#travel #berlin # summer #foodporn #instamoment: Instagram ist ein Hort belangloser Hashtags, übersaturierter Fotos mit zu viel Vignette und von der eigenen Visage überzeugter Selfie-Knipser. Klar. Das macht es so beliebt, und harmlos obendrein. Eigentlich. Doch wie überall im Netz, wo anonyme Menschen aufeinandertreffen, gibt es auch auf Instagram gelegentlich Probleme mit Beleidigungen und Drohungen, sprich mit Hasskommentaren.

Um sich davor zu schützen, mussten die Nutzer bislang selbst aktiv werden. Sie konnten auffällige Nutzer unter der Berufung auf die Netiquette melden. Dann mussten sie darauf hoffen, dass sich irgendwo im großen Getriebe der Plattform etwas tut, etwa dass der betroffene Account gesperrt wird. Einzelne Kommentare konnten sie gleich manuell löschen. Je nach Kommentaraufkommen konnte das viel Arbeit sein.

Mit dem neuesten Update seiner App führt Instagram nun eine Funktion ein, mit der unflätige Kommentare gar nicht erst gelesen werden sollen: Wortfilter. Aktivieren die Nutzer die Option in den Einstellungen, filtert Instagram einerseits Kommentare aus, die plattformweite Schlüsselwörter enthalten. Welche das sind, möchte Instagram nicht öffentlich machen, sonst ließe sich das System zu einfach umgehen. Die Liste enthalte aber "erwartungsgemäße Profanität", sagt eine Sprecherin.

Andererseits können Nutzer eigene Wörter auf den Index setzen, die sie nicht in Kommentaren in seinem eigenen Profil lesen möchten. Sie können also gezielt auf persönliche Angriffe reagieren oder einzelne Beleidigungen herausfiltern. In einem späteren Update sollen zudem statt den jüngsten Beiträgen relevante Kommentare an erster Stelle unter Beiträgen stehen, etwa von Freunden.

Der Kampf der Plattformen gegen den Hass

Instagrams Entscheidung ist interessant, weil sie ein prominentes Vorspiel hat. Im Juli gab es Knatsch zwischen Sängerin Taylor Swift und Kanye West und dessen Ehefrau Kim Kardashian. Deren Fans bombardierten daraufhin unter anderem Swifts Instagram-Account mit Beleidigungen und Schlangen-Emojis. Nutzer beobachteten anschließend, wie schnell die unerwünschten Inhalte unter Hunderttausenden Kommentaren wieder verschwanden; viel schneller, als ein manuelles Löschen durch einen Social-Media-Manager möglich gewesen wäre.

Der Dienst half Swift offensichtlich dabei, die Kommentare schnell loszuwerden. Schon beim Erstellen von Kommentaren bekamen einzelne Nutzer angezeigt, dass ihr Inhalt gegen die Richtlinien verstoße. Einzelne Medien kritisierten die Entscheidung Instagrams, Celebrities wie Taylor Swift zu schützen, andere weniger bekannte Nutzer aber nicht. Weil etwa zur gleichen Zeit die dunkelhäutige Schauspielerin Leslie Jones ständigen rassistischen Angriffen in sozialen Netzwerken ausgesetzt war, schrieb die Autorin Carrie Courogen im Onlinemagazin Quartz von "selektiver Zensur": Der hübsche blonde Weltstar bekommt Hilfe, die schwarze Komikerin nicht.

Sieht man über die Diskussion mutmaßlicher Privilegien hinweg, war Taylor Swift offenbar vor einigen Wochen eine Art Betatesterin für Instagrams neues Kommentarsystem. Und andere Plattformen planen möglicherweise ähnliche Funktionen. So soll Twitter laut Berichten des Nachrichtenmagazin Bloomberg zusätzlich zu jüngst eingeführten Moderationsmöglichkeiten über individuelle Wortfilter nachdenken. YouTube bietet solche Blacklists schon länger.