Über die zerstörerische Angst, den falschen Partner zu wählen

Ist er der Richtige oder wäre jemand anderes nicht die bessere Wahl gewesen? Über einen fatalen Denkfehler, der die Liebe vergiftet

Neulich erzählte mir eine Arbeitskollegin in der Kaffeepause, dass sie da wen kennengelernt habe. Endlich, dachte ich. Diese tolle Frau war schließlich schon viel zu lange Single. Wir unterhielten uns eine Weile, als sie plötzlich auf Bernd zu sprechen kam. „Bernd?“, fragte ich sie etwas irritiert. „Sagtest du nicht eben noch, dass deine neue Flamme Torsten heißt?“ Sie sah mich ein wenig beschämt an und erzählte mir, dass sie sich zurzeit mit zwei Herren treffe und sich in beide verliebt habe. „Wie soll ich mich jetzt entscheiden? Beide sind einfach toll. Bernd ist so leidenschaftlich und herzlich, genau meins … Du, aber mit Torsten hatte ich so unheimlich schöne Gespräche und überhaupt …“

Entscheiden für vs. entscheiden gegen

Was war da los? Ganz einfach: Im Kopf und Herzen meiner Arbeitskollegin hatte die Verlustangst zu wuchern begonnen. Das mag sich zunächst paradox anhören. Schließlich befand sie sich in einer äußerst komfortablen Situation, in der beide „Alternativen“ ganz sicher keinen Fehler dargestellt hätten.

Aber genau hier lag wohl das Problem: Mit jeder Entscheidung für etwas oder jemanden schließen wir gleichzeitig eine oder mehrere Alternativen aus. Wir entscheiden uns beispielsweise im Supermarkt für die Erdbeermarmelade und damit meist gegen den Stachelbeerkompott. Gut, beim Brotaufstrich mag man vielleicht noch großzügig beide in den Einkaufswagen legen. Aber wie sieht es beispielsweise aus, wenn man ein Haus baut oder eine Wohnung kauft? Was ist einem wichtig? Preis, Lage, Größe, Ausrichtung? Fakt ist: Man kann im Leben nicht alles gleichzeitig haben – und manches sogar niemals. Und genau diese Tatsache machen wir gerne zu einem Problem.


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