Rausch

Rechenzentrum // Big Magic

26. Mai 2017

‚Die Hard‘

Die Idee kam beim weihnachtlichen ‚Die Hard‘ schauen.

Ich habe mich so gelangweilt, um mich nicht ärgern zu müssen, dass mein Gehirn sich offensichtlich so sehr entspannt hat, dass diese eine Idee sich fröhlich bei mir einnisten konnte.

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Sie ist komplett fertig. Ich ändere nichts mehr daran. Die Idee hat sich schon gut auf unser Treffen vorbereitet. Ein guter Pitch.

Big Magic

Ich möchte an dieser Stelle ein Konzept erklären, von dem ich das erste Mal vor einem Jahr gehört habe. Es ist ein bisschen verrückt, aber Hear me out! Elizabeth Gilbert schreibt in ihrem Buch „Big Magic“ über Ideen und Inspiration. Dass Ideen nicht aus dir herauskommen, sondern du lediglich als Empfänger dienst. Ideen schwirren schon fertig die ganze Zeit um uns herum. Sie wollen realisiert werden und brauchen dafür dich. Also versuchen sie, deine Aufmerksamkeit zu bekommen. Man kann Ideen wunderbar ignorieren. Durch Stress oder Ablenkung, durch schlechte Laune und ganz besonders natürlich durch Angst. Niemand zwingt dich, eine Idee zu realisieren. Als aller letztes die Idee selbst. Dann sucht sie sich eben einen anderen Arbeitspartner.

Seitdem ich vor einem Jahr das erste Mal davon gelesen hab, hat mich der Gedanke nicht losgelassen. Er nimmt nämlich den Druck von dir. Du presst Ideen nicht aus deinem tiefsten Inneren auf ein Blatt, in den Computer, auf die Leinwand. Du bist nur der Mittler zwischen der Gedankenwelt und der manifestierten Welt.

Das Genie in dir

Gilbert schreibt in ihrem Buch über den Unterschied zwischen „ein Genie sein“ und „ein Genie haben“.  Die Griechen nannten es „Eudaimonia“, was so viel heißt, wie von einem externen, göttlichen, kreativem, gutem Dämon besetzt zu sein. Die Römer nannten es „ein Genie haben“. Wie ein Mitbewohner, der dich ab und zu in deinem Zimmer besucht. Zur Zeit der Renaissance wechselte die Wahrnehmung von ‚haben‘ zu ’sein‘. Du bist ein Genie und wenn du dem nicht gerecht wirst, hast du versagt. Eine wahnsinnige Last. Das baut ohne Frage enormen Druck auf. Du bist das Genie, du bist Herr über deine Ideen.

Jeder hat kreative Momente, jeder kennt das Gefühl, komplett durchrauscht von Inspiration zu sein, das Kribbeln im Bauch, das Grinsen in den Augen, das Vorwärtsgefühl. Und niemand auf der Welt kaynn sich die ganze Zeit so fühlen. Sonst macht das Gefühl keinen Sinn mehr. Es ist besonders, ein Ausnahmezustand und sehr wertvoll.

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Im Flow sein

Wenn man dieses Gefühl hat, dann weil eine Idee oder Inspiration sich bei dir eingenistet hat. Das bedeutet, dass man sich kurz vorher unbewusst (manchmal natürlich auch bewusst) offen für einen kreativen Fluss gemacht hat. Sei es durch ein gutes Gespräch über einer Flasche Wein, ein intensives Konzert, eine schlechte Erfahrung, die man verarbeiten möchte. Lenny hat schon über im Flow sein geschrieben. Aber was passiert kurz vorher? Wie kann man sich aktiv in den Flow bringen? Bei manchen ist es vielleicht, ihr Zimmer oder Schreibtisch aufräumen, spazieren gehen und neue Eindrücke sammeln, Konzerte, Festivals, Filme. Sich mit kreativen Dingen umgeben. In Ausstellungen gehen, duschen und sich frisch machen. Man bereitet sich auf ein Treffen mit der Inspiration vor. Man zeigt: „Ich bin bereit, ich bin ein guter Arbeitspartner, auf mich kannst du dich verlassen.“

Zurück zu Rechenzentrum. Ich hatte schon lange wieder große Lust, einen weiteren Kurzfilm zu machen. Und ansonsten nicht wirklich konkrete Vorstellungen. Das hilft oft, denn so mache ich mich für alle Möglichkeiten offen und übersehe nicht etwas, das nicht in mein Konzept reinpasst.

Ich bin mit allen Drehs für das Jahr durch, Weihnachten steht vor der Tür, ich bin mit meinen allerliebsten Menschen in einem Raum, ganz entspannt und whoooosch, da kommt sie angeflogen.

Bruce Willis stapft also tapfer, barfuss durch Scherben und ich schwelge in der Geschichte, die später „Rechenzentrum“ werden sollte.

Die 48 Stunden Regel

Wichtig ist, dass man, wenn eine Idee ankommt, sofort etwas tut. Die 48-Stunden-Regel habe ich von Mama und Papa. Man muss innerhalb von 48 Stunden irgendetwas tun, um die Idee bei sich zu behalten. Sie aufschreiben, mit jemanden darüber reden, anfangen zu recherchieren. Man muss zeigen: „Ich habe dich gehört, ich bin dabei, du hast dich richtig entschieden, ich bin der richtige für den Job.“ Denn sonst wacht man in ein paar Monaten auf, nur um festzustellen, dass jemand anderes deine Idee verwirklicht hat.

Manche Ideen sind natürlich auch so groß, dass man sie beim besten Willen zu diesem Zeitpunkt nicht realisieren kann. Dann sagt man das der Idee, ganz freundlich und schickt sie weiter. Ideen wollen einfach nur realisiert werden. Von dir, von deiner Oma, von Bill Gates … pupsegal. Wenn du nicht kannst, schade, aber da bist du halt nicht der Richtige.

Rechenzentrum wollte zu mir und ich wollte zu Rechenzentrum. Und 10 Minuten nachdem ‚Die Hard‘ Abspann hatte ich die Idee aufgeschrieben und Lenny und Lukas in Boot geholt. Und so ging es auch weiter mit dem Projekt. Wir brauchen einen alten Computer, Lenny findet einen auf dem Sperrmüll, wir brauchen alt aussehende Notizen und Mama öffnet ihre Schubladen. Der Drehtag hätte nicht entspannter sein können. Nur wir drei, drei Locations, Pizza-Pause und danach Germknödel mit Sahne. Ohne unsere Freunde Karl und Lukas hätten wir es natürlich nicht machen können. Danke für den extrem coolen Look, Karl! Und danke, Lukas, für die geniale Schrift! Und natürlich Danke, an Sweetwood Films für die technische Unterstützung, an Ulrike Schlue für die Kostüme, an das Rechenzentrum Potsdam für die Location und natürlich an Lenny und Lukas!

Danny Elfman

Na ja und wie es so ist, man versucht einen kleinen schnuckeligen Kurzfilm zu dritt zu drehen, aus Jux und Tollerei und dann mischt sich Herr Elfman wieder ein. Er habe Musik komponiert, und dass sie doch auch für unseren Film passen würde, und dass es auch einen Wettbewerb gäbe. Na schön. Also eingereicht. Mal sehen, was die Idee noch alles mit uns vorhat. Wir sind auf jeden Fall dabei!

Hier könnt ihr euch das fertige Filmchen angucken:

‚Rechenzentrum‘

Und wenn es euch gefällt, auch gerne ein Herzchen geben :)

Und falls euch das ganze Ideen, Inspiration Thema gefällt lest Big Magic! Hier ist Gilberts TED- Talk.

 

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