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Analyse Wie Trump per Twitter die Wirtschaft manipuliert

Der neue US-Präsident Trump lobt und bestraft Unternehmen. Seine bisherigen Tweets – und ihre Folgen.

Donald Trump, der am Freitag sein Amt als 45. Präsident der USA antritt, regiert die Wirtschaft gern per Twitter. Kaum war er gewählt, begann ein Bombardement aus Kurznachrichten. Darin pries Trump seine positive Wirkung auf die US-Wirtschaft. Oder er beschimpfte Unternehmen dafür, dass sie Arbeitsplätze nach Mexiko verlagerten. Oder er lobte sie, wenn sie angeblich auf seine Intervention hin davon Abstand nahmen.

Die USA und der Rest der Welt werden sich an diese Art der Wirtschaftspolitik gewöhnen müssen. Es sieht alles danach aus, dass @realDonaldTrump, wie sich der Präsident auf Twitter nennt, in diesem Stil fortfahren wird.

Capital wirft daher einen Blick zurück auf die Tweets der vergangenen Wochen – und auf ihre Wirkung für die Märkte.

18. November: Ford

Just got a call from my friend Bill Ford, Chairman of Ford, who advised me that he will be keeping the Lincoln plant in Kentucky – no Mexico
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 18. November 2016

Die Twitter-Wirtschaft des President Elect beginnt auf Trump-typische Art. Name-dropping („Bill Ford“), Andeutung von Gekungel („my friend“) und eine nur schwer nachprüfbare Behauptung. Fertig ist der Macher-Präsident. Ob Ford das mit dem Werk ohnehin vorhatte? Wen kümmert’s? Der Aktie jedenfalls scheint das Theater geholfen zu haben. 

24. November: Carrier

I am working hard, even on Thanksgiving, trying to get Carrier A.C. Company to stay in the U.S. (Indiana). MAKING PROGRESS – Will know soon!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 24. November 2016

Ein echtes Rührstück aus dem Hause Trump. Geht Ihr alle an Thanksgiving Truthahn essen – der liebe Führer kümmert sich währenddessen um Eure Jobs! Die Fabrik des Klimaanlagenherstellers Carrier – Tochter von United Technologies – besuchte Trump anschließend selbst. Um vor Fernsehkameras einen „Deal“ zu verkünden. 

United Technologies Aktie Chart

3. Dezember: Rexnord

Rexnord of Indiana is moving to Mexico and rather viciously firing all of its 300 workers. This is happening all over our country. No more!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 3. Dezember 2016

Anfang Dezember wird es dann ernst. Trump, der seine öffentliche Karriere auf einer Fernsehshow aufbaute, in der er vor allem Leute rausschmiss („You’re fired“) gibt plötzlich den Arbeiterführer. Für den Maschinenbauer Rexnord ist das eher unangenehm. Wie man auch am Tauchgang der Aktie erkennt.

4. Dezember: Rundumschlag

Einen Tag später folgt eine Art ökonomische Grundsatzerklärung des Immobilienmoguls – natürlich als Tweetstorm, denn für so etwas braucht selbst Trump mehr als 140 Zeichen. Zusammengefasst: Wir machen jetzt Protektionismus.

The U.S. is going to substantialy reduce taxes and regulations on businesses, but any business that leaves our country for another country,
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 4. Dezember 2016


 

fires its employees, builds a new factory or plant in the other country, and then thinks it will sell its product back into the U.S. ……
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 4. Dezember 2016


 

without retribution or consequence, is WRONG! There will be a tax on our soon to be strong border of 35% for these companies ……
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 4. Dezember 2016


 

wanting to sell their product, cars, A.C. units etc., back across the border. This tax will make leaving financially difficult, but…..
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 4. Dezember 2016


 

these companies are able to move between all 50 states, with no tax or tariff being charged. Please be forewarned prior to making a very …
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 4. Dezember 2016


 

expensive mistake! THE UNITED STATES IS OPEN FOR BUSINESS
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 4. Dezember 2016

Er schreibt in Großbuchstaben, also muss es stimmen. Und was soll man sagen? Die Anleger an der US-Börse scheinen es erst einmal toll zu finden.

6. Dezember: Boeing und SoftBank

Boeing is building a brand new 747 Air Force One for future presidents, but costs are out of control, more than $4 billion. Cancel order!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 6. Dezember 2016

Außer vielleicht den Anlegern von Boeing, denn der Flugzeugbauer kriegt erst mal eins auf den Deckel. Dessen Chef hatte sich zuvor kritisch zu den Abschottungsplänen Trump geäußert.

Masa (SoftBank) of Japan has agreed to invest $50 billion in the U.S. toward businesses and 50,000 new jobs….
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 6. Dezember 2016

Hier weiß man nicht, wer wem da am Nikolaustag die größere Freude bescherte. Die japanische SoftBank dem künftigen Präsidenten. Oder Trump dem Technologieunternehmen.

8. Dezember: United Steelworkers

Es folgt ein bisschen Ärger für einen Gewerkschaftler (gibt es in den USA eigentlich Tarifautonomie?)…

Chuck Jones, who is President of United Steelworkers 1999, has done a terrible job representing workers. No wonder companies flee country!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 8. Dezember 2016

12. Dezember: Lockheed Martin 

… und den Rüstungskonzern Lockheed Martin …

The F-35 program and cost is out of control. Billions of dollars can and will be saved on military (and other) purchases after January 20th.
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 12. Dezember 2016

13. Dezember: ExxonMobil

… sowie Imagepflege für einen großen Energiekonzern.

I have chosen one of the truly great business leaders of the world, Rex Tillerson, Chairman and CEO of ExxonMobil, to be Secretary of State.
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 13. Dezember 2016

Jahresende: Eigenlob

Und dann, ja dann, geht das Jahr zu Ende und es ist erst einmal Zeit, Bilanz zu ziehen und das eigene Werk zu loben. So eine Präsidentschaft ist ja anstrengend. Auch wenn sie noch gar nicht begonnen hat.

The world was gloomy before I won – there was no hope. Now the market is up nearly 10% and Christmas spending is over a trillion dollars!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 26. Dezember 2016


 

The U.S. Consumer Confidence Index for December surged nearly four points to 113.7, THE HIGHEST LEVEL IN MORE THAN 15 YEARS! Thanks Donald!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 28. Dezember 2016


 

‚Economists say Trump delivered hope‘ https://t.co/SjGBgglIuQ
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 28. Dezember 2016

3. Januar: General Motors

Zu Beginn des neuen Jahres nimmt sich Trump dann die Autobauer vor. Die einen kriegen eine gewischt…

General Motors is sending Mexican made model of Chevy Cruze to U.S. car dealers-tax free across border. Make in U.S.A.or pay big border tax!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 3. Januar 2017

5. Januar: Toyota Motor

Toyota Motor said will build a new plant in Baja, Mexico, to build Corolla cars for U.S. NO WAY! Build plant in U.S. or pay big border tax.
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 5. Januar 2017

… die anderen ein dickes Dankeschön vom Kümmerer aus dem goldenen Trump Tower.

9. Januar: Fiat Chrysler und Ford

It’s finally happening – Fiat Chrysler just announced plans to invest $1BILLION in Michigan and Ohio plants, adding 2000 jobs. This after…
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 9. Januar 2017


 

Ford said last week that it will expand in Michigan and U.S. instead of building a BILLION dollar plant in Mexico. Thank you Ford & Fiat C!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 9. Januar 2017

Mit den entsprechenden Folgen. 

12. Januar: Werbepause

Zwischendurch bleibt bei Trump auch immer Zeit, um für gute Freunde eine kleine Werbepause einzulegen – so wie für L.L. Bean, einen Spezialisten für Outdoor-Bekleidung. Dessen Vorstandsmitglied Linda Bean hatte zuvor 60.000 Dollar für ein Komitee zur Unterstützung von Donald Trump gespendet. Das Geld war offenbar gut investiert.

Thank you to Linda Bean of L.L.Bean for your great support and courage. People will support you even more now. Buy L.L.Bean. @LBPerfectMaine
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 12. Januar 2017

Auch deutsche Unternehmen bekommen vom Twitterer-in-Chief übrigens was ab. Den Autobauern wird die schon übliche „Big border Tax“ angedroht, was vor allem für BMW nicht so gut ist. 

18. Januar: Bayer AG

Dafür kriegt der Chemiekonzern Bayer ein Zuckerli vom Chef.

Bayer AG has pledged to add U.S. jobs and investments after meeting with President-elect Donald Trump, the latest in a string…“ @WSJ
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 18. Januar 2017

 

Wenn da nicht irgendwo ein Hacker sitzt und denkt: Warum nicht den Trump-Account knacken? Dann ein Unternehmen shorten. Und losledern, was das Zeug hält.

Fortsetzung folgt…

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