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Markenmoment Warum es Em-Eukal-Bonbons auch zum Kauen gibt

Marken müssen sich immer wieder neu erfinden. Em-Eukal hat sein Sortiment um Gummidrops erweitert

Der Chef der Hustenbonbonfirma hat selbst Husten. Doch bei dem mittelfränkischen Unternehmen Dr. C. Soldan, dem Hersteller der Em-eukal-Bonbons, steht an diesem Tag eine wichtige Vertriebstagung an. Also ist Perry Soldan im Büro – und lutscht regelmäßig die Eukalyptusbonbons aus dem eigenen Haus.

Seit Soldan, der Urenkel des Firmengründers Carl Soldan, 2005 die Führung übernahm, hat er die Marke kräftig aufgefrischt. Damals, sagt der 48-Jährige, kannten viele Leute Em-eukal in erster Linie von ihren Großeltern und aus der Apotheke. Im Unternehmen selbst hielten es alle für undenkbar, unter dem Label Em-eukal auch andere Produkte zu verkaufen als Bonbons aus Eukalyptus und Menthol – obwohl der geschätzt mehr als 400 Mio. Euro große Markt für Husten- und Halsbonbons in Deutschland nicht wächst. Mit seinen Wettbewerbern wie Ricola und Wick liefert sich Soldan einen scharfen Verdrängungswettbewerb.

Halsbonbons zum Kauen

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Am Anfang schrieb Soldan ein Konzept, das sie intern „Urfaust“ nennen und an alle Mitarbeiter verteilt haben. Die Traditionsmarke sollte nicht nur renoviert und verjüngt, sondern auch erweitert und auf neuen Absatzkanälen verkauft werden. Soldans Ziel: Nummer zwei hinter Marktführer Ricola werden.

Ab 2008 erfanden die Franken immer neue Rezepturen, etwa mit Ingwer oder Wildkirsche. Parallel dazu brachten sie ihre Bonbons in den Lebensmitteleinzelhandel. Zu der Dehnung, die Soldan der Marke verpasst hat, gehörte auch, in ein Segment zu expandieren, das es bis dahin noch gar nicht gab. Der Chef nennt es „die Welt zwischen Gesundheitsbonbons und Genussgummitieren“ – zwischen den Klassikern aus Hartkaramell und den Fruchtgummis von Haribo und Katjes.

Die Idee für die Gummidrops entstand, als Soldans Marketingchefin einmal sagte: Ich brauche eine halbe Stunde für ein Bonbon. Das muss doch schneller gehen! 2014 kamen die ersten Halsbonbons zum Kauen auf den Markt. Seit Kurzem gibt es sie als Veggie-Produkt.

Die Gummidrops seien „konsumintensiver“ als Lutschbonbons, sagt Soldan. „Eine Tüte davon kann man schnell leer machen.“ Deshalb rechnet er sich aus, dass das neue Segment einmal mindestens so viel Umsatz bringen kann wie das Stammgeschäft mit den Hartkaramellbonbons – nicht sofort, aber spätestens dann, wenn er in Rente geht. Schon heute merkt Soldan, dass er es in seinem neuen Geschäftsfeld mit größeren Wettbewerbern zu tun hat: Katjes mit seiner Marke Wick und Haribo ziehen schon nach.

Zum Gegenangriff übergehen und die Marke noch weiter dehnen will Soldan aber nicht. „Ich träume nicht davon, wie Haribo zu werden“, sagt er. Ein reines Genussprodukt funktioniere unter der Marke Em-eukal nicht. So wird es im „Urfaust 2“ stehen, an dem Soldan gerade arbeitet. Darin setzt er auch ein neues Ziel für sein Stammgeschäft: Marktführer werden.

Unternehmen: Die Wurzeln des fränkischen Familienunternehmens Dr. C. Soldan reichen ins Jahr 1899 zurück. Damals legte Carl Soldan in Nürnberg den Grundstein für die Firma, die mittlerweile in Adelsdorf in der Nähe von Erlangen sitzt. Das Unternehmen mit rund 200 Mitarbeitern machte im letzten Geschäftsjahr einen Umsatz von knapp 80 Mio. Euro.

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