Das Jahr hat noch gar nicht so richtig angefangen und schon liegt der erste Wettkampf hinter mir. Die 50 Kilometer von Rodgau sind aber nicht einfach nur irgendein Wettkampf oder Ultramarathon. Der Ultramarathon in Rodgau ist vielmehr das Treffen von lieben alten Bekannten und Freunden, das Kennenlernen vieler neuer Gleichgesinnten und das Schließen neuer Freundschaften.

Schon bei meiner erst zweiten Teilnahme ist der Rodgau 50 für mich eine Art Familientreffen – nur ohne die buckelige Verwandschaft. Für ein Wochenende wird Rodgau der Nabel der Welt. Hier trifft sich die Lauf-Blogger-Gemeinde und gefühlt meine komplette Twitter-Läufer-Filterblase. Dass der Anlaß das zehnmalige Absolvieren eines 5 Kilometer-Rundkurses ist, spielt dabei nur eine Nebenrolle. Ich kann mir nicht erklären, woran dass liegt. Ausgerechnet der kleine Lauf in Rodgau, Wahnsinn!

Ein wenig Zeit für Gemütlichkeit

Zum Glück haben wir Michael! Er organisiert regelmäßig zum Rodgau Ultra und Frankfurt Marathon ein Abendessen für die Twitter-Läufer-Community am Vorabend. Dank seiner gewissenhaften Organisation begann das Familientreffen mit einem gemütlichen Pasta-Essen direkt im Nachbargebäude der Startnummernausgabe.

Doch es blieb nicht nur bei der Pasta. Vermutlich waren die Portionen ein wenig zu klein. Oder es war einfach eine zu illustre Runde, so dass viele von uns sich noch einen Nachtisch bestellten. So hatten wir viel Zeit, ein wenig über – natürlich – unser Laufleben auszutauschen und zu fachsimpeln. Der Abend endete zeitig, denn für den Samstag hatte jeder von uns sein ehrgeiziges Ziel: Den Auftakt-Ultra des Jahres zu finishen.

Ich finde es sehr schön, dass wir die Zeit finden und nutzen um uns nicht nur virtuell sondern auch im echten Leben uns zusammen an einen Tisch zu setzen. Einfach mal weg von den 140-Zeichen langen Nachrichten und den hunderte-Worten langen Blogbeiträge. Trotz unserer Ambitionen, trotz der ganzen Hektik und Anspannung, die ein Wettkampf eben so mit sich bringt.

PASTAPARTY!!! Energielevel loading für #rodgau50. 10×5 km im Kreis, das wird ein Spaß! Foto: @sportingmunich

Gepostet von Foxletics – Prepare.Compete.Succeed am Freitag, 27. Januar 2017

Mein Rodgau 50-Ultra

Im Vorfeld wurde ich von vielen gefragt, was ich mir für den Lauf vorgenommen habe. Nun, eigentlich hatte ich mir nichts vorgenommen, ausser den Lauf komplett zu absolvieren und die 50 Kilometer fertig zu laufen.

Das ist in Rodgau nicht ganz einfach. Denn in Rodgau läufst du einen 5-Kilometer-Rundkurs. Der macht es sehr einfach, nach jeder Runde abzubiegen und in Richtung Dusche zu laufen. Das ist schon eine etwas andere Herausforderung. Mit langen Strecken auf kleinen Runden habe ich aber schon ein wenig Erfahrung ;-)

Nichts desto trotz schätzte ich den mich fragenden gegenüber so ein: Wenn die Bedingungen gut sind und die Tagesform mitspielt halte ich 4:30 für durchaus realistisch. Insgeheim fand ich das ziemlich ambitioniert, aber ich sollte recht behalten. Entweder habe ich gut geraten, oder mich verdammt gut selbst eingeschätzt! Am Ende habe ich nur vier-einhalb Minuten länger gebraucht.

Morgens war es noch ganz schön frostig.

Meine Annahme beruhte darauf, dass ich den Halbmarathon relativ locker in einem 5:00er Schnitt schaffe. Dann hätte ich für die letzten 30 Kilometer noch fast drei Stunden Zeit. Wenn dann alles optimal läuft, keine Verletzung oder Wehweh-chen auftreten, kann ich das locker zuende laufen.

Genau so kam es auch: die ersten 20 Kilometer liefen wie am Schnürchen. Der 5:00er Schnitt war körperlich überhaupt kein Problem. Zügig? Ja! Anstrengend? Geht so. Luft nach oben? Auf jeden Fall! Reicht das auch für die nächsten 30 Kilometer? Ganz bestimmt nicht. Ich ließ es, wie in meiner Taktik, die nicht sehr viel mehr als eine Idee war, einfach drauf ankommen.

Auch ein Garmin Bullshit-Modus behindert mich nicht mehr

Erschwerend war lediglich, dass meine Garmin-Uhr eine vollkommen falsche Distanz anzeigte. Ausgerechnet für den Lauf hatte ich mir überlegt, den UltraTrac-Modus zu testen!

Am Abend vor dem Lauf habe ich extra noch einmal nachgelesen, was das bedeutet. Und im Handbuch steht wörtlich:

Sie können den UltraTrac Modus bei längeren Aktivitäten einsetzen.Der UltraTrac Modus ist eine GPS-Einstellung, die das GPS in bestimmten Abständen deaktiviert, um den Akku zu schonen. Wenn das GPS aus ist, berechnet das Gerät die Geschwindigkeit und die Distanz mithilfe des Beschleunigungssensors. Die Genauigkeit der Geschwindigkeits-, Distanz- und Trackdaten ist im UltraTrac Modus geringer. Die Genauigkeit der Daten verbessert sich nach ein paar Lauftrainings im Freien, sofern das GPS aktiviert ist.

Mit dieser Aussage war ich einigermaßen zufrieden. Ich dachte mir: Ob ich am Ende nun 47 oder 53 Kilometer da stehen habe, ist mir eigentlich nicht so wichtig. Dass es aber nur 14,86 Kilometer sind – damit habe ich beim besten Willen nicht gerechnet!

Zum Glück ist jeder Kilometer nummeriert

Der UltraTrac Modus hat einen kleinen Denkfehler: Zwar wird zwischen den GPS-Punkten, die etwa alle 60 Sekunden genommen und aufgezeichnet werden, die Distanz mit dem Schrittzähler gemessen. Aber die Positionsunformationen aus dem GPS haben dann die mit dem Schrittzähler gemessene Distanz einfach überschrieben. Dazu fallen mir nur drei Buchstaben ein: W, T und F!

Die Ruhe vor dem Sturm um Start-/Zielbereich.

Da ich aber nicht zu 100% am Limit gelaufen bin, konnte ich noch ein bisschen rechnen. Statt jeden popeligen Kilometer von der Uhr automatisch als Runde kennzeichnen zu lassen, hatte ich mich schon im Vorfeld entschieden, die Runden manuell zu stoppen. So hab ich bei jedem Überqueren der Start-/Ziellinie auf die Taste gedrück und konnte ablesen, wie lange ich für die abgelaufene Runde gebraucht hatte. Zwischendurch habe ich dann einfach immer hoch gerechnet.

Der Geist war willig, aber das Fleisch war schwach

Nach der dritten Runde (15 km) habe ich dann ein leichtes Ziehen in der unteren Bauchmuskulatur gespürt. Ich dachte mir: Na toll, jetzt fängt das schon nach nicht einmal anderthalb Stunden an. Diese blöden unsäglichen Blähungen! Leider sind es nicht diese Art, die für mich ganz einfach, aber für die Anderen in der Nähe unangenehm werden. Mit einem krampfartigen Stechen in der Leistenregion lief ich noch ein wenig weiter, musste aber nach der fünften Runde das Tempo drosseln.

Nach 30 Kilometern fing dann auch mein Hüftbeuger deutlich an, Mimosen zu äußern. Damit hatte ich aber gerechnet, es war nur eine Frage der Zeit. Jetzt hatte ich also zwei Probleme unterhalb des Bauchnabels: Diese Blähungen und den Bauchmuskel, der in die Schenkelinnenseite führt. Mit jeder Kilometermarkierung fragte ich mich: Reicht das noch bis zum Schluß? Auf jeden Fall, und wenn ich am Ende nur noch powerwalke!

In der ersten Rennhälfte war ich noch gut gelaunt. Foto © Prockl.

Das schlimmste daran war, dass ich keineswegs andere Ermüdungserscheinungen hatte. Ich war weder aus der Puste, noch waren meine Beine müde oder fingen an zu verkrampfen. An und für sich war ich topfit, um die 50 Kilometer durch zu ziehen.

Aber auch der Support am Streckenrand zwang mich ein wenig, weiter zu machen. Im Positiven Sinne! Tausend Dank an euch, Frederic undSchluppenchris, dass ihr auch vom Streckenrand supportet habt! Ich weiß gar nicht, wie ihr das hingekriegt habt, selbst zu laufen und trotzdem da zu stehen und anzufeuern! Danke auch an Johannes, Connie und Sascha mit seinen Kids!

Manche Probleme sind gar keine

Nach der siebten Runde (35 km) entschied ich mich – widerwillig – eines der Dixies aufzusuchen. Eigentlich hatte ich keinen richtig Anlaß, ich dachte mir einfach nur: Kann ja nicht schaden. Und siehe da: Kaum war die Blase leer, schon lief es sich deutlich entspannter. Meine vermeintlichen Blähungen rühten also woanders her. Die Verkrampfungen habe ich aufgrund der Kälte wohl fehlinterpretiert. Hätte ich das vorher gewusst…!

Nichts desto trotz blieb die Sache mit dem Hüftbeuger übrig. Und der blöde Muskel verlangte immer häufiger eine kleine Dehnungsübung. In den letzten beiden Runden habe ich jeweils zwei kurze Gehpausen zum Stretching genutzt, damit diese fiese Haarmuskel nicht noch verkrampft. Das wäre nämlich definitiv das Ende für den Lauf gewesen.

Twitterlauftreff Support-Zelt am Streckenrand beim Rodgau50 2017

Während die erste Hälfte des Laufs noch sehr passabel, um nicht zu sagen gut, lief, war die zweite Hälfte deutlich zäher. Zwar war ich von der muskulären Ausdauer, vom Herz-Kreislauf und auch mental fit, habe aber einen kleinen Spielverderber mitgebracht. Meine Durchgangszeiten waren:

Die Markierung für den Marathon gilt erst beim achten (!) Vorbeilaufen.
  • Halbmarathon ca. 1:45 (habe nicht direkt geschaut – aber 20km in 1:40)
  • Marathon: ziemlich genau 3:45

Beides keine herausragenden Zeiten, wenn ich nur auf die Distanz schaue. Insgesamt bin ich damit aber ziemlich zufrieden. Denn ich habe in den vergangenen Wochen nur Grundlagentraining gemacht und bin keine Intervalle oder Tempoläufe gelaufen.

Der kleine Miesepeter-Muskel hat mich zwar an einem noch besseren Ergebnis gehindert, es aber nicht geschafft mir den Lauf zu vermiesen. So kam ich nach 4:34:30 ins Ziel. Das ist mehr als 34 Minuten schneller als bei meinem ersten Lauf in Rodgau im vergangenen Jahr.

Mit einer schönen Erinnerung im Gepäck geht es in die Horizontale

Nach dem Lauf trafen wir vom #twitterlauftreff uns in der Turnhalle wieder. Ich hatte solch einen Hunger, ich habe mir direkt zwei riesige Portionen Linsensuppe rein gefahren! Und natürlich zwei Hefeweizen. Zum Gesamtpreis von 10 Euro! Und die Linsensuppe war sau lecker. Auf den Kuchen habe ich verzichtet, irgendwie war mir nicht so richtig nach was Süßem. Er machte aber den Eindruck, als ob er selbst gebacken worden war. Ziemlich verlockend also! Das gibt es so eben nur auf den kleinen Laufveranstaltungen am Ort, wie man auf hessisch sagt.

Bei Speis und trank resümierten wir Läufer unser Erlebnis und Ergebnis. Der Laufspatz Isabell war knapp (haha, 15 Minuten) vor mir im Ziel und hat doch tatsächlich den dritten Platz in der Altersklasse geholt! Und so quatschten wir noch ein bisschen über die Pläne der näheren Zukunft, bevor wir uns wieder in alle Windrichtungen zerstreuten.

Es hat mich gefreut, euch vom #twitterlauftreff wieder zu sehen und alle die ich bisher noch nicht kannte, kennen zu lernen! Das hat für mich den Lauf in Rodgau umso schöner gemacht – Bestzeit hin oder her. Es ist doch etwas ganz anderes, bei einem kleinen, familiär organisierten Lauf dabei zu sein. Einfach sympatisch eben.

Ich freue mich auch, den einen oder anderen schon nächste Woche wieder zu sehen. Denn dann bin ich bei der ISPO in München.

2 Kommentare

  1. Glückwunsch zum Finish!

    Den UltracModus hasse ich jedes Mal wenn ich ihn anschalte. Wenn man damit mitten im Wald läuft, dann findet meine Fenix1 irgendwann einfach überhaupt keinen Sateliten mehr was zu einem totalen Chaos führt. Seit ich das weiß, laufe ich im normalen Modus und lade lieber unterwegs per Powerbank auf.

    Wir sehen uns in München ;)

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