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  3. Zahnverlust: Fallen einem bei Stress wirklich die Zähne aus?

Wissenschaft Demi Moore

Kann man durch Stress seine Zähne verlieren?

Demi Moores Lächeln ist nicht echt. Das offenbarte die Schauspielerin nun selbst. Durch Stress habe sie ihre Frontzähne verloren. Eine Zahnarzt verrät, ob das wirklich sein kann.
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In vielen Filmrollen zeigt Demi Moore, 54, ein perfektes Lächeln. Aber ihre Zähne sind nicht alle echt. Sie habe zwei Schneidezähne durch Stress verloren, gestand die Schauspielerin nun in der US-amerikanischen „The Tonight Show“ mit Jimmy Fallon. Ein Foto, das Moore dabei hatte, zeigte sie mit der Lücke.

Karl-Georg Pochhammer, Zahnarzt und Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung, erklärt, ob das wirklich sein kann und was man sich vor dem Verlust der Zähne schützen kann.

DIE WELT: Kann man durch Stress seine Zähne verlieren?

Karl-Georg Pochhammer: Das ist schon möglich, allerdings ist es nicht der Stress selber, durch den die Zähne ausfallen. Sondern der Stress führt dazu, dass die betroffenen Patienten mit den Zähnen knirschen und mit dem Kiefer pressen. Auf Dauer können die Zähne dadurch locker werden und im schlimmsten Fall ausfallen.

DIE WELT: Ist es Zufall, dass bei Demi Moore ausgerechnet die Frontzähne ausgefallen sind?

Pochhammer: Gerade die Frontzähne haben sehr kleine Wurzeln. Die halten dem Druck manchmal nicht mehr stand.

DIE WELT: Also können bei völlig gesunden Menschen durch Stress einfach die Zähne ausfallen?

Pochhammer: Bei gesunden Menschen kommt das eher selten vor. Aber völlig ausschließen kann man das nicht. Wahrscheinlicher ist es aber bei Patienten, die bereits unter einer Zahnfleischerkrankung leiden, also einer Parodontitis. Darunter leiden allerdings mehr als 50 Prozent aller Deutschen.

DIE WELT: Kann das Knirschen mit den Zähnen noch anderen Schaden anrichten?

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Pochhammer: Die Muskulatur im Kiefer verkrampft und kann wehttun. Das kann so weit gehen, dass der Patient den Mund nicht mehr aufbekommt. Das kann wirklich sehr schmerzhaft sein – ähnlich wie ein Wadenkrampf.

DIE WELT: Was kann man dagegen tun?

Pochhammer: In der Regel verordnen Zahnärzte eine Schiene aus Kunststoff, die man in der Nacht trägt. Darüber hinaus kann man den Patienten auch mit Medikamenten behandeln, die die Muskulatur entspannen und gegen den Schmerz helfen. Wichtig ist auch eine manuelle Therapie durch den Physiotherapeuten. Die hilft oft auch sehr gut.

Dr. Karl-Georg Pochhammer, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KZBV und Zahnarzt
Zahnarzt Karl-Georg Pochhammer gibt Entwarnung: Bei gesunden Menschen fallen Zähne durch Stress allein nicht einfach aus
Quelle: KZBV/Darchinger

DIE WELT: Kann man sich die Physiotherapie vom Zahnarzt verschreiben lassen?

Pochhammer: Ja, der Zahnarzt kann hier eine sogenannte manuelle Therapie verschreiben.

DIE WELT: Viele denken sich nichts weiter dabei, wenn sie morgens leichte Verspannungen im Kieferbereich haben. Wie kann man sicher sein, dass man eine Schiene brauche?

Pochhammer: Jeder sollte regelmäßig zur Kontrolle gehen. Wir empfehlen zweimal im Jahr. Der Zahnarzt erkennt dann, ob etwas getan werden muss.

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DIE WELT: Wie viele Menschen tragen so eine Schiene?

Pochhammer: Immer mehr Menschen knirschen mit den Zähnen. Das liegt daran, dass die Arbeitsbelastung und damit eben auch der Stress zunimmt. Genaue Zahlen dazu, wie viele Menschen eine Schiene tragen, gibt es nicht.

DIE WELT: Sie meinten, dass vom Zahnausfall vor allem Parodontitis-Patienten betroffen sind. Warum?

Pochhammer: Parodontitis entsteht fast immer durch Bakterienbelege, die zu einer Entzündung des Zahnfleisches führen. Dadurch bilden sich Taschen, in denen sich noch mehr Belege absetzen können. Durch die Entzündung bildet sich auch der Knochen zurück. Der Zahn sitzt dadurch nicht mehr so fest. Das ist irreversibel. Was weg ist, ist weg. Deshalb ist es wichtig, die Entzündung rechtzeitig zu behandeln.

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DIE WELT: Wie?

Pochhammer: Bereits vorbeugend wirkt hier eine professionelle Zahnreinigung. Wer das regelmäßig machen lässt, bekommt in der Regel auch keine Parodontitis.

DIE WELT: Ist Parodontitis die häufigste Ursache dafür, dass Zähne ausfallen?

Pochhammer: Mittlerweile schon – zumindest wenn man Unfälle außer Acht lässt. Früher hat die Karies eine große Rolle gespielt. Das ist aber deutlich zurückgegangen.

DIE WELT: Bei Schwangeren gab es immer den Spruch „für jedes Kind einen Zahn“. Angeblich sollen der Frau Nährstoffe durch das Kind entzogen werden. Stimmt das?

Pochhammer: Das ist ein Mythos. Die Zähne sind bei Erwachsenen voll entwickelt und brauchen nicht mehr viele Nährstoffe. Dass Schwangere oder junge Mütter schneller Zahnprobleme haben, liegt nicht am Nährstoffverlust. Es liegt zum einen an der Hormonumstellung, durch die sich das Zahnfleisch schneller entzündet. Das führt dazu, dass oft schlechter geputzt wird, weil es wehttut. Hinzu kommt, dass Schwangere mitunter bestimmte Essgewohnheiten ausbilden. Sie essen viel Saures oder Süßes. Das ist für die Zähne schlecht.

THE TONIGHT SHOW STARRING JIMMY FALLON -- Episode 0690 -- Pictured: (l-r) Actor Demi Moore during an interview with host Jimmy Fallon on June 12, 2017 -- (Photo by: Andrew Lipovsky/NBC/NBCU Photo Bank via Getty Images)
In der "The Tonight Show" mit Moderator Jimmy Fallon erzählte Demi Moore erstmals öffentlich, dass ihr durch Stress die Zähne ausgefallen seien
Quelle: Getty Images

DIE WELT: Weil die Säure den Zahnschmelz angreift?

Pochhammer: Richtig. Dadurch wird der Zahn empfindlicher und anfälliger für Karies. Das sieht man auch bei Alkoholikern.

DIE WELT: Inwiefern?

Pochhammer: Sie haben einen gesteigerten Magensäurespiegel, was sich nachteilig auf die Zähne auswirkt. Auch Patienten mit Bulimie haben oft einen kaputten Zahnschmelz, weil sie sich so oft erbrechen. Ein Zahnarzt erkennt deshalb diese Art der Essstörung schon an den Zähnen. Aber auch eine vermeintlich gesunde Ernährung kann schädigend sein.

DIE WELT: Wie das?

Pochhammer: Wer ständig Obst ist, setzt seinen Zähne dauerhaft der Fruchtsäure aus. Der Speichel im Mund braucht aber zwei Stunden, um die Säure zu neutralisieren. Statt ständig ein bisschen zu essen, sollte man sich also besser an feste Mahlzeiten halten. Je gesünder die Zähne, desto unwahrscheinlicher, dass sie ausfallen – selbst bei dauerhaftem Stress.

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