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Erlebnisunternehmer Jochen Schweizer über seine erste Million

Jochen Schweizer
Jochen Schweizer
© GABO
„Kapital entsteht durch Konsumverzicht“, sagt der Unternehmer Jochen Schweizer

Jochen Schweizer, 57, wurde in Heidelberg geboren. 1985 brachte der Stuntman das Bungeejumping nach Deutschland. Schweizer begann, Erlebnisgutscheine zu verkaufen. Heute macht er 60 Mio. Euro Umsatz pro Jahr und beschäftigt 300 Mitarbeiter.

Capital: Herr Schweizer, Sie …

Schweizer: … warten Sie, ich gehe mal in mein Haus, da verstehen wir uns besser. Vielleicht liegt es an meiner Ohrenentzündung vom Flussschnorcheln.

Flussschnorcheln?

Ja, ich bin am Wochenende mit meinen beiden Söhnen in der Traun gewesen. Es war verdammt kalt. Wir haben uns vielleicht den falschen Tag dafür ausgesucht, aber wir konnten alles sehen: Welse, Forellen, einen stehenden Hecht. Wir sind durch Stromschnellen getaucht. Ein fantastisches Erlebnis.

Nun verkaufen Sie ja solche Erlebnisse: Wie kam es dazu?

Los ging es mit dem Sprung von einer Staumauer in Willy Bogners Film „Feuer, Eis und Dynamit“ 1987. Danach wollten alle auf einmal Bungee springen. Das war die Geburt meines Unternehmens. Später habe ich den Vertical Catwalk erfunden …

Was ist denn das?

Das ist eine an Gebäudefassaden inszenierte Show. Dabei tanzen an Seilen gesicherte Models vertikal in die Tiefe. Wir haben solche Shows an mehr als 100 Wolkenkratzern auf der Welt durchgeführt, inklusive Rockefeller Center in New York oder Taipei 101 – dem damals höchsten Gebäude der Welt. Bis heute haben wir über 6000 Events produziert, zum Beispiel die Enthüllung des Brandenburger Tors oder die Eröffnung des Terminal 2 am Münchner Flughafen. Im Internet bieten wir heute über 1500 Erlebnisse zum Verschenken oder Selbsterleben an.

Woher hatten Sie das Startkapital?

Ich hatte keins.

Klingt schwierig.

Schauen Sie, Karl Marx hat mal geschrieben, Kapital entsteht durch Konsumverzicht. Ich habe privat wenig Geld ausgegeben und das meiste, was ich verdient habe, wieder ins Unternehmen gesteckt.

Wovon haben Sie dann gelebt?

Die Firma und ihre Entwicklung standen im Vordergrund. Das Unternehmen ist dann organisch gewachsen. Mit den Aufträgen kam der Cashflow. Aus sechs Mitarbeitern in den 80er-Jahren wurden über 300.

Erinnern Sie sich daran, wie Sie die erste Million geknackt haben?

Ich kann mich zumindest daran erinnern, als wir zum ersten Mal 1 Mio. Umsatz gemacht haben. Das war spektakulär. Wir haben 2004 das Erlebnisportal online gestellt und mit 180.000 Euro Umsatz angefangen. Ein Jahr später haben wir auf einen Schlag 3,6 Mio. Euro Umsatz gemacht, ein gewaltiger Sprung.

"Das Feiern haben wir später nachgeholt"

Das gab wahrscheinlich ein besonderes Event.

Es war damals eine sehr intensive Zeit. Der Sprung über die 1-Mio.-Marke hat uns riesig gefreut. Aber an feiern war erst mal nicht zu denken. Die Aufträge mussten ja abgearbeitet werden. Wir haben bis spät in die Nacht eigenhändig Pakete verpackt. Das Feiern haben wir später nachgeholt.

Heute sind Sie Millionär. Wie fühlt sich das an?

Privat kann ich mir nach mehr als 40 Jahren Berufstätigkeit ein angemessenes Domizil leisten. Die wichtigen Millionen sind für mich aber die, die ich nicht privat konsumiert habe, sondern ins Unternehmen reinvestiert habe.

Ist der Chefsessel für einen Extremsportler nicht langweilig?

Er ist hochinteressant. Wenn ich mit 57 immer noch ausschließlich von Brücken oder Helikoptern springen würde, wäre mein Leben etwas monothematisch verlaufen.

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