100 Banken nutzen den Service von FinReach

Berlin stärkt einmal mehr seinen Ruf als eines der Zentren für digitale Finanzdienstleitungen. Diese Unternehmen machen Verbrauchern Angebote für Bank-, Versicherungs- und andere Finanzdienstleistungen im Internet, die zuvor meist nur mit größerem Aufwand in der analogen Welt oft von Hand erledigt werden konnten.

Ein schönes Beispiel dafür ist das Berliner Start-up FinReach, das eine Software entwickelt hat, die den Kontowechsel vereinfacht. Bislang war es für Kontoinhaber mühsam, ein Konto zu wechseln. Daueraufträge ließen sich zwar noch relativ leicht umschreiben, doch bei Lastschriftverfahren mussten alle Empfänger von Einzugsermächtigungen schriftlich kontaktiert werden. So etwas können Computer besser als Menschen – fehlerfreier und zeitsparender vor allem.

Die Gründer von FinReach hatten genau diesen Missstand im Blick, als sie ihre Softwarelösung entwickelten. Im Dezember 2015 startete der digitale Kontowechselservice als erstes Produkt zusammen mit der Deutschen Kreditbank (DKB), einer in Berlin ansässigen Online-Bank. Im Jahr 2016 erweiterte FinReach sein Leistungsspektrum und bietet auch einen voll digitalen Depotwechsel an. Inzwischen bieten mehr als 100 Banken in Deutschland und Österreich den digitalen Kontowechsel von FinReach an – darunter auch die Berliner Sparkasse. Über 60.000 Konten wurden mit der Software im Jahr 2016 erfolgreich umgezogen. Jetzt können auch Privatkunden der Deutschen Bank beim Kontowechsel die Software des Berliner Start-ups nutzen, wie das Unternehmen mitteilt. FinReach setzte sich in einer Ausschreibung gegen mehrere Mitbewerber durch.

Nach der finalen Auswahl als präferierter Anbieter und einer sehr schnellen Abstimmung mit Deutschlands größtem Geldhaus erfolgte bereits nach fünf Wochen die Integration des Services, wie in dem Unternehmen nicht ohne Stolz erzählt wird. Mithilfe des Start-ups können nun auch die Kunden der Deutschen Bank die Vorteile des voll digitalen Kontowechselservice nutzen.

Ein neues Gesetz hat FinReach geholfen: Das 2016 in Kraft getretene Zahlungskontengesetz verpflichtet Banken unter anderem, ihren Kunden einen einfachen Kontowechsel zu ermöglichen. Das Programm des Berliner Start-ups ermöglicht das mit einigen Mausklicks in wenigen Minuten. Die Nutzer wählen online aus, welche Zahlungspartner sie von ihrem alten Bankkonto über die neue Bankverbindung informieren wollen. Alles Weitere übernimmt der Service. Erfolgsgeschichten wie die von FinReach sind ein Beleg dafür, dass das Wirtschaftsministerium mit der Entscheidung richtig lag, Berlin als einzigen der fünf bundesweiten Innovations-Hubs für zwei Themen auszuwählen – für das Internet der Dinge und für Finanzdienstleistungen.

FinReach wurde in seiner Wachstumsphase vom Berliner Unternehmensentwickler FinLeap unterstützt. Er wurde im Sommer 2014 von der HitFox Group, von Ramin Niroumand und Hendrik Krawinkel in Berlin gegründet – als auf FinTechs spezialisierte Unternehmensschmiede – darunter den Online-Versicherungsmakler Clark, Savedo, den Marktplatz für Anlageprodukte, Valendo für das Sachwert-Darlehen, Pair Finance fürs Online-Inkasso, die solarisBank mit Vollbanklizenz sowie zinsbaustein.de, eine digitale Plattform für Immobilien-Investment. Zuletzt beteiligte sich die Hannover Rück an Finleap. Sie ist mit einer Bruttoprämie von rund 17 Milliarden Euro der drittgrößte Rückversicherer weltweit. FinLeap hat in weniger als zwei Jahren elf Unternehmen aufgebaut und in Berlin 350 Arbeitsplätze geschaffen. Gründer Niroumand wurde kürzlich zum zweiten Mal in der Liste „30 Under 30 Europe“ des US-Magazins „Forbes“ genannt.