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Export Handelspartner

Leider nur unterwegs in den bekannten Gewässern

Deutsche Firmen exportierten im vergangenen Jahr Waren und Güter im Wert von 1,2 Billionen Euro. Die Fahrzeugbranche hatte mit 226,4 Milliarden Euro den höchsten Anteil. Es folgen der Maschinenbau mit 170 und die chemische Industrie mit 108 Milliarden Euro Deutsche Firmen exportierten im vergangenen Jahr Waren und Güter im Wert von 1,2 Billionen Euro. Die Fahrzeugbranche hatte mit 226,4 Milliarden Euro den höchsten Anteil. Es folgen der Maschinenbau mit 170 und die chemische Industrie mit 108 Milliarden Euro
Deutsche Firmen exportierten im vergangenen Jahr Waren und Güter im Wert von 1,2 Billionen Euro. Die Fahrzeugbranche hatte mit 226,4 Milliarden Euro den höchsten Anteil. Es folgen ...der Maschinenbau mit 170 und die chemische Industrie mit 108 Milliarden Euro.
Quelle: Getty Images/Vetta
Die deutschen Mittelständler wollen vor allem in Europa und Nordamerika mehr investieren. Märkte der Zukunft, darunter auch der indische, stehen dagegen zu wenig im Fokus der Unternehmen.

Eine florierende Exportwirtschaft ist ein Garant für nationalen Wohlstand. Deutsche Firmen verkauften allein im vergangenen Jahr Waren und Güter im Wert von rund 1,2 Billionen Euro ins Ausland. Großen Anteil daran hat der Mittelstand, denn 98 Prozent der rund 350.000 deutschen Exporteure sind mittelständische Unternehmen.

Doch Erfolg ist kein Selbstläufer. 2015 verlor Deutschland erstmals seit 2010 den Titel des Exportweltmeisters an China. Und eine aktuelle Untersuchung der Unternehmensberatung KPMG resümiert, „deutsche Unternehmen verpassen zunehmend Wachstumspotenziale im Ausland“.

Nach Angaben von Andreas Glunz gingen die Investitionen deutscher Industrieunternehmen im Ausland seit 2011 fast um ein Fünftel zurück. „Betroffen von der Zurückhaltung sind insbesondere auch die Wachstumsmärkte China und Indien“, so der Bereichsvorstand für International Business Deutschland von KPMG.

Die Firmen konzentrieren sich auf traditionelle Märkte

KPMG befragte Firmen mit einem hohen Auslandsumsatz zu ihren geplanten Aktivitäten. Eine Fazit: „Die Unternehmen konzentrieren sich wieder verstärkt auf traditionell angestammte Märkte – mit 59 Prozent vor allem auf Europa und mit 46 Prozent auf Nordamerika.“ Das Interesse an China nimmt dagegen seit längerem deutlich ab. 51 Prozent der Firmen wollen ihr Engagement dennoch erhöhen.

Niedrig bleibt die Bereitschaft, sich in den Hauptwachstumsmärkten, also in Indien, Afrika und Südamerika, stärker zu engagieren. Für Glunz ist vor allem das geringe Interesse an Indien unverständlich. „Das Land befindet sich – gemessen am Bruttoinlandsprodukt – erst auf dem Stand Chinas von 2007 und besitzt schon deshalb größeres Potenzial als die Volksrepublik“, sagt der KPMG-Experte. Hinzu komme, dass die aktuelle Regierung unter Premierminister Narendra Modi dem Riesenland ein Programm der wirtschaftlichen Erneuerung verordnet habe.

2015 legte Indiens Bruttoinlandsprodukt gegenüber 2014 um 7,3 Prozent zu, während China nach früheren Spitzenwerten nur noch auf 6,9 Prozent kam. Für Glunz ist zudem ein entscheidendender Punkt, dass der Subkontinent China in den nächsten Jahren auch als bevölkerungsreichstes Land ablösen wird.

Viele Regionen Afrikas bieten Chancen

Als nicht ausreichend und zu wenig differenziert bezeichnet er auch die Einschätzungen für Afrika. Denn im Gegensatz zur medialen Wahrnehmung gibt es auf dem schwarzen Kontinent „viele Regionen, die nicht durch Krisen und Katastrophen gekennzeichnet sind und sich durch politische Stabilität und eine beeindruckende Wachstumsdynamik auszeichnen“, so Glunz.

Ein Beispiel ist Kenia. Die leistungsfähigste Volkswirtschaft der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC) kommt seit längerer Zeit schon auf jährliche Wachstumsraten um die sechs Prozent.

Die Regierung strebt mit Blick auf die etwa 47,6 Millionen Einwohner und einer Zunahme der Bevölkerungszahl allein seit Jahresbeginn um mehr als 930.000 künftig ein zweistelliges Wirtschaftswachstum an. Dafür sind erheblich Investitionen auch in die unzureichende Infrastruktur vonnöten.

Handelsbarrieren errschweren Exporte

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Laut KPMG-Studie haben die deutschen Firmen als einzige Region Südostasien stärker im Blick. 31 Prozent planen ihre Investitionen in Ländern wie Indonesien, Kambodscha, Singapur, Thailand oder Vietnam zu steigern. Die Asean-Staaten mit 600 Millionen Einwohnern zeichnen sich durch eine junge, gut ausgebildete Bevölkerung nebst wettbewerbsfähigen Lohnkosten aus.

Ein Grund für die Zurückhaltung bei Exporten dürften neben dem durch weltweite Krisen verursachten schwierigem außenwirtschaftlichen Umfeld auch die Zunahme von Handelsbarrieren sein. Nach einer Untersuchung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) haben Exporthemmnisse weltweit zugenommen.

In der aktuellen DIHK-Umfrage „Going International 2016“ gaben mehr als ein Drittel der international aktiven deutschen Firmen an, dass sie sich Jahr für Jahr mit neuen Hindernissen auseinandersetzen müssten. Dabei sind nach Angaben von Volker Treier Zölle oder Einfuhrsteuern nicht einmal das Hauptproblem. „Viele Länder haben alternative Methoden erarbeitet, um ihrer eigenen Wirtschaft Vorteile zu verschaffen“, so der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer.

Chancen für Markteinstig werden bewusst eingedämmt

Das reiche von zusätzlichen Sicherheitsanforderungen für ausländische Firmen bis hin zu intransparenten lokalen Marktzulassungsvorgaben. Oft würden auch Quoten genutzt, um die Zahl ausländischer Investoren geringer zu halten. Hinzu kämen Subventionen, die heimische Firmen deutlich bevorteilen würden. Selbst kleine Veränderungen bei Zertifizierungsanforderungen hätten einen erheblichen negativen Effekt für grenzüberschreitende Geschäfte.

Treier: „Die Chancen für einen Markteinstieg werden so bewusst deutlich eingedämmt und Margen durch hohe Bürokratiekosten gedrückt, um so die eigene Wirtschaft vor Konkurrenz zu schützen.“

Beim langfristigen Abbau von Handelsbarrieren könnten nach Angaben des DIHK deshalb Freihandelsabkommen, möglichst auf globaler Ebene, eine wichtige Rolle spielen. Deren vorrangiges Ziel sollte es sein, Vereinfachungen im Warenverkehr sowie mehr Transparenz bei Regulierungen und Vorschriften zu erreichen.

Trotz Problemen gute Stimmung im Mittelstand dominiert

In einem Stimmungstief befindet sich der deutsche Mittelstand dennoch nicht. Das Optimismus-Ranking des Spezialversichers Hiscox verzeichnet sogar ein Vierjahreshoch. Im Ländervergleich belegen nationale Mittelständler den zweiten Platz.

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Laut Hiscox erwarten 65 Prozent der kleinen und mittelgroßen Firmen in den kommenden zwölf Monaten eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage. 2014 waren es 61 und 2013 nur 57 Prozent. Im internationalen Vergleich klettert Deutschland vom fünften auf den zweiten Platz – hinter den USA (68 Prozent).

Dabei hebt sich die gute Stimmung in Deutschland deutlich von der in anderen Nationen ab. Im Vergleich zum Vorjahr sank laut Studie in allen anderen Ländern die Zuversicht, so auch beim Spitzenreiter USA von 69 auf 68 Prozent. Im Mittelfeld liegen die Niederlande (64 Prozent), Spanien (62) und Großbritannien (60). Abgeschlagen ist Frankreich. Dort blicken nur 41 Prozent der Firmen positiv in die Zukunft.

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