Verschlüsselung: Scotland Yard entreißt Verdächtigem iPhone

Die iOS-Verschüsselung gilt als stark – und Apple verweigert Hintertüren. In Großbritannien kam die Polizei daher nun auf eine besondere Idee.

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iPhone 6 Plus

Ein iPhone 6.

(Bild: dpa, Christoph Schmidt)

Lesezeit: 2 Min.
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Die Cybercrime-Abteilung der britischen Polizei verwendet eine überraschende Taktik, um Apples iPhone-Verschlüsselung auszuheben: Mitarbeiter des Scotland Yard "überfielen" einen Verdächtigen nun, während das Handy noch entsperrt war – und entrissen ihm das Gerät. Das berichtet die BBC.

Bei dem Fall ging es um Kreditkartenbetrug. Die Beamten hätten erfahren, dass "wichtige Beweismittel" auf dem iPhone des Verdächtigen gewesen seien, doch auf die hätte man nicht zugreifen können, während das Gerät im "Locked"-Zustand, also mittels Touch-ID und/oder PIN-Code geschützt, war. Ein Team verdeckter Ermittler habe daher den Verdächtigen auf der Straße abgepasst und darauf gewartet, dass dieser telefoniert.

Apple vs. FBI: Streit über iPhone-Entsperrung

Die beteiligten Beamten gehörten zur sogenannten Operation Falcon, einer Spezialeinheit der Metropolitan Police, die sich um schweren Betrug und per Internet begangene Verbrechen kümmert. Der Verdächtige soll gefälschte Kreditkarten hergestellt haben. Mit diesen sollen seine Komplizen dann in Luxusläden auf Einkaufstour gegangen sein.

Laut Polizei soll er die Kommunikation mit den Mitgliedern seines Netzwerks nur über das iPhone abgewickelt haben. Laut der BBC fürchteten die Beamten, der Verdächtige könne nach einer Verhaftung die Freigabe seines Gerätes verweigern. Auch sei unklar gewesen, ob es rechtlich erlaubt gewesen wäre, ihn zur Entsperrung per Fingerabdruck zu zwingen. Daraufhin sei man auf die Idee mit dem "Straßenraub" gekommen.

Die ungewöhnliche Taktik von Scotland Yard ist eine "Low Tech"-Reaktion auf die Tatsache, dass Apple-Geräte als nur schwer zu knacken gelten. In den USA weigerte sich Apple beispielsweise, für das FBI eine Hintertür in iOS einzubauen, mit der sich die PIN-Codesperre umgehen lässt. Ohne Verschlüsselung sei keine Sicherheit denkbar, so Konzernchef Tim Cook. Das FBI soll rund eine Million US-Dollar in die Hand genommen haben, um das iPhone 5c eines Terrorverdächtigen zu knacken. (bsc)