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Western von gestern Dennis Kozlowski: Tycos sündiger Tycoon

Die Wirtschaft ist voller Skandale und Kämpfe. Capital erinnert an die besten. Diesmal: Ex-Tyco-Chef Dennis Kozlowski
Dennis Kozlowski wurde zu 25 Jahren Haft verurteilt
Dennis Kozlowski wurde zu 25 Jahren Haft verurteilt
© Illustration: Jindrich Novotny / Foto: Reuters

Der Stahlkasten misst drei Meter mal 1,50, ist zwei Meter hoch. Ein Bett mit Matratze ist an die Wand geschraubt, daneben eine Toilette mit Waschbecken. Es gibt kein Fenster, nur eine Stahltür mit Guckloch. Achteinhalb Jahre saß Dennis Kozlowski in dieser Zelle in Marcy, einem Kaff an der kanadischen Grenze.

Der bullige Mann mit Glatze war einst einer der schillerndsten Manager der USA. Aus dem Alarmanlagenhersteller Tyco formte er in den 90er-Jahren einen Großkonzern. Doch dabei ging wohl nicht alles mit rechten Dingen zu. Ein Gericht verurteilte Kozlowski 2005 wegen Betrugs und Bilanzmanipulation. Der Vorwurf: Der Ex-Chef soll 600 Mio. Dollar Firmenvermögen für private Zwecke verschwendet haben.

Tycos Bilanzen waren künstlich aufgebläht

Figure Capital-Cover 04/17
Die aktuelle Capital

Die Jahre im Knast haben Kozlowski äußerlich verändert. Er hat abgenommen, sein Gesicht ist fahl. Seine Ansichten aber sind geblieben. Er beharrt darauf, dass er jeden Cent, den er aus Tyco heraustrug, verdient hatte. Auf dem Zenit seiner Karriere lag der angebliche Wert des Mischkonzerns bei 115 Mrd. Dollar. Kozlowski hatte binnen zehn Jahren den Umsatz von drei auf mehr als 30 Mrd. Dollar gepusht – mit Hunderten von Übernahmen. Die Börse jubelte. Dabei waren die Bilanzen künstlich aufgebläht.

In Erinnerung bleiben wird Kozlowski nur als der „sündige Tycoon“, wie ihn die Boulevardpresse taufte. Im kollektiven Gedächtnis wird er immer der Mann bleiben, der 6000 Dollar für einen goldenen Duschvorhang ausgab. Der sich zum Hummer-Essen mit dem Heli mal eben in die Hamptons fliegen ließ, der dekadente Partys schmiss. Wie die Geburtstagsfeier auf Sardinien für seine Frau, bei der Kellner Gladiatorenkostüme trugen und Hostessen Toga. Kosten: 2,1 Mio. Dollar. Kozlowski leistete sich Immobilien in Florida für 29 Mio. Dollar und ein 16,8 Mio. Dollar teures Apartment in New York. Alles auf Firmenkosten. Dabei verdiente er bis zu 170 Mio. Dollar im Jahr.

Als Kozlowski 2002 bei Tyco ausschied, untersuchten seine Nachfolger die Geldströme. Nicht nur sich hatte Kozlowski bereichert, sondern auch 51 Mitarbeiter mit 96 Mio. Dollar aus der Firmenkasse bedacht.

Ein erster Prozess 2004 scheiterte, doch die Staatsanwaltschaft ließ nicht locker. Ein Jahr später wurde Kozlowski dann doch noch verurteilt. Zu 25 Jahren Haft und einer Zahlung von 134 Mio. Dollar. 2014 wurde er vorzeitig aus der Haft entlassen. Wegen guter Führung.

Hauptperson

Dennis Kozlowski lebt heute mit seiner dritten Frau, die der 70-Jährige während seiner Zeit in Haft kennenlernte, in einem kleinen Apartment in Manhattan. Der Nachfahre polnischer Einwanderer erlebte eine amerikanische Karriere. Er war Zeitungsjunge und Autowäscher, machte eine Ausbildung zum Buchprüfer und stieg 1975 bei Tyco ein. 1992 wurde er Vorstandschef, bekleidete das Amt zehn Jahre lang. Sein ausschweifender Lebensstil machte ihn zu einem der unbeliebtesten US-Manager.

Western von Gestern erscheint jeden Monat in Capital. Weitere Folgen: Der Kampf von LTU und Air Berlin, Der AEG-Untergang, Die Parmalat-Pleite, Lada - der russische Volkswagen, Barilla übernimmt Kamps, Die Schlacht um den New Yorker Hafen, Daimlers teure Auto-Hochzeit, Merck gegen Merck, Das Ende der Neuen Heimat und Aufstieg und Fall der Citigroup

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