bei Ihnen? Wie haben Sie die Firma innerhalb von sechs Jahren schuldenfrei bekommen?

Mein Vater hatte das Unternehmen stark diversifiziert, das war ein Problem. Ich habe mich von Bereichen, die nur Verluste geschrieben haben, getrennt und mich ausschließlich auf Strick- und Wirkwaren wie Unterwäsche und T-Shirts beschränkt. Es ist besser, eine Sache zu machen, aber die dann richtig.

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Können Sie sich an den Moment erinnern, als die Firma wieder schwarze Zahlen geschrieben hat?

Ja, mein Buchhalter zeigte mir den Kontoauszug, der zum ersten Mal ein Guthaben aufwies. Das hat mich gefreut und stolz gemacht.

Und wann war die erste Million auf Ihrem persönlichen Konto?

Ich trenne nicht zwischen Geschäfts- und Privatkonten. Alles, was ich habe, steckt im Unternehmen. Wenn ich privat Geld brauche, nehme ich es aus der Firma. Geld und Reichtum sind für mich nicht das Wichtigste. Ich habe weder Aktien noch Goldbarren oder sonstige Anlagen, sondern ausschließlich Festgeld. Das reicht mir, denn ich weiß, dass ich mein Geld selbst verdienen muss mit unserer Textilproduktion und mir andere im Zweifel nicht dabei helfen, sondern sich nur selbst bereichern wollen.

Und wann haben Sie sich selbst das erste Mal etwas gegönnt?

Mein Haus habe ich gebaut, als ich wusste, dass ich es problemlos bezahlen, notfalls abreißen und noch einmal neu bauen kann. Das habe ich bar bezahlt. Für eine Privat­investition würde ich nie einen Kredit aufnehmen.

Wer zu Ihnen in die Firma kommt, trifft im Foyer auf einen Stoffaffen – das Empfangspersonal haben Sie abgeschafft. Sparsamkeit ist wahrscheinlich Teil Ihres Erfolgs?

Neben dem Affen steht ein Telefon, mit dem jeder oben in den Büros anrufen kann. Das reicht. Das liegt aber schlichtweg daran, dass wir fast keinen Besuch mehr bekommen. Früher kamen dauernd die großen Versandhandels- und Kaufhauskönige, da hatten wir sogar zwei Empfangsdamen. Heute kommen kaum noch Kunden zu uns ins Haus. Im digitalen Zeitalter ist das nicht erforderlich. Ich muss mich dem Wandel konstant anpassen.

Wo tanken Sie Kraft auf?

Ich schwimme jeden Morgen im Freien und gehe für ein paar Minuten in meine Hauskapelle, um mich zu besinnen. Denn Demut gehört auch zum Unternehmerdasein.

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