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Plötzlicher Heißhunger Warum Alkohol uns so hungrig macht

Nach einem Glas Bier kommt der Hunger? Damit sind Sie nicht allein! Viele Menschen plagt Heißhunger nach einer durchzechten Nacht. Forscher wollen nun den Grund dafür gefunden haben.

Pommes, Döner, Burger: Nach einer durchzechten Nacht folgt meist der Appetit auf etwas Deftiges. Seit langem rätseln Forscher über die Ursache des Heißhunger-Phänomens. Eine mögliche Erklärung ist etwa, dass Alkohol enthemmend wirkt und so das Hungergefühl anregt. Eine andere, dass Alkohol Salze aus dem Körper schwemmt, und der Organismus durch gesteigerten Appetit versucht, sich verloren gegangene Nährstoffe zurückzuholen. Doch keine dieser Thesen konnte bislang zweifelsfrei belegt werden.

Einen neuen interessanten Erklärungsansatz liefern nun Forscher des Londoner "Francis Crick Institute": Ihrer Meinung nach regt Ethanol bestimmte Nervenzellen des Gehirns an, die dem Körper ein starkes Hungergefühl vorgaukeln und ihn so zur Nahrungsaufnahme überreden. Demnach beruht der Heißhunger nicht auf der enthemmenden Wirkung von Alkohol - ihm liegt vielmehr eine körperliche Reaktion zugrunde.

Ihre These stützen die Forscher auf einer Mäusestudie. Das Ergebnis lässt sich ihrer Meinung nach auch auf den Menschen übertragen. Den Nagetieren verabreichten die Wissenschaftler drei Tage lang Alkohol in recht hohen Dosen, die etwa eineinhalb Flaschen Wein beim Menschen entsprächen. Das Ethanol aktivierte bei den Mäusen bestimmte Nervenzellen im Gehirn. Sie tragen den Namen AGRP und sind vor allem dann aktiv, wenn der Körper extremen Hunger leidet. Tatsächlich aßen die Mäuse mehr als üblich.

Im nächsten Schritt blockierten die Forscher die Neuronen mithilfe eines Medikaments und beobachteten, dass die Nagetiere dieses Mal deutlich weniger Nahrung zu sich nahmen. Daraus folgerten sie, dass der Heißhunger nach einem durchzechten Abend auf dieser neuronalen Reaktion beruhen könnte.

Das Trink- und Essverhalten beruht auf komplexen Faktoren

Scott Sternson arbeitet als Neurowissenschaftler am Howard Hughes Medical Institute und hält die Forschungsergebnisse für vielversprechend. Die Studie sei ein "interessanter und unerwarteter Ausgangspunkt" für weitere Forschung zu dem Thema, erklärte er gegenüber "Scientific American". Gleichzeitig betonte er aber, dass das Essverhalten erwachsener Menschen viel komplexer als das von Mäusen sei und sozialen Faktoren unterliege.

Regelmäßiger Alkoholkonsum gilt als einer der Hauptfaktoren für Übergewicht - unter anderem wegen der enthaltenen Kalorien. Ein Glas Rotwein bringt es auf 170 Kilokalorien, eine Maß Bier sogar auf 430 Kilokalorien.

Als akzeptabel gilt eine tägliche Alkoholmenge von etwa zehn Gramm bei Frauen und zwanzig Gramm bei Männern. Letzteres entspricht 500 Milliliter Bier oder 250 Milliliter Wein. Doch auch diese Menge sollte nicht täglich ausgeschöpft werden: Ideal ist, mindestens zwei alkoholfreie Tage in der Woche einzuplanen.

ikr
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