Dass die Deutschen immer älter werden und zudem die Geburtenrate niedrig ist – das ist lange bekannt. Immer wieder berechnen Demografen Szenarien für die künftige Bevölkerungsentwicklung. Das Problem dieser Prognosen: Je weiter sie reichen, umso ungenauer werden sie. Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem demografischen Wandel und veröffentlicht regelmäßig neue Untersuchungen. Nach den Analysen des Instituts wird sich bis zum Jahr 2060 nicht nur die Zahl der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis 20 Jahre von heute 14,8 Millionen auf elf bis zwölf Millionen verringern. Auch die Erwerbsbevölkerung von knapp 50 Millionen könnte um rund ein Viertel absinken. Die wesentlichen Auswirkungen werden in den Jahren nach 2020 erwartet, wenn die geburtenstarken Jahrgänge aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Bis dahin altert die arbeitende Gesellschaft kontinuierlich. Den größten Anstieg gibt es künftig bei den Hochbetagten ab 80 Jahren.

Viel mehr Ältere, weniger Junge, die Rentner ersetzen können. Und trotzdem sind sich Experten wie Gerd Zika sicher, dass es 2035 genauso viele Erwerbstätige geben wird wie heute. Wie soll das funktionieren? "Weil das Angebot an Arbeitskräften und die Beschäftigung bis 2023/24 steigen. Danach sinkt das Arbeitskräfteangebot, bis es 2035 auf das Niveau von heute gelangt", erklärt der Forscher am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) in Nürnberg.

Was heißt das für den Arbeitsmarkt der Zukunft? Zika erwartet, dass künftig vor allem Bürojobs deutlich weniger werden. Das kann aber ein Problem werden, weil gerade die Berufsanfänger von heute einen Wissens- oder Bürojob erlernen. Gerade daher könnte es daher künftig ein Überangebot geben. Zugleich werden viele dieser Arbeitsplätze zunehmend durch die Digitalisierung vernichtet.

Soziale und Pflegeberufe werden künftig attraktiver werden

Anders sieht es bei Gesundheits- und Pflegeberufen aus. Hier werde die Nachfrage nach qualifiziertem Personal stark steigen, weil ältere Menschen häufiger krank sind und der digitale Wandel in diesem Bereich keine so große Rolle spielt. "Das sind jetzt schon Mangelberufe", sagt Zika. Auch in anderen sozialen Berufen seien die Zukunftsaussichten gut. Sozialarbeiter, Heilerzieher oder Gemeindereferenten werden auch künftig gebraucht, gerade in einer Gesellschaft mit vielen alten Menschen.

Auch sonst stimmen die Prognosen des Arbeitsmarktforschers keineswegs pessimistisch. Zika ist überzeugt, dass besonders im sozialen Bereich das Lohnniveau deutlich steigen werde. Denn nur mit attraktiven Gehältern lassen sich qualifizierte Mitarbeiter finden, von denen es immer weniger gibt.

Aber werden soziale und Pflegeberufe wirklich von der Digitalisierung verschont? Nein, aber technische Lösungen können in diesem Bereich nicht ganze Arbeitsplätze vernichten, aber die Arbeit einfach und damit gesundheitsschonender und attraktiver machen – und die Selbständigkeit für Alte länger erhalten. Schon heute sorgen assistive Technologien wie Sensoren zur Sturzerkennung dafür, dass sich das Pflegepersonal auf seine Kernaufgaben konzentrieren kann. Matratzen, die automatisch umlagern, um ein Wundliegen zu vermeiden und Hebehilfen für das Personal erleichtern die Arbeit erheblich.