Wenn sich Händler und Banker treffen, dreht sich alles ums Geld. Der Handel muss investieren, doch woher kommt das Geld? Wem gewähren die Banken welche Konditionen? 7 Experten geben Antwort.

Wo wird investiert?

"Neben traditionellen Feldern wie Marke und Kundenaufbau sind das Technik, Technik und Technik. Das Gros unser Investitionen von mehr als 300 Millionen Euro fließt in die IT. Informationstechnologie ist das Thema in Handel, Logistik und Finanzindustrie."
Petra Scharner-Wolff, Finanzvorständin der Otto Group


"Die Fachhändler müssen zunächst ihre Warenwirtschaftssysteme auf einen vernünftigen Stand bringen, um auf die Daten zugreifen zu können. Das erfordert entsprechende Schnittstellen. Das hört sich einfach an, ist aber ein großes Investment. Wir investieren dieses Jahr viel in die Logistik und schaffen neue Schnittstellen zu Warenwirtschaftssystemen und Onlineplattformen."
Dominik Benner, Geschäftsführender Gesellschafter der Benner Holding

Warum Mark Twain* mit den Banken und dem Regenschirm nicht ganz falsch liegt


"Da unsere Bestellzyklen saisonalen Schwankungen unterliegen, haben wir von unseren Banken Kreditlinien von 15 Millionen Euro einräumen lassen, die über Jahre weitestgehend unangetastet bleiben. Vor acht Jahren war das anders. Seinerzeit hatte uns die Metro an eine Private Equity-Gesellschaft verkauft. Als die Metro wegfiel, machten fast alle Banken zu. Wir sind dann mit dem bisschen Cash, unserer Mitgift von der Metro, ganz gut durchs erste Jahr gesegelt. Zudem hatten wir Märkte und Lager noch voller Ware."
Lothar Schäfer, Vorstandsvorsitzender der Adler Modemärkte AG

"Mit der Kapitalerhöhung durch den Börsengang hatten wir genug Geld, um uns bis heute zu finanzieren und die Expansion aus eigener Kraft zu stemmen. Als wir auf einmal 50 Millionen Euro Cash auf der Hand hatten, zeigten plötzlich auch die Banken wieder Interesse."
Lothar Schäfer, Vorstandsvorsitzender der Adler Modemärkte AG

Sie erklären, warum es kleine Händler schwerer haben
© Der Handel
Sie erklären, warum es kleine Händler schwerer haben

Womit die Banken ein Problem haben

"Wir haben zwar einen Dispositionsrahmen bei der Bank. Doch das meiste finanzieren wir aus dem Eigenkapital. Das liegt auch an Banken, die sich ein Handelsunternehmen als Sicherheit kaum vorstellen können. Eine normale Geschäftsbank kann nichts mit einem Schuh-Warenlager anfangen."
Dominik Benner, Geschäftsführender Gesellschafter der Benner Holding

Was bei den Banken gerade gefragt ist


"Die großen Unternehmen stehen auf verschiedenen Standbeinen und sind flexibler. Daher freuen wir uns, wenn jemand zu uns kommt, weil er neue Märkte oder ein Logistikzentrum eröffnen möchte. Gerade Logistikzentren sind derzeit sehr gefragt im Handel. Einerseits geht der Trend zu großen zentralen Zentren, andererseits zu kleineren dezentralen, um alles miteinander zu vernetzen und die taggleiche Lieferung zu ermöglichen. Beides hat eine Berechtigung und wir hören sehr genau hin, wenn uns jemand fragt, ob wir das finanzieren wollen."
Stephan Ortolf, Direktor der DZ Bank


Was mit Sicherheit als Sicherheit nicht reicht


"Das Zinsniveau ist historisch niedrig, damit sind die Kreditkonditionen günstig. Das größte Hindernis ist das Thema Sicherheiten. Das Warenlager kann nur eine begrenzte Zahl von Händlern als Sicherheit nutzen, in den Verbundgruppen. Vielen Händlern steht dies nicht zur Verfügung, da sie ihr Konto bei der Hausbank haben und diese mit dem Thema Warenbestand nicht so umgehen kann."
Georg Gerdes, Inhaber einer Wirtschaftskanzlei

Was Banken fordern

 

"Neben den Sicherheiten hat die Betrachtung von Bilanzen und bestehenden Ratings einen hohen Stellenwert. Für die Bewertung des Geschäftsmodells, etwa die richtige Balance zwischen stationärem und Onlinehandel, sind die Unternehmen in der Bringschuld. Sie müssen ihr Geschäftsmodell möglichst transparent machen."
Georg Gerdes, Inhaber einer Wirtschaftskanzlei

Warum es große Unternehmen einfacher haben

"Aus Sicht der Banken ist das Thema Rating sehr wichtig. Nicht zuletzt aufgrund der regulatorischen Veränderungen sind die Banken angehalten, Risiken zu bewerten. Sowohl bei den Rating-Agenturen als auch bei den Banken ist die Methodik des Ratings stark von der Unternehmensgröße abhängig. So ist es tendenziell für größere Unternehmen einfacher, bessere Bonitäten zu erreichen und damit Zugang zu Krediten und attraktiveren Konditionen zu bekommen."
Andreas Resch, Managing Director Consumer & Retail, Commerzbank

Das komplette Interview lesen Sie in der Ausgabe 1/2017 von Der Handel

"Kleinere Unternehmen sind benachteiligt. Dort wird meist genauer hingeschaut als bei größeren Unternehmen. Oftmals ist die Ertragslage der kleinen völlig anders als bei den großen.
Georg Gerdes, Inhaber einer Wirtschaftskanzlei

Warum man Kredit-Absagen persönlich nehmen darf

Wenn uns ein Geschäftsmodell oder Unternehmer nicht überzeugt, setzen wir den Ratingprozess gar nicht erst in Gang. Damit ziele ich auf die Reihenfolge ab. Zuerst verschaffen wir uns ein Bild vom Unternehmer und dem Geschäftsmodell. Je kleiner das Kundensegment ist, desto mehr werden qualitative Faktoren gewichtet. Diese gewinnen wir direkt aus den Kundengesprächen, also auch Eindrücke vom Unternehmen und vom Unternehmer. Auch gibt es bei uns einen speziellen Händlerbonus. Dieser berücksichtigt, dass im Handel ein großes Geschäftsvolumen mit vergleichsweise niedrigen Margen bewegt wird.
Stephan Ortolf, Direktor der DZ Bank


Es ist immer eine Frage der Situation: Passen die beiden Partner zusammen?
Frank Bermbach, Vorstand der Cronbank AG


*Ein Bankier ist ein Mensch, der seinen Schirm verleiht, wenn die Sonne scheint, und ihn sofort zurückhaben will, wenn es zu regnen beginnt. (Mark Twain)