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Filmproduzentin Regina Ziegler über ihre erste Million

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© Getty Images
Die Filmproduzentin Regina Ziegler erhält den Deutschen Filmpreis für ihr Lebenswerk. Capital sprach mit ihr über ihren geschäftlichen Erfolg

Regina Zieglergründete 1973 die Regina Ziegler Filmproduktion und hat seither über 400 Filme und Serienfolgen produziert, vor allem für das Fernsehen. Sie wurde mit etlichen Preisen geehrt, das New Yorker Museum of Modern Art widmete ihr eine Retrospektive. Nachdem ihre Tochter Tanja das Geschäft übernommen hat, nennt sie sich „elder producer“. Am Freitag erhält sie den Deutschen Filmpreis für ihr Lebenswerk.

Capital: Frau Ziegler, wie sind Sie darauf gekommen, Filme zu produzieren?

Ich hatte beim Sender Freies Berlin einen Job als Produktionsassistentin. Ich musste alI die Sachen machen, die auf einen Lehrling warten, Kaffee kochen, die ganze Servicelatte rauf und runter. Aber ich habe zugeschaut, wie man Filme macht. Und eines Tages habe ich mir gesagt: Das kann ich auch. Vielleicht sogar besser. Da habe ich Ziegler Film gegründet – in zwei Räumen und mit einer halben Kraft in Berlin-Wilmersdorf. Das war vor 41 Jahren.

Woher hatten Sie Ihr Startkapital?

Der Film hieß „Ich dachte, ich wäre tot“. Regisseur war Wolf Gremm, mein Mann. Ich brauchte 100.000 Mark. Für einen Neuling eine wahnsinnig hohe Summe. Für Start-ups gab es damals keinen Pfennig. Also ging ich wegen eines Kredits zur Bank. Doch die sagten, dass sie mit Sekretärinnen nicht verhandeln. Dass eine Frau Filme produzieren würde, konnten sie sich nicht vorstellen. Meine Mutter und ein paar Freunde haben schließlich die Summe aufgebracht.


Wie war das, als Sie das erste Mal richtig Erfolg hatten?

Zu meinem Glück habe ich für diesen Film einen Bundesfilmpreis bekommen. Das war nicht nur gut für mein Image, es gab auch Geld. Sie müssen sich vorstellen: Gleich der erste Schuss trifft ins Schwarze! Das ist ein Gefühl, das man nur einmal hat im Leben.

Haben Sie sich vorstellen können, mit Filmen reich zu werden?


Wer sagt denn, dass ich reich bin? Ich bin reich an Erfahrungen, aber sonst allenfalls reich auf Zeit. Mittelständische Produzenten müssen, wenn es eng wird, mit ihrem Geld produzieren. Das ist riskant. Wenn ich dauerhaft hätte reich werden wollen, wäre ich wohl zur Bank gegangen. Aber das wäre mir vermutlich zu langweilig geworden.

Aber irgendwann stand die erste Million auf dem Kontoauszug...


Ja, aber ich konnte gar nicht so schnell schauen – da war sie wieder weg. In unserer Branche kommt das Geld und geht manchmal schneller, als einem das lieb sein kann.

Haben Sie damals gefeiert?

Ich feiere, wenn ich richtiggelegen habe. Also wenn ich Erfolg habe. Aber allein wegen des Geldes? Nein, das ist nicht meine Sache.

So langsam könnten Sie es ja ruhiger angehen lassen. Warum machen Sie das nicht?


Produzieren ist – neben meiner Familie – mein Leben. Warum sollte ich mein Leben reduzieren, wenn ich gesund genug bleibe? Im Übrigen hat meine Tochter Tanja inzwischen den Stab übernommen. Ich bin so was wie ein elder producer.

Wie hat Geld Ihr Leben verändert?

In manchen Bereichen fundamental. Es ist ein großes Privileg, dass ich, wenn jemand in der Familie krank ist, teure Medikamente und unbezahlbare Ärzte notfalls selbst bezahlen kann. Ich versuche, dieses Privileg abzuarbeiten, indem ich mich in sozialen Einrichtungen engagiere oder spende. Geld schafft fundamentale Unterschiede. Es wirkt nicht bewusst, aber faktisch wie ein Auswahlkriterium. Man spricht, man denkt, man reist, man kauft nun mal eher mit seinesgleichen als mit Menschen, die einen anderen Stil pflegen – müssen.

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