Das menschliche Blut enthält stets eine gewisse Menge CO2, gelöst im Blutplasma oder gebunden an die roten Blutkörperchen. Das ist nicht nur unbedenklich, sondern überlebenswichtig. Doch kippt die Konzentration, wird es kritisch: Zu viel CO2 etwa senkt den pH-Wert des Blutes – es wird saurer. Der Betroffene wird benommen, bekommt Krämpfe, fällt vielleicht ins Koma, erstickt im schlimmsten Fall.

Mit den Ozeanen weltweit passiert etwas Vergleichbares. Seit Beginn der industriellen Revolution vor rund 200 Jahren haben sie laut der Vereinten Nationen ein Drittel der menschengemachten CO2-Emissionen in sich aufgenommen. Das Gas hat sich im Wasser gelöst oder wurde verarbeitet von einzelligen Algen, dem Phytoplankton. Bestimmte Meeresströmungen haben dazu geführt, dass inzwischen riesige Speicher des Treibhausgases in der Tiefsee lagern. Doch die Kapazitäten der Ozeane sind mehr als voll. Das gesunde Gleichgewicht gerät aus ins Wanken, die Meere übersäuern, was darin lebt, wird krank.

Die Weltgemeinschaft muss dringend etwas unternehmen. Meere und Ozeane bedecken mehr als 70 Prozent der Erdoberfläche. Millionen Arten sind im Meer und an den Küsten zu Hause. Ein Großteil davon ist noch nicht einmal erforscht. Umso wichtiger ist deshalb die erste UN-Konferenz zum Schutz der Weltmeere, die am heutigen Freitag in New York nach fünf Tagen zu Ende geht. Denn die Übersäuerung ist nicht das einzige große Umweltproblem im Meer.

Temperaturen steigen, Korallen bleichen

Die globale Erwärmung stört die empfindlichen ökologischen Gleichgewichte erheblich und wird zu einer wachsenden Bedrohung für Meeresbewohner. Eine deutlich sichtbare Folge ist die Korallenbleiche.

Korallen gehören zu den Nesseltieren. Sie leben in einer Gemeinschaft mit Algen auf einer Kalkschicht, die jährlich, aber extrem langsam wächst. Sie sollen ein Viertel der Artenvielfalt der Meere ausmachen. Wenn die Temperaturen in tropischen Gewässern aber zu hoch werden, beginnen die Algen, giftige Moleküle abzusondern. Die Koralle stößt sie daraufhin ab und gibt damit eine wichtige Nahrungsquelle auf. In der Folge kann sie keinen Kalk mehr produzieren und verliert ihre Farbe, bleicht also aus.

Erst im März dieses Jahres wurde bekannt, dass das Great Barrier Reef vor der Ostküste Australiens bereits das zweite Jahr in Folge eine Korallenbleiche verkraften musste. Auf Kontrollflügen entdeckte die dortige Marineparkbehörde über viele Kilometer hinweg schwere Schäden am Riff. Bis dahin hatten zwischen den Bleichen am Great Barrier Reef immer einige Jahre gelegen, in denen es sich erholen konnte. Nach Angaben von Meeresforschern braucht ein Riff dazu normalerweise fünf Jahre.

Nicht nur die Korallenriffe gehen im Zuge der Erwärmung an vielen Orten der Erde zugrunde. Weil die Temperaturunterschiede die Strömung verändern, findet etwa das Phytoplankton weniger Nahrung. Die Einzeller, die CO2 in ihrer Fotosynthese verwerten, sterben. Damit schwindet ein wichtiger Regulator des irdischen Klimas und eine wichtige Nahrungsquelle für andere Meerestiere.