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Aktien "Es geht weiter nach oben mit den US-Zinsen"

US-Investor Hasenstab glaubt an weiter steigende Zinsen in den USA.

Herr Hasenstab, die US-Zinsen sinken wieder. Ist die Zinswende zum wiederholten Male zu früh ausgerufen worden?

Mitnichten. Wachstum, Beschäftigung und Inflationsdaten deuten eher darauf, dass die US-Notenbank mit ihren Zinsschritten spät dran ist. Es geht unserer Meinung nach weiter nach oben, wir rüsten uns für deutlich höhere US-Zinsen.

Der „Trump-Trade“ löst sich doch gerade in Luft auf, die US-Zinsen sind für zehnjährige US-Anleihen mit 2,2 Prozent nur noch knapp über dem Niveau von vor der US-Wahl …

… aber deutlich über dem Niveau des Spätsommers 2016, als dieser Anstieg begann. Nicht wegen Trump, sondern wegen der starken Wirtschaftsdaten. Und alle Trump-Pläne – Deregulierung, Kreditausweitung, Steuerreform – gießen womöglich Öl in dieses Feuer. Die Frage ergibt eher umgekehrt Sinn: Warum reflektieren die Zinsen bislang kaum die starken Daten und mögliche Leitzinsschritte?

Was glauben Sie?

Ich glaube, dass die Kapazität der Käufer von US-Staatsanleihen derzeit eher überschätzt wird. Was an Plänen auf dem Tisch liegt, könnte über eine höhere Verschuldung, also mehr Anleihenemissionen finanziert werden. Die Käufer der US-Staatsanleihen der Vergangenheit schwimmen aber nicht unbedingt in überschüssigen Mitteln.

Von steigenden Zinsen kann in Europa keine Rede sein

Rechnen Sie auch in Europa mit steigenden Zinsen?

Von Inflationsdruck ist dort wenig zu sehen, eventuelle Ausreißer sind energiepreisgetrieben. Vielleicht wird die Geldpolitik der EZB bald nicht mehr extrem lax sein. Aber von einer Straffung oder steigenden Zinsen kann keine Rede sein.

Dennoch halten Sie so gut wie keine europäischen Anleihen. Warum?

Das Rendite-Risiko-Profil stimmt einfach nicht. Wir halten andere Anleihen für weit attraktiver. Etwa in Schwellenländern wie Mexiko. Dort hat vor allem die Lokalwährung Peso noch viel Luft, weil bereits das Schlimmste – Zölle, eine Mauer – eingepreist ist.

Steigende Zinsen in den USA, stagnierende in der Eurozone – kann das auf Dauer überhaupt gut gehen, oder beginnen dann nicht Investoren, mehr Mittel vom Euro- in den US-Dollar-Raum zu verlagern?

Das glaube ich kaum. Die Erfahrung gerade mit Japan zeigt, dass die Zinsdifferenziale auch über einen langen Zeitraum sehr hoch sein können. Japan steckt seit fast 20 Jahren in einer Nahe-Null-Zins-Phase, und die US-Zinsen mittlerer Laufzeiten betrugen zwischenzeitlich auch vier bis fünf Prozent, ohne, dass es zu dramatischen Kapitalverschiebungen gekommen wäre. Nein, das ist keine Hürde für kletternde US-Zinsen.

Sie haben sich jüngst mit der Wirtschaftsentwicklung in vielen südamerikanischen Ländern beschäftigt, die zeitweise von Populisten regiert wurden. Ein Fingerzeig für die USA?

Sagen wir so: die Beispiele einiger südamerikanischer Länder zeigen, dass ökonomischer Populismus auf lange Sicht häufig zu Rezessionen und sozialen Unruhen oder gar eine finanzielle Katastrophe wie etwa in Argentinien. Viele nach innen binnenpolitische Entscheidungen brachten kurzfristige Erfolge, waren aber langfristig schlecht. Der Blick gerade auf Brasilien oder Argentinien zeigt aber auch, dass ökonomische Fehlentscheidungen korrigiert werden können und dann rasch wieder Vertrauen zurück kehrt, von dem dann auch wieder das ganze Land profitiert. Es kann nicht schaden, sich diese Prozesse genau anzusehen, aber das gilt für alle Länder gleichermaßen.

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