Bachelorarbeit: ROI Berechnung von Weiterbildungsmaßnahmen – Teil 1

Im Rahmen einer Bachelorarbeit in Kooperation der Hochschule Mainz und des Best Practice Institutes wurden grundlegende Optionen zur Berechnung des ROI (Return on Investment) im betrieblichen Bildungscontrolling beleuchtet (Teil 1) und anhand von Kundendaten der ROI berechnet (Teil 2). Auszüge aus dieser Arbeit möchten wir Ihnen in diesen zwei Teilen vorstellen:

Der Nutzen von Weiterbildungsmaßnahmen wird von vielen Entscheidungsträgern in Unternehmen oftmals verkannt oder falsch eingeschätzt, da sich der Erfolg in Geldeinheiten unmittelbar nur schwer feststellen lässt (Vgl. Fritz (2011) S. 48.). Aus den Feststellungen, wie sich Weiterbildungsmaßnahmen auf den Erfolg eines Unternehmens auswirken, lässt sich die These ableiten, dass ein weitsichtiges Handeln der verantwortlichen Entscheidungsträger, die Fähigkeiten der Mitarbeiter auch in wenig erfolgreichen Zeiten weiter zu entwickeln, dazu führt, sich langfristig einen Wettbewerbsvorteil zu erarbeiten (Vgl. Kauffeld (2010) S. 6).

Übertragung der ROI Formel auf Weiterbildung

Der ROI lässt sich für das Jahresendergebnis eines Unternehmens, als auch für Einzelinvestitionen berechnen. Als solche Einzelinvestition können auch die Programmkosten für die Durchführung eines Inhouse-Trainings angesehen werden. Bei der Betrachtung von Einzelinvestitionen im Sachanlagenbereich ist es zwar aufwendig, aber möglich, die anfallenden Investitionskosten (Anschaffungspreis, Kosten für Inbetriebnahme, Wartungskosten etc.) und die dem entgegenstehenden Rückflüsse (Anteil zum Deckungsbeitrag) über die Nutzungsdauer über das ROI zu ermitteln. Diese Vorgehensweise kann nicht ohne entsprechende Anpassung auf den Bereich der betrieblichen Weiterbildung übertragen werden, da auch den weichen Kriterien (Faktor Mensch) Rechnung getragen werden müssen.

Die Grundidee des ROI bleibt dennoch auch in Bezug auf Weiterbildungsmaßnahmen durch Evaluationsmodell von Phillips und Schirmer erhalten. Beide schlagen vor, die Programmkosten detailliert in einer Kostenmatrix in die Bereiche „Analyse, Design, Entwicklung“, „Durchführung“ und „Forschung und Evaluation“ untergliedert, aufzulisten.

Den Programmkosten wird der Netto-Programmnutzen gegenübergestellt. Hierfür empfehlen die Autoren zunächst den Programmnutzen eines Trainings zu ermitteln, auf Grundlage des 5 Stufen Evaluationsprozesses nach Phillips. Für die in der 5. Stufe des Evaluationsprozesses vorgesehene ROI Berechnung ist es essentiell, die benötigten Leistungsparameter im Unternehmen zu identifizieren und exakt zu messen. Die relevanten Leistungsparameter variieren und stehen in Abhängigkeit zu der Art der Weiterbildungsmaßnahme, welche evaluiert wird. Wird zum Beispiel der ROI für ein Verkaufstraining im Versicherungsaußendienst ermittelt, sind relevante Leistungsparameter z.B. die durchschnittliche Abschlussquote, durchschnittliche Terminanzahl, oder die durchschnittlich verdiente Provision pro Vertriebsmitarbeiter wichtige KPIs. Wird dagegen die Wirtschaftlichkeit eines Verhandlungstrainings für Einkäufer untersucht, müssen Leistungsparameter die Aufschluss über die Preisentwicklung (z.B. gegenüber dem Vorjahr) und die Qualität der beschafften Güter geben, gemessen werden.

Formel des ROI für Weiterbildung

Im Unterschied zu einer einfachen Nutzen/Kosten-Relation, welche den Programmnutzen mit den Programmkosten ins Verhältnis zueinander setzt, wird für den ROI von Weiterbildungsmaßnahmen zunächst der Netto-Programmnutzen berechnet.

Netto – Programmnutzen = Programmnutzen – Programmkosten

Der Netto-Programmnutzen ist also der Nutzen des Programms abzüglich der Kosten. Um den ROI wie üblich auf Jahressicht zu ermitteln, wird der Netto-Programmnutzen des Jahres durch die Programmkosten des Jahres geteilt und mit dem Faktor 100 multipliziert. Laut Phillips und Schirmer kann der ROI in Einzelfällen auch in den negativen Bereich fallen, meistens liegt er jedoch im Bereich zwischen 25% und 500% und das obwohl eventuelle Langzeiteffekte bei diesem konservativen Ansatz völlig unberücksichtigt bleiben.

ROI [%] = ((Netto – Programmnutzen) / Programmkosten) * 100

Falls das Ergebnis einer ROI Berechnung z.B. 250% ist, kann dieser Wert folgendermaßen interpretiert werden: Für jeden Euro der in das Programm investiert wurden, konnte ein Investitionsrückfluss von 2,50 € – netto generiert werden, da sämtliche Kosten bereits abgedeckt wurden.

Ausblick auf „Teil 2“: ROI Berechnung am Fallbeispiel eines BPI Kunden

Daniel Wehmeier

Ihr Best Practice Institute Team

http://www.best-practice-institute.com

4 Kommentare

  • Super Thema!
    Kann vielen Führungskräften, die die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter ernst nehmen, helfen Budgets für Trainings genehmigt zu bekommen.
    Selbst in Zeiten, wo für Weiterbildungsmassnahmen ein Budget Stop ausgesprochen wurde.
    Bin auf die Kundenbeispiele gespannt.

  • Interessant. Nur ist dieser Beitrag ein wenig fehlerhaft. 250% von einem Euro sind keine 250 Euro – 250% bilden den Faktor 2,5 ab, somit wären es lediglich 2,50 Euro. Eine bessser recherchierte bzw. lektorierte Abschlussarbeit (sofern dies dem Original so entnommen wurde) wäre wünschenswert gewesen.

    • Hallo P. Heinz, dieser Fehler wurde tatsächlich der Originalarbeit so entnommen. Leider ist mir dieser selbst erst unmittelbar nach Einreichung der Bachelorarbeit bei der Hochschule aufgefallen. Die gleiche fehlerhafte Version wurde BPI von mir zur Verfügung gestellt und ich bitte hiermit um Richtigstellung in diesem Blog.
      Richtige Aussage:
      „Falls das Ergebnis einer ROI Berechnung z.B. 250% ist, kann dieser Wert folgendermaßen interpretiert werden: Für jeden Euro der in das Programm investiert wurden, konnte ein Investitionsrückfluss von 2,50 € – netto generiert werden, da sämtliche Kosten bereits abgedeckt wurden.“

      Vgl. Phillips/Schirmer (2008), S. 31.

      Das folgende Firmenbeispiel wird dennoch die enorme Rentabilität der untersuchten Einkaufsschulung veranschaulichen.

  • Vielen Dank an die aufmerksamen Leser.
    Der Artikel wurde bereits korrigiert.
    Axel Hamann

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