Tagesübersicht Russlandgeschäft: 27.07.2016

Willkommen zur Tagesübersicht Russlandgeschäft am heutigen Mittwoch, den 27. Juli. Das sind heute unsere Themen für Sie:


Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt ist zu Gesprächen in Moskau

Der deutsche Landwirtschaftsminister Christian Schmidt ist am gestrigen Dienstag, den 26. Juli 2016 zu politischen Gesprächen in die russische Hauptstadt Moskau gereist. Dort bleibt er bis Mittwoch, das teilte das deutsche Landwirtschaftsministerium am Dienstag mit.

Schmidt trifft in Moskau auf seinen russischen Amtskollegen, Landwirtschaftsminister Alexander Tkatschow. Weitere Gespräche sind mit dem Minister für Industrie und Handel Denis Manturow, dem Minister für wirtschaftliche Entwicklung Alexej Uljukajew und dem stellvertretenden Vorsitzenden russischen Regierung Arkadi Dworkowitsch geplant.

Schmidt äußerte sich zu der Reise: “Deutschland und Russland müssen im Gespräch miteinander bleiben, es darf keine Sprachlosigkeit zwischen Europa und Russland herrschen. Meine Reise ist ein wichtiger Beitrag, um den Gesprächsfaden mit Moskau wieder zu intensivieren. Klar ist aber auch: Fortschritte hängen maßgeblich von der Umsetzung der Friedensvereinbarung Minsk-2 ab.”

Sein Ziel sei es, “das russische Embargo gegen europäische Lebensmittel Stück für Stück aufzulösen”. “Das Embargo hilft Russland nicht weiter, es verschärft die Krise im Land. Russland ist ein wichtiger Partner, auch weil es als größtes Flächenland für die Sicherung der Welternährung zukünftig eine wichtige Rolle tragen kann. Die natürlichen Handelspartner Russlands sind Europa und Deutschland“, so der Bundeslandwirtschaftsminister.


Turkish Stream-Projekt könnte bald wiederbelebt werden

Das Gaspipeline-Projekt Turkish Stream könnte infolge der verbesserten Beziehungen zwischen Moskau und Ankara wiederbelebt werden, das berichteten gestern verschiedene russische Wirtschaftsmedien (unter anderem Kommersant und Vedomosti). Im Dezember 2015 war das Projekt vom türkischen Präsidenten Erdogan eingefroren worden. Er hatte der russischen Seite damals vorgeworfen, für das Scheitern verantwortlich zu sein, weil sich Russland nach dem Abschuss eines russischen Militärflugzeugs durch die Türkei Gesprächen verweigert hatte.

Nach einem Treffen des russischen Energieminsters Alexander Nowak mit dem türkischen Wirtschaftsminister Nihat Zeybekci betonte Nowak, dass der Kreml Gespräche über gemeinsame Projekte im Energiesektor fortsetzen wolle. „Turkish Stream ist vollständig im Interesse der Türkei. Das Projekt wird Gaslieferungen in das Land verlässlicher und profitabler machen“, sagte Nowak. Zeybekci äußerte sich: „Turkish Stream ist beiden Ländern nützlich.”

Ein bilaterales Abkommen über das Projekt könnte bereits am 9. August unterzeichnet werden, wenn sich die beiden Präsidenten Putin und Erdogan in St. Peterburg treffen, sagte der stellvertretende Gazprom-Vorsitzende Alexander Medwedew den Berichten zufolge.

Moskau könnte die Gespräche auch nutzen, um den Druck auf die EU bezüglich des stockenden Nord Stream 2-Projekts zu erhöhen, heißt es im Kommersant-Artikel weiter.

Die Gasleitung soll von Russland über das Schwarze Meer in die Türkei und nach Griechenland führen.


Russische VW-Tochter exportiert nach Mexiko

Das Tochterunternehmen von Volkswagen in Russland exportiert zum ersten Mal außerhalb der GUS-Staaten. Mehrere hundert Volkswagen Polo sollen nach Mexiko geliefert werden. Das will die Tageszeitung Wedomosti von einer Person erfahren haben, die der russischen VW-Produktionsstätte in Kaluga nahe steht.

Mehr dazu lesen Sie in diesem Artikel auf Ostexperte.de.


Lesetipp: Scheingefecht um den Rubel

Die NZZ hat sich in einem Artikel mit dem erstarkten Rubel und der offiziellen Reaktion darauf beschäftigt. Der Autor stellt darin fest:

“Wenn ein schwacher Rubel als dringend nötige Hilfe für die russischen Exporte beschworen wird, gibt es allerdings ein Problem: Die Exporteure haben diese Chance bis heute kaum genutzt, vor allem nicht zur Diversifizierung ihrer Produktpalette und zur Reduktion von Russlands Abhängigkeit von Rohstoffen.”

Weitere Schwierigkeiten seien, dass viele Exporte in die ehemaligen Sowjetrepubliken gingen, die durch die enge Verflechtung ebenfalls mit der russischen Krisen zu kämpfen hätten, außerdem gebe es strukturelle Probleme:

“Erstens verhindere laut IMF ein schlechtes Unternehmensklima und Überregulierung, dass Firmen Ressourcen schnell zur Herstellung international handelbarer Waren umschichten, wenn die Zeit dafür günstig wäre.

Zweitens ist es möglich, dass eine einseitige Exportstruktur eine grössere Produktion von anderen handelbaren Gütern erschwert – denn gerade weil davon bisher so wenig hergestellt wurde, sind die Kosten für eine schnelle Ausweitung und den Vertrieb relativ hoch. Und Geld ist in der Krise knapp.”

Hinzu käme, dass Russlands Investitionen sänken, besonders von privater Seite.