1-2-3 - die Rückspiegel-Inflation
27.02.2017
Die Beachtung des Rückspiegels ist für uns heute so selbstverständlich, dass wir uns ein Auto ohne diese Einrichtung kaum vorstellen können. Doch gab es vor 100 Jahren noch kaum ein Fahrzeug, bei dem man den rückwärtigen Verkehr hätte mit einem Spiegel beobachten können. Es soll der Amerikaner Ray Harroun gewesen sein, der 1911 bei den 500 Meilen von Indianapolis erstmals einen derartigen Spiegel einsetzte. Er konnte damit auf den Beifahrer verzichten, was ihm 70 kg sparte und den Sieg sicherte.
Im Strassenverkehr wurden ein Rückspiegel erst viele Jahre später gefordert und ein einziger (Innen-) Spiegel reichte noch bis in die Siebzigerjahre meist aus.
Tatsächlich waren Aussenspiegel noch eine lange Zeit ein meist kostenpflichtiges Zubehör und noch in den Achtzigerjahren konnte man Autos mit nur einem serienmässigen Aussenspiegel (Fahrerseite) kaufen, während der zweite Spiegel sogar bei Autos der Luxusklasse Aufpreis kostete. Für sportliche Naturen war die eigenhändige Montage eines Sportaussenspiegels (z.B. der Marke Talbot) noch lange Pflicht, je nach Geschmack weit vorne auf dem fahrerseitigen Kotflügel.
Dann wurden zwei Aussenspiegel Pflicht und heute ist sogar deren Mindestgrösse normiert. Über die letzten dreissig Jahre sind nicht nur die Autos, sondern auch die Aussenspiegel sichtbar gewachsen, sie tragen durchaus messbar zur Aussenbreite bei. Während bei Konzeptfahrzeugen heute bereits Kameras und Displays zur Beobachtung des rückwärtigen Verkehrs eingesetzt werden, sieht man dies im Strassenverkehr noch kaum. Schliesslich lässt sich damit bei stehendem (abgeschaltetem) Wagen das Makeup nicht prüfen und für Detektive oder Spione taugt die Lösung auch nicht. Aber das kann sich sicherlich noch ändern.
Nicht nur die Zahl der Spiegel ist gewachsen, auch deren Komfortfunktionen. Heute kann sich ein Aussenspiegel selber heizen und elektrisch einstellen. Er bietet ein erweitertes Weitwinkel-Sichtfeld und kann nach unten Schwenken, um beim Rückwärtsfahren die Bordkante zu beobachten. Eingeblendet kann eine “tote Winkel Warnung” unsichtbaren Verkehr melden, ein kleines Blinklicht anzeigen, dass man den Blinker betätigt hat. Auch der Aussenspiegel ist zu einem kleinen technischen Wunderwerk geworden, das sich die Herren Daimler und Benz kaum hätten vorstellen können …