Russland kämpft gegen anonyme SIM-Karten

Russland: Gesetz zum Verbot von anonymen SIM-Karten

Ab 1. Januar 2018 dürfen in Russland nur jene Mobilfunkkunden von Dienstleistungen profitieren, deren persönliche Passdaten im System des entsprechenden Anbieters gespeichert sind. Dies berichtet die Wirtschaftszeitung Wedomosti.  

Der Verkauf von anonymen SIM-Karten in Russland ist illegal. Doch zwielichtige Unternehmen lassen sich davon nicht abschrecken. Kein Wunder: Pro Karte können jährlich bis zu 600 Rubel (ca. 9 Euro) verdient werden, berichten Insider zu Wedomosti. Deshalb soll ein Mobilfunk-Gesetz überarbeitet werden, sagte Walentina Matwijenko, die Vorsitzende des Föderationsrats.

Derzeit lagern Mobilfunk-Dienstleister wie MegaFon oder Veon ihren SIM-Karten-Verkauf teilweise an andere Unternehmen aus. Diese wiederum kooperieren ebenfalls mit Subunternehmen. An allen drei Stellen dieser Kette kann es Schwachstellen geben, erklären Experten. Eine Geldquelle seien die Karten selbst, die andere Telefonie, Internet und SMS.

Konfiskation im großen Stil

Ein weiteres Problem seien juristische Personen, die SIM-Karten in großen Mengen bestellen. Jene gelangen zum höheren Preis auf den Schwarzmarkt, erklärte ein Händler gegenüber Wedomosti. Um diese Kette zu durchbrechen, sollen anonyme SIM-Karten in Zukunft nicht mehr funktionieren. Alle Karten ohne verknüpfte Passdaten könnten somit deaktiviert werden.

Doch die Gesetzesänderung sei erst ab 2018 zu erwarten, so der Föderationsrat. Bis dahin versuchen die Behörden, dem Problem mit Beschlagnahmung im großen Stil Herr zu werden. Seit 2016 seien tausende SIM-Karten konfisziert worden – davon alleine 40.000 Stück im Moskauer Einkaufszentrum „Gorbuschkin Dwor“, so die Pressestelle der Medienaufsicht Roskomnadsor.

40 Millionen illegale Karten

Die Maßnahmen der Polizei seien jedoch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, glaubt Eldar Murtasin, führender Analyst der Mobile Research Group. Seiner Einschätzung zufolge betrage die Menge an Karten, die in Russland jährlich ohne Passdaten verkauft werden, rund 40 Millionen. Dies entspreche schätzungsweise 40 Prozent aller SIM-Karten auf dem Markt, so Murtasin.

Ein Unternehmen, das illegale SIM-Karten verkaufe, könne seine Lizenz nicht verlieren, so Roskomnadsor-Vorsitzender Wadim Ampelowski gegenüber dem staatlichen TV-Sender Rossija 24. Lediglich eine Strafzahlung in Höhe von 5.000 Rubel (ca. 75 Euro) sei denkbar. Ein neuer Gesetzentwurf soll diese Strafe allerdings auf bis zu 200.000 Rubel (ca. 3.012 Euro) erhöhen.

Titelbild
[toggle title=”Fotoquelle” open=”yes”] Quelle: warrenski, MTN SIM card, Size changed to 1040x585px, CC BY-SA 2.0