Geht doch, könnte man denken, wenn man Unternehmen betrachtet, die von Frauen gegründet wurden. Weibliche Gründerinnen sind nach wie vor eine Minderheit in der Start-up Szene. In Deutschland machen sie entsprechend dem Deutschen Startup Monitor 2016 etwa 13,9 Prozent der Gründerszene aus. Doch ob Businesslösungen oder Rezeptplattform, sie treffen mit ihren Start-ups offenbar präzise den Nerv. Etailment stellt 13 spannende  Gründungen erfolgreicher Frauen vor.

1 | lemoncat.de – Doreen Huber
Nach drei Jahren Arbeit bei Delivery Hero und eineinhalb Jahren VC Springstar in Kalifornien weiß sie, wie es geht. Doreen Huber startet die Catering-Plattform Lemoncat. Finanziell wird sie unterstützt von Rocket Internet, Point Nine Capital, Target Global und Delivery-Hero Gründer Lukasz Gadowski. Im Gegensatz zu den Wettbewerbern Caterwings und HeyCater hat Lemoncat ausschließlich Geschäftskunden im Visier.

Doreen Huber hat sich mit Lemoncat auf Business Catering spezialisiert.
© Foto: Lemoncat
Doreen Huber hat sich mit Lemoncat auf Business Catering spezialisiert.
Der Vorteil: Anders als Privatkunden, bestellen Firmen regelmäßig und geben auch immer wieder größere Bestellungen auf.  Gutes Essen ist heute in Unternehmen ein wichtiger Bestandteil der Firmenkultur – ein Signal an Mitarbeiter wie an Geschäftskunden. Die Webseite gibt Impulse und Empfehlungen für einzelne Anlässe und vermittelt lokale Caterer – und verspricht den zum günstigsten Preis. Vom Standort Berlin aus will Doreen Huber einen global Player aufbauen. Gestartet wird in 50 deutschen Städten.

2 | kitchenstories.de - Verena Hubertz und Mengting Gao
Tim Cook von Apple kam vorbei und wollte die Ladies persönlich kennenlernen. Denn Mengting Gao und Verena Hubertz haben in Berlin mit Kitchenstories eine App kitchenstories entwickelt, die im Apple App Store zu „Das Beste aus 2015“ gekürt wurde. Es geht ums Kochen. 2013 plünderten die beiden ihr Sparbuch und starteten 2014 mit Erklärvideos und Schrittfotos. Damit werden detailliert einzelne Zubereitungsschritte oder Handhabungstipps gezeigt. Die kochbegeisterte Community steuert zudem Rezepte bei, die im identischen Design aufbereitet sind.
So einfach die Idee, so unerwartet erfolgreich wurde sie: 13 Millionen Nutzer – und dabei wird es nicht bleiben.

3 | project-oona – Maru Winnacker
Die Phase mit dem Kaufladen in der Kinderzeit hat Maru Winnacker offenbar ausgedehnt, hat auf dem Schulbasar Selbstgemachtes für den guten Zweck verkauft und wollte angeblich mit 16 Gründerin werden. Der Begriff mag damals noch nicht ganz so hipp gewesen sein, vor allem nicht unter Frauen. Maru Winnacker ist heute 38. Mit Project Oona hat sie 2012 bereits ihr zweites Startup eröffnet, nachdem sie nach ihrer Ausbildung an der European Business School zunächst in der Industrie gearbeitet und 2006 ihr Startup seasonstea.de auf den Weg gebracht hatte.
Sie verkauft handgefertigte, personalisierte Taschen im Premium Segment. Die Kundin wählt unter verschiedenen Taschenmodellen wie Business, Clutch, Bucket oder Shopper, präferiert die Farbe des Leders und schließt die Auswahl mit dem Innenfutter ab. Jetzt soll in Kürze ein Konfigurator online gehen.

4 | makerist.de – Amber Riedl
Burda Moden hat es vorgemacht: Pullover stricken, Taschen häkeln, Schnittmuster rausradeln oder bestellen und zum Beispiel in zehn Schritten Rock, Hose, Kinderkleidung einfach nacharbeiten. Selbermachen ist heute wieder in. makerist.de ist die digitale Antwort auf den Printklassiker. Die Kanadierin Amber Riedl lebt in Berlin und startete 2013 gemeinsam mit Axel Heinz die Plattform fürs Handarbeiten oder neudeutsch handicraft.
Amber Riedl
© makerist
Amber Riedl
Die Handarbeitsschule im Internet bietet paid content: vom Häkeln, Stricken, Nähen bis zum Patchwork. Es lassen sich Schnittmuster oder Anleitungen als PDF herunterladen, wer genauere Hilfestellung benötigt, kauft sich ein Video – das passende Arbeitsmaterial gibt es natürlich auch zu kaufen. Das Modell funktioniert. 2016 gewann Riedl mit makerist.de den Female Digital Leader Award in der Kategorie Lifestyle.

5 | CareerFoundry.com – Raffaela Rein
Sie ist schon ein alter Hase im Start-up Geschäft. Sie baute mit Rocket Internet und Axel Springer Unternehmen auf und arbeitete als Investmentstrategin für BlackRock. Jetzt ist sie als Co-Gründerin erfolgreich. Ihre Überzeugung: Die digitale Welt braucht gut ausgebildete Talente. Ihr Ansatz: Erfahrung. Nur mit Nutzererfahrung entwickeln Unternehmen erfolgreichere Produkte.
Deshalb setzt CareerFoundry.com mit Sitz in Berlin als eine der führenden Online-Schulen auf die Erfahrung von Unternehmern beziehungsweise Profis aus der Praxis. Über ein Mentoringprogramm wird ein Student oder Studentin 1 :1 von einem Experten begleitet und fit gemacht. Er lernt die „Fähigkeiten, um genau die Karriere voranzutreiben, die er liebt“, verspricht die Homepage und garantiert nach Abschluss einen Job innerhalb von sechs Monaten. Im Angebot sind iOS Development, UI Design, Web Development und UX Design. Seit 2014 wurden 27.000 Menschen ausgebildet. Heute betreuen 50 Mitarbeiter Kunden in 85 Ländern weltweit.

6 | Liketoknow.it – Amber Venz Box
Die Looks der VIPs haben schon immer interessiert. Statt Sortimente durchzublättern, lässt man sich von Stars und It-Girls und deren aktueller Mode inspirieren und zwar via Instagram. User können Kleidung oder Produkte der auf der Plattform postenden Stars und Sternchen kaufen. Dazu muss der Nutzer die entsprechenden Bilder liken und erhält dann eine E-Mail mit weiterführenden Informationen zu dem gewünschten Produkt. In den vergangenen zweieinhalb Jahren wurden über Liketoknow.it Waren im Wert von 250 Millionen US-Dollar gekauft. Amber Venz Box gehört zur Elite der „30 unter 30“-Forbes Liste im Bereich Handel und E-Commerce.

7 | deindesign.com – Victoria Chirita
Wider die Konformität hilft Individualisierung. Einerseits gehört man als iPhone, Galaxy oder XY-Nutzer zur einer In-Gemeinde, andererseits sieht halt ein Gerät aus, wie das andere. Das lässt sich ändern, dachte sich Victoria Chirita, Co-Gründerin der DeinDesign GmbH. Seit 2006 hat sich das Unternehmen auf die Individualisierung von elektronischen Geräten wie Smartphone, Tablet, Notebook, Spielkonsolen und Co. spezialisiert.
Die Kunden haben die Wahl: Sie können sich Motive aus einer Sammlung raussuchen oder beispielsweise die iPhone Hülle mit eigenen Fotos selbst gestalten. Alle Produkte werden in Rheinland-Pfalz  "on demand" personalisiert und innerhalb von 24 Stunden weltweit versendet.
Rund 100 Mitarbeiter sind an Bord. DeinDesign ist bereits zwei Mal mit dem Branchenaward "Druck&Medien" ausgezeichnet: Im Jahr 2010 für das "E-Business-Modell des Jahres" und 2014 in der Kategorie "Innovativstes Unternehmen". Seit Juli 2015 ist DeinDesign ein Tochterunternehmen der CEWE Stiftung & Co. KGaA.

8 | brandbastion.com – Jenny Wolfram
Je anonymer es möglich ist, die eigene Meinung zu verbreiten, umso häufiger wird davon hemmungslos Gebrauch gemacht und teilweise dabei Grenzen überschritten. Besonders betroffen sind soziale Medien. Unternehmen, die hier präsent sind, müssen täglich mit negativen Kommentaren und Äußerungen umgehen. Die Juristin Jenny Wolfram hat diese Entwicklung beobachtet und BrandBastion gegründet. Sie verspricht negative Inhalte zu identifizieren und zu elimineren und so den Ruf einer Firma zu schützen. Ob Facebook, Instagram, Youtube oder gängige Foren, BrandBastion durchkämmt automatisiert die Kommentare und Posts und fischt Verdächtige heraus. Bevor die Posts verborgen oder gelöscht werden, überprüfen sie Mitarbeiter. Jenny Wolfram hat einen Nerv getroffen. Sie ist mittlerweile in Helsinki, Palo Alto und New York vor Ort und über Mitarbeiter in weiteren 12 Ländern präsent.

9 | outfittery.de – Anna Alex
Die Zweifel waren zunächst groß. Was in den USA funktioniert, muss in Europa nicht notwendigerweise ein Erfolg werden. Man traute den Männern hierzulande nicht zu, dass sie sich helfen lassen. Anna Alex hat gemeinsam mit Julia Bösch ein Konzept entwickelt und – damit Erfolg. Nach vier Jahren ist Outfittery europäischer Marktführer im Curated Shopping-Markt und bedient Kunden in acht verschiedenen Ländern. Es läuft: Laut Bundesanzeiger hat Outfittery im Geschäftsjahr 2015 einen Nettoumsatz von rund 36 Millionen Euro erwirtschaftet. Das ist fast doppelt so viel wie 2014.

10 | crowdyhouse.com – Susan Claesen
Nicht nur an den Hotspots wie New York, Berlin, Kopenhagen entstehen trendige Möbel und Accessoires für das moderne Zuhause. Kreative Werkstätten finden sich überall. Doch wie kommen die Käufer zu den Anbietern? Ein altes Thema. Susan Claesen hat mit crowdyhouse.com eine Plattform geschaffen, die aktuell nahezu 600 kleinen Designern die Möglichkeit bietet, ihre Möbel, Accessoires, Lampen, Keramik, Textilien bis hin zu Schmuck zu präsentieren und zu verkaufen.

11 | swipesapp – Yana Vlatchkova
Zeit ist knapp. Jeder will sie so effizient wie möglich nutzen. Da kommt eine Produktivitäts-Management-App wie Swipes gerade richtig. Yana Vlatchkova studierte International Sales and Marketing in Aarhuus. Gemeinsam mit ihren Freunden Kasper Pihl Tornoe und Stefan Vladimirov entwickelte sie 2012 die App. Sie ist eine Art interaktive To-do-Liste, auf der man Aufgaben markieren, priorisieren und crossmedial, zum Beispiel über Evernote, nutzen kann. Das Ganze ist teamfähig, so dass sich leicht Projekte organisieren lassen. Das Swipes-Team besteht mittlerweile aus sechs Personen und hat Büros in Sofia und Palo Alto, Kalifornien. 2015 wurde die App als „#1 app worldwide“ im Apple App Store ausgezeichnet.
12 | JT Touristik – Jasmin Taylor
Die gebürtige Iranerin kam mit 17 ohne Geld und Sprachkenntnisse nach Deutschland. Ein schwieriger Start. Sie hat sich entschlossen durchgesetzt: Abitur, Bachelor- und Masterstudim in den USA und  gründetet JT Touristik. Sie bietet 150 Reiseziele weltweit mit Schwerpunkt Vereinigte Arabische Emirate. 330.000 Urlauber starten 2015 mit JT Touristik in die Welt. Damit gilt sie als eine der erfolgreichsten Unternehmerinnen der deutschen Tourismusbranche.

13 | selocoffeefruit.com – Laura Zumbaum
Wachmacher Kaffee ist aus westlichen Kulturen nicht mehr wegzudenken. Verantwortlich für die Wirkung ist das Koffein und das steckt nicht nur in der (gerösteten) Bohne sondern auch in der Kirsche drumherum. In Panama weiß man das, und brüht die Kaffeekirsche zum Tee auf. Laura Zumbaum hat diese Idee importiert und für westliche Konsumenten und Hipster marktfähig gemacht: Selosoda – die koffeinhaltige, vegane, kohlensäurehaltige Erfrischung. Seit 2015 wird das Sprudelwasser online vertrieben und ist in Szenekneipen zu haben.

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