Am Anfang steht die Idee: Warum nicht vom Wachstum des E-Commerce profitieren und einen eigenen Online-Shop eröffnen? Das Startkapital ist überschaubar und mit Amazon, Ebay oder Allyouneed gibt es gleich mehrere Marktplätze, die sich nicht über mangelnden Zuspruch der Kunden beklagen können. Aber wie fängt man das am besten an? Wie finden Händler eine passende Nische, um auch Geschäft zu machen?

Gut, vielleicht gehören Sie zu den Glücklichen, die mit einer ordentlichen Kapitalspritze ausgestattet sind. Dann könnten Sie nach Herzenslust experimentieren und zunächst einmal versuchen, alles, was Sie günstig kaufen können, auch auf dem Marktplatz anzubieten. Aber das dürfte wohl die große Ausnahme sein. Realistisch dürfte eher sein, dass Ihnen nur ein begrenztes Budget für die Warenbeschaffung zur Verfügung steht, das also möglichst effizient eingesetzt werden muss.

Wofür glühen Sie?

Die Warenbeschaffung ist zum Start erst einmal ein nachgelagertes Problem. In ersten Schritt muss es darum gehen, die Frage zu beantworten, welche Produkte Sie überhaupt anbieten wollen.

Die Erfolgsgeschichten in den Händlerforen sind eindeutig. Erfolg haben Händler, die sich mit den Produkten in ihrer Nische richtig gut auskennen. Ob Slotcars, Uhren, Aquaristik oder Heimwerkerbedarf spielt keine Rolle. Fragen Sie sich, welches Gebiet sich aufgrund Ihrer Vorlieben oder Erfahrungen (zum Beispiel Berufstätigkeit) sich anbietet!

Der Kunde wird es Ihren Produktbeschreibungen anmerken! Sie werden mehr bieten können, als nur ein Listing in einem Marktplatz hochzuladen. Beratung und Service fallen Ihnen leichter. Und natürlich werden Sie auch sicherer sein, was die Kunden wirklich benötigen und welche Trends es gibt.

Welche Produkte fehlen in Ihrer Nische?

Bei dieser Frage geht es nicht unbedingt darum, ein völlig neues Produkt zu kreieren. Aber vielleicht haben Sie sich aus eigener Erfahrung immer schon einmal darüber geärgert, dass die Industrie eine bestimmte Komponente eben nicht einem Produkt beilegt, sondern diese zusätzlich erworben werden muss. Wenn Sie es sich zutrauen, und Geldgeber finden, steht einer völlig eigenen Entwicklung natürlich nichts entgegen.

Eine gute Möglichkeit zum Start wäre die Schaffung eines eigenen Bundles, das es so noch nicht am Markt gibt. Ein Bundle, das die Probleme der Kunden löst oder einfach mehr Komfort bietet, weil alles dabei ist, was man zum Start benötigt.

Hüten Sie sich vor dem niedrigen Preis!

Moment mal? Dreht sich auf Amazon und Ebay nicht alles um den Preis? Sicher: Es ist schön, in der Buybox von Amazon aufzutauchen. Aber der Preis ist eben nicht alles und auch nicht für alle Kunden. Oder anders formuliert. Wenn der niedrige Preis das wichtigste Argument für Ihr Nischenprodukt ist, wie groß wird die Chance für Ihr Geschäft sein, wenn Amazon diese Nische für sich entdeckt? Sind Sie der Meinung, dass Sie einen Preiskampf mit Amazon überstehen können?
Wohl kaum. Gerade deswegen ist es so wichtig, dass Sie sich auf Produkte beschränken, in denen Sie Expertise und Leidenschaft einbringen können. Und das muss keine 1-Euro-Ware sein. Gute Chancen haben Sie etwa mit:

  • Komplexen Produkte: Natürlich gibt es extrem gut informierte Kunden. Natürlich wissen einige Kunden, was ein Dragonball-Prozessor ist. Aber eben nicht alle. Erklärungswürdige Produkte bieten Ihnen die Chance, sich zu profilieren, um im Vorfeld des Kaufs die Fragen der Kunden zu beantworten. Und genau damit sollten Sie auch in den Produktbeschreibungen und Ihrer Händlerdarstellung werben.
  • Produkte, die große Expertise benötigen: Sammler wollen vorab zu ihren Stücken immer etwas wissen. Wie ist der Herkunft? Wie sind die Chancen auf Wertsteigerung, wie der Erhaltungszustand? Welche Möglichkeiten bestehen, die Sammlung noch zu ergänzen? Das sind alles Dinge, die eine Plattform wie Amazon nicht oder nur unzureichend abdecken kann. Das kann auch kein x-beliebiger Händler, sondern nur ein Experte.
  • Support: Nun liegen alle Bauteile vor dem Kunden, der sich ein Produkt gekauft hat, weil er in der Fachpresse gelesen hat, dass sich damit tolle Dinge anstellen lassen. Aber wie geht es nun weiter? Bieten Sie Hilfen für die ersten Schritte an. Sie ziehen damit zufriedene Kunden heran und auch Fürsprecher für Ihr Warenangebot.

So finden Sie neue Produkte

Wo und wie finden Sie aber innovative und neue Produkte? Natürlich über das Internet! Aber eben nicht nur.

Haben Sie schon einmal bewusst QVC oder HSE geschaut? Da gibt es immer wieder überraschende Lösungen für Haus, Freizeit und Hobby, die sich wie geschnitten Brot verkaufen und auch das tun, was sie versprechen. Halten Sie die Augen offen. Besuchen Sie Handels- und Erfindermessen. Manchmal hilft aber auch bereits der Gang durch große Warenhäuser, um über Problemlöser zu stolpern, die sich auch gut online verkaufen lassen. Schauen Sie sich auf Plattformen wie Kickstarter um. Auch hier gibt es verblüffende Produktideen. Vielleicht beteiligen Sie sich an der Entwicklung eines Produkts und helfen bei der Finanzierung, aber übernehmen dann den Exklusiv-Vertrieb?

Im Internet gibt es unzählige Blogs, die sich mit Gadgets und Innovationen beschäftigen. Da finden Sie sich sicherlich auch etwas passendes. Auch der Blick auf andere Marktplätze in anderen Ländern fördert bestimmt Innovationen zutage. Zum Beispiel ein Besuch auf Alibaba.com!

Achten Sie auf Ihren Profit und die Umtauschquote

Eine hohe Retourenquote kann Ihre Profite auffressen. Modeartikel sind deswegen vielleicht keine so gute Idee, um in den Handel einzusteigen. Es gibt genügend Gründe für Kunden, den Artikel wieder zurückzuschicken. Und schnelle Rücksendung, aus welchen Gründen auch immer, erwarten die Kunden auch. Es ist also viel besser, sich auf Produkte zu fokussieren, von denen zu erwarten ist, dass die Kundschaft sie auch behalten will. Das Produktbundle, das alle Probleme des Käufers löst. Sammlerstücke oder das besondere Gadget, das (noch) schwierig zu bekommen ist. Über allem steht natürlich auch, dass die Ware einwandfrei ist und nicht nach dem Auspacken gleich kaputt geht. Achten Sie also auf Qualität. Ein zweiter Gesichtspunkt: Achten Sie auf das Preissegment, in dem Sie Produkte anbieten wollen. Es ist verführerisch, Produkte mit einem niedrigen Preis anzubieten. Aber um damit ordentlich Profit zu erwirtschaften, müssen auch große Stückzahlen umgeschlagen werden. Eine Herausforderung an die eigene Logistik. Andererseits haben Sie auch nichts davon, wenn Sie nur die Highend-Kamera zu 500 Euro im Angebot haben. Bewegen Sie sich am besten im mittleren Preissegment, in dem der Kunde einen Kauf bewusst tätigt, aber eben auch nicht Monate über die Anschaffung nachdenken muss.

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