Die Zahlen des vergangenen Quartals waren – zumindest für Apple-Verhältnisse – bescheiden. Im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von 15 Prozent beim Umsatz, satte 23 Prozent beim Flaggschiff-Produkt iPhone, 13 Prozent bei den Macs und gar ein 33 Prozent Einbruch in dem für die Zukunft so wichtigen chinesischen Markt.
Der Umsatz sank auf 42,3 Milliarden Dollar, der Profit rutschte um 27 Prozent auf 7,8 Milliarden Dollar. Von Anfang April bis Ende Juni gingen weltweit nur 40,4 Millionen iPhones über die Ladentische, elf Millionen weniger als im ersten Quartal des Jahres. Vor allem weil viele Kunden auf neue iPhones mit erweiterten Funktionen im September warten.
Der iPhone-Absatz wäre noch stärker eingebrochen, wenn sich das im März vorgestellte iPhone SE – ein Einstiegsprodukt mit kleinem Display – nicht besser als erwartet verkaufen würde. Deshalb und vor allem wegen der kurz bevorstehenden Ankündigung neuer iPhone-Modelle legte die Apple-Aktie im nachbörslichen Handel trotzdem um sechs Prozent zu.
Als Chef des wertvollsten Unternehmens der Welt gab sich Tim Cook zudem bei der Vorlage der Zahlen am Dienstagabend alle Mühe, das auszustrahlen, was so wichtig ist in seinem Job: Optimismus. Mehrmals betonte Cook, wie gut doch die Zukunft ausschaue – „bullish“ wie die Amerikaner so gern im Wall-Street-Jargon sagen. „Smartphones werden unentbehrlich im Alltag der Menschen, besonders mit den Verbesserungen durch künstliche Intelligenz“, betonte Cook. „Viele gehen nicht mehr ohne sie aus dem Haus“.
Apple setzt darauf, nicht nur Leute zu gewinnen, die noch kein Smartphone besitzen. Sondern die vielen bestehenden Eigentümer zu erreichen und zum Wechsel auf ein Smartphone aus dem Hause Apple zu gewinnen. Keine neue Strategie. Doch für Apple schwerer umzusetzen, weil es für seine Smartphones Premium-Preise verlangt. Zudem schrecken laut Bernstein-Analyst Toni Sacconaghi mehr und mehr Kunden, vor allem die mit schmaleren Geldbeutel, davor zurück, regelmäßig auf ein neues Modell zu wechseln.
Erweiterte Realität wird bedeutend werden
So häufig wie Cook am Dienstagabend die Verheißungen der Zukunft pries, umso zugeknöpfter gab er sich, wie Apple diese konkret gestalten wird. Mehrfach versuchten Analysten ihn dazu zu bringen, zumindest die Premiere neuer iPhone-Modelle im Herbst einzugestehen. Erfolglos.
Dass Apple für das laufende Quartal bis zu 47,5 Milliarden Dollar Umsatz prognostiziert – vier Milliarden Dollar unter dem des Vorjahreszeitraums – spricht eher dafür, dass die neuen iPhone-Modelle erst Ende September, also kurz vor Schluss des Quartals, in den Handel kommen.
Immerhin deutete Cook an, dass es eventuell eine neue Version der Apple Watch geben könne. Nicht überraschend, denn die erste Generation ist seit April vergangenen Jahres im Markt, eine Ewigkeit im Computergeschäft.
Außerdem steckt Apple laut Cook eine Menge seiner Forschungsgelder in Produkte, „die noch nicht lieferbar sind“. Auch keine Enthüllung. Immerhin ließ sich Cook zu einer Jubelarie über erweiterte Realität (AR) hinreißen. „Wir haben bereits stark investiert“, so der Apple-Chef. Zwar sei er zurückhaltend mit Einschätzungen, dass erweiterte Realität die nächste große Computerplattform sein könne, doch: "Unabhängig davon, wird sie bedeutend sein". Dafür, dass Apple im Gegensatz zu fast allen großen Technologie-Schwergewichten momentan kein AR-Produkt offeriert, sind das interessante Aussagen.
Apples einziger Produkt-Lichtblick
iPads wurden zwar auch 15 Prozent weniger als im Vorjahr verkauft. Doch wegen der höheren Preise der neu eingeführten Pro-Reihe legte immerhin der Umsatz um 7 Prozent zu. Auch bei den Macs – Desktops und Laptops – schwächelt der Absatz.
Einziger Lichtblick war die Service-Sparte, zu der das Geschäft mit Musik und Apps gehört. Sie legte um 19 Prozent zu und überholte erstmals den Umsatz mit Macs, der Keimzelle von Apple. Im nächsten Jahr, so Cook, werde die Servicesparte so viel Umsatz machen wie ein Fortune-100-Unternehmen, also unter die 100 größten Unternehmen der Welt rücken. Das bedeutet, dass der Stern von Eddy Cue, verantwortlich für die Sparte, innerhalb von Apple steigt.
Keine Milliarden-Zukäufe
Während Microsoft gerade 26,2 Milliarden Dollar ausgibt, um das Silicon-Valley-Business-Netzwerk LinkedIn zu erwerben, bleibt Apple konservativ. Zwar kauft Apple laut Cook alle drei bis vier Wochen ein Unternehmen, vor allem wegen Talenten und Ideen. Doch die eine Milliarde Dollar, die Apple kürzlich in Didi Chuxing, Chinas Variante des Taxi-Logistikers Uber, investierte, sei ein „ungewöhnliches Investment“.
Man habe es vor allem getan, weil es „finanziell interessant ist“ und „wir eine Menge über den chinesischen Markt lernen können“. Doch es werde keine „Serie“ solcher Investitionen geben.
Im Silicon Valley wird trotzdem immer noch darüber spekuliert, dass Apple den Elektroautohersteller Tesla Motors übernehmen könnte. Apple hat immerhin 231 Milliarden Dollar an Barreserven. Was allerdings dagegen spricht – 93 Prozent davon sind laut Finanzchef Luca Maestri im Ausland geparkt. Beim Heimholen in den USA würden heftige Steuern anfallen.
Analysten sparten sich die Mühe, Cook zu fragen, ob es stimmt, dass der ehemalige Hardware-Chef Bob Mansfield zurück ins operative Geschäft geholt wurde, um die Entwicklung des Apple-Autos zu übernehmen. Es wäre auch umsonst gewesen: Cook hat bis heute nicht einmal eingeräumt, dass Apple tatsächlich an einem Fahrzeug arbeitet. Aber es hätte ihm die Chance gegeben, noch einmal zu betonen, wie toll doch die Zukunft sei.