So lief der AfD-Parteitag für Frauke Petry: Hoch gepokert, hoch verloren!

Von: Von FLORIAN KAIN (z.Zt. IN Köln) und FABIAN MATZERATH (FOTOs)

Was für eine fiese Intrige...

Die hochschwangere AfD-Vorsitzende Frauke Petry (41) hatte gerade vor laufenden TV-Kameras im Kölner „Maritim“ mit leiser Stimme und versteinerter Miene die schwerste politische Niederlage ihrer Karriere eingestanden – und verkündet, nach ihrem geplatzten „Zukunftsantrag“ nur „bis auf Weiteres“ Parteivorsitzende bleiben zu wollen.

Kurz darauf verließ die geschlagene Sächsin dann - unter den Argusaugen ihrer Gegner vom rechten Parteiflügel - mit Mann Marcus Pretzell den Tatort ihrer Demontage.

Aber nur für ein Mittagessen!

Trotzdem wurde aus der Parteiführung sofort das Gerücht gestreut, Frauke Petry habe resigniert den Parteitag verlassen, wie es dann prompt der „Tagesspiegel“ meldete. Petry ließ das Besteck fallen, eilte zurück in die Halle und enterte die Bühne, um dort - sozusagen als lebender Gegenbeweis - die Falschmeldung wieder einzuholen. Ihre Botschaft: „Ich bin noch da.“ Allerdings wolle sie gleich noch mal Kaffee trinken gehen - „Ich melde mich hiermit vorsorglich ordnungsgemäß ab“, ätzte sie.

Diese Szene war symbolisch: Ganz so schnell, wie ihre zahlreichen Gegner sich das wünschen, wird die AfD Frauke Petry eben doch (noch) nicht los!

Hoch gepokert und hoch verloren

Die Vorsitzende hat hoch gepokert und hoch verloren. Sie ist im Vorstand isoliert. Ihr Rückhalt bei den Delegierten lag irgendwo bei 50 Prozent. Wahrlich keine guten Bedingungen, um im Haifischbecken AfD zu überleben.

Aber: Frauke Petry hat noch eine letzte Chance, beim Parteitag im November als Vorsitzende wieder gewählt zu werden. Denn: Aktuell leidet die Partei, die sich mit Vorliebe an ihren Vorsitzenden abarbeitet, an einem Führungsvakuum. Das kann auch der Dino Alexander Gauland (76) nicht völlig ausfüllen.

Gauland übernimmt deshalb auch nicht alleine den Job als Spitzenkandidat für die Bundestagswahl. Stattdessen will er sich an diesem Sonntag von zwei Frauen einrahmen lassen und mit ihnen ein Trio bilden, in dem er – natürlich –  den Hahn im Korb spielt. Dabei handelt es sich um die wegen ihrer schrillen Auftritte berüchtigte Adelige Beatrix von Storch (45) und die bewegliche Wirtschaftsliberale Alice Weidel (38).

Weidels Problem: Sie ist auf dem rechten Flügel fast unbeliebter als Petry, da sie im verqueren AfD-Koordinatensystem als Linke und „Höcke-Fresserin“ gilt. Und die „Massentauglichkeit“ der „Störchin“ darf bezweifelt werden.

Petry, trotz aller Schlammschlachten das populärste Gesicht ihrer Partei, zieht sich nun für die Geburt ihres fünften Kindes zurück. Sie wird sich mindestens einige Wochen von ihrer Leipziger Couch aus mit Interesse anschauen, wie die AfD und dieses Spitzenteam ohne sie klar kommt.

Wenn die AfD ihrem Ruf als Intrigantenstadl gerecht wird, könnte die Demontage des neuen Spitzenpersonals bereits an diesem Sonntag beginnen – während Petry für sich die Stop-Taste gedrückt hält.

Schon kündigen sich zwei Gegenkandidaten für Weidel an, die, wenn sie gewählt wird, sogleich in einen Wettstreit mit Storch um die Nr. 2 eintreten dürfte.

Sollte es Gauland gelingen, den Deckel draufzuhalten und mit den Frauen einen erfolgreichen Wahlkampf hinzulegen, dann aber dürfte er Petry als Parteivorsitzender folgen. Auch nach dem Fraktionsvorsitz im Bundestag könnte er greifen, wenn seine Energie dafür reicht.

Doch ein knappes halbes Jahr ist für AfD-Verhältnisse eine Ewigkeit. Frauke Petry hat Zeit gewonnen, und der nächste Nazi-Skandal kommt bestimmt. Zumindest das (erwartete) Bundestagsmandat können sie ihr nicht nehmen...

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