Deutsche Börse Milliarden-Fusion mit Londoner LSE steht vor möglichem Aus
Die geplante Fusion der Frankfurter Börse und der London Stock Exchange (LSE) steht offenbar vor dem endgültigen Scheitern. Die LSE will eine von der EU gestellte Vorbedingung nicht erfüllen. Der von Brüssel geforderte Verkauf der elektronischen Handelsplattform MTS sei "außer Proportion", teilte das Unternehmen mit.
Angesichts der Positionen der EU-Kommission rechnet die LSE nun damit, dass eine Zustimmung der Kommission zur Fusion "unwahrscheinlich" sei. Damit würde der fünfte Anlauf scheitern, die Frankfurter und Londoner Handelsplattformen zu verschmelzen. Sondierungsgespräche waren bereits zwei Mal beendet worden.
Die Deutsche Börse und die LSE wollen den größten europäischen Börsenbetreiber schmieden. Das Volumen des beabsichtigten Zusammenschlusses würde rund 25 Milliarden Euro betragen. Die EU-Kommission hatte Ende September eine vertiefte Prüfung eingeleitet. Die Wettbewerbshüter haben unter anderem die Sorge, durch die Zusammenlegung der Clearinghäuser der beteiligten Unternehmen etwa bei Anleihegeschäften könnte der Wettbewerb ausgeschaltet werden.
Die Clearingstellen sind zwischen den Vertragsparteien einer Transaktion angesiedelt und übernehmen das gegenseitige Ausfallrisiko. Dafür müssen Marktteilnehmer ihnen Sicherheiten zur Verfügung stellen. Das fusionierte Unternehmen würde nach ursprünglichem Plan mit rund 150 Milliarden Euro über den weltweit größten Sicherheiten-"Pool" verfügen.
Bei der Deutschen Börse herrscht derzeit Unruhe. Konzernchef Carsten Kengeter wehrt sich gegen Vorwürfe, im Umfeld der Fusionsverhandlungen Insidergeschäfte getätigt zu haben (mehr zum Thema: Neue Hinweise belasten Börsen-Chef).