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Designerin Jette Joop über ihre erste Million

Die Modeschöpferin Jette Joop konnte sich über ihre erste Million nicht recht freuen: „Ich war so erschöpft“
"Wer, wie vermutlich die meisten Unternehmer, ebenso viel Erfolg wie Misserfolg, Verzweiflung und Euphorie erlebt und durchgestanden hat, der hat wahrlich keinen Grund durchzudrehen, wenn es mal wieder gut läuft. Das Unternehmerleben erdet."
Modeschöpferin Jette Joop

Jette Joop, 47, Tochter von Wolfgang Joop, studierte Industriedesign in Kalifornien, arbeitete in New York für ­Ralph Lauren und den Juwelier Barry Kieselstein Cord. Mit ihrer Jette GmbH kreiert sie Uhren und Schmuck für die Juwelierkette Christ, Parfums für den Kosmetikkonzern Coty sowie Wandfarben und Fertighäuser

Capital: Frau Joop, trotz des bekannten Namens war Ihre Karriere kein Selbstläufer. Woran lag es?

Joop: Nachdem es mit meiner ersten Schmuckkollektion in Manhattan nicht so recht geklappt hat, bin ich nach Deutschland zurückgekommen und habe 1997 den zweiten Versuch gestartet. Dieses Mal mit einem Partner und großen Zielen: alles hochwertig produziert, Armbänder bis 20.000 Euro, Ringe ab 2000 Euro.

Und damit waren Sie dann erfolgreich?

Ja, das schon. Dabei hatte ich keine kaufmännische Erfahrung und kannte das Konzept von Kommissionsware nicht. Ich wusste auch nicht, was das für den Cashflow bedeutet. Für mich hieß es: learning by doing.

Und wie hilfreich war Ihr Name? Ihr Vater ist der bekannte Mode­designer Wolfgang Joop.

Joop zu heißen hat zweifellos Türen geöffnet. Gleichzeitig steigt aber auch der Druck. Bis ich elf Jahre alt war, habe ich mit meinen Eltern und meiner Schwester in einer Mietwohnung in Hamburg gelebt. Meine Mutter war damals Moderedakteurin, und mein Vater hatte seine Designerkarriere gerade erst begonnen.

Und wann schafften Sie den Durchbruch?

Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich 1998 bei einer Modemesse in Shanghai zu Journalisten gesagt habe: „Ich möchte definitiv bald die erste Umsatzmillion knacken.“ Da war ich 30 und meine Tochter ein knappes Jahr alt. Es dauerte auch gar nicht so lange. Und als die Millionengrenze geknackt war, war ich völlig fertig: erst die Sorge, dass niemand kauft, was ich mir ausgedacht hatte. Dann der erste Achtungserfolg mit der Debütkollektion in Gold für Christ. Damit verbunden waren neue Sorgen, ob ich das wiederholen könnte.

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Wann landete dann die erste Million auf Ihrem Privatkonto?

Das hat etwas länger gedauert, etwa bis 2007. Mit der Juwelierkette Christ hatte ich die erste Lizenzpartnerschaft vereinbart. Die Umsätze stiegen, wir vergaben weitere Lizenzen, bauten Nebengeschäfte auf. Und an dem Tag, als die erste siebenstellige Summe auf meinem Kontoauszug erschien, war ich nach sehr langen, anstrengenden Verhandlungen in der Firma so erschöpft, dass die Freudensprünge ausblieben.

Können Sie gut mit Geld umgehen?

Ich bin von Natur aus nicht wirklich gut darin.

Das heißt, Geld ist Ihnen nicht so wichtig?

Geld als Selbstzweck macht mich nicht sonderlich glücklich. Ich will damit etwas tun, gestalten, erreichen, eine Idee verwirklichen. Ich will für meine Kinder etwas Eigenes, Solides aufbauen, und zwar unabhängig von den Aktivitäten meiner Familie. Das treibt mich heute wie damals an.

Das klingt geradezu bescheiden.

Wer, wie vermutlich die meisten Unternehmer, ebenso viel Erfolg wie Misserfolg, Verzweiflung und Euphorie erlebt und durchgestanden hat, der hat wahrlich keinen Grund durchzudrehen, wenn es mal wieder gut läuft. Das Unternehmerleben erdet.

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