Kayenta

Führen im Projekt: Mit agilen Projektmanagement-Methoden erfolgreich führen (Teil 6)

Führen im Projekt: Mit agilen Projektmanagement-Methoden erfolgreich führen (Teil 6)

Agiles Projektmanagement basiert auf der Selbstorganisation von Teams, stellt demnach den gewohnten Ansatz von „Anweisung & Kontrolle von oben“ außer Kraft. Da es nicht nur in der Entwicklung von Software, sondern mittlerweile auch in diversen Branchen erfolgreich adapiert wird, möchten wir das Prinzip "Scrum" als Abschluss unserer Reihe zur Führung in Projekten vorstellen.

Wir verraten Ihnen die wichtigsten Prinzipien, die agile Projekte so erfolgreich machen, und welche Sie davon leicht auf Ihr Team transferieren können.

Scrum: Wenn Teams sich selber steuern

Der Begriff Scrum ist kein künstlich geschaffenes Akronym, sondern bezeichnet im Rugby die angeordnete Haufenbildung von Teams, um sich neu auszurichten.

Scrum in Projekten basiert auf einer Reihe von festen Organisationsabfolgen und integriert verschiedene Meetings, um die Arbeitsfähigkeit und erzielten Ergebnisse eines Teams im laufenden Prozess zu verbessern.

Was zeichnet agile Projekte aus?

Iteratives Vorgehen
Statt ein Projekt im Vorfeld komplett durchzuplanen und als Gesamtpaket dem Kunden zu verkaufen, werden die Anforderungen sukzessive bearbeitet und kleine Einheiten fertiggestellter Software fortlaufend ausgeliefert. So können erste Ergebnisse bereits in der Entwicklungsphase im realen Umfeld des Kunden geprüft und optimiert werden.

Ziele und Aufgaben werden schrittweise gewählt
Manche Anforderungen sind zum Zeitpunkt der Projekterteilung noch gar nicht absehbar. Deshalb bricht Scrum mit dem Anspruch an ein vollständiges Pflichtenheft, sondern bleibt offen für spontane Änderungen.

Die Wichtigkeit von Anforderungen rückt zentral in den Mittelpunkt. So werden jeweils kleine Einheiten aus dem Gesamtprojekt herausgegriffen, die sich innerhalb eines  Zeitraums von 14 bis 30 Tagen (Sprint) erarbeiten lassen.

Ziel für jeden Sprint ist das Fertigstellen einer in sich funktionsfähigen Einheit (Programmierung inklusive Testung), die direkt vom Kunden übernommen werden kann. Die Auswahl der nächsten Anforderungen gibt jeweils der Kunde vor, der aktiv im kompletten Projektzeitraum eingebunden bleibt.

Das Team steuert sich selbst
Jedes Team  hat die komplette Hoheit über die Aufteilung, Planung und Umsetzung der Aufgaben für die jeweils nächste Sprint-Phase. Moderierend steht dem Team ein Scrum-Master zur Verfügung, der methodisch durch die Meetings führt und unterstützend eingreifen kann.

Weder der Scrum-Master noch der Auftraggeber haben jedoch die Funktion eines klassischen Vorgesetzten, also weder Weisungsbefugnis noch können sie Einfluss auf die Reihenfolge der Teamarbeit nehmen.

Das erfordert zwar eine gewisse Umgewöhnung aller Beteiligten, hat aber einen Lerngewinn des Teams zur Folge und damit eine erhöhte Effektivität auf längere Sicht.

Fehler bieten Lernchancen
Sowohl das Miteinander des Teams als auch der fachliche Fortschritt innerhalb des Projektes werden durchgehend reflektiert und nach Verbesserungspotenzialen durchforstet. Veränderte Anforderungen vom Kunden werden nicht als unerwünschter Mehraufwand betrachtet, sondern als Qualitätsgewinn. Mögliche Fehler oder Schwierigkeiten werden auf Ihr Potenzial für die weitere Entwicklung des Gesamtprojektes analysiert.

Klares Vorgehen und Meetingstrukturen

Um Kunden-Anforderungen zu fertiger Software zu führen, bietet Scrum ein Methodenrepertoire mit klaren Regeln. Besonders die Meetingkultur ist beachtenswert und bietet Impulse auch für die klassische Form der Projektleitung.

Folgende Meetings sind in Scrum etabliert

Sprint-Planung: Hier wird die Auswahl der Anforderungen für den nächsten Sprint festgelegt und die Zielvorstellung des Kunden intensiv hinterfragt. Ebenfalls findet eine Einschätzung der Komplexität der Aufgaben statt. Das Team verteilt sich danach selbstorganisiert auf die anstehenden Aufgaben.

Tägliches Scrum Meeting: Ein Zusammentreffen von genau 15 Minuten, bei denen sich die Teammitglieder über ihren Arbeitsfortschritt seit dem Vortag informieren, was sie als nächstes angehen und ob Sie Probleme sehen oder Hilfen benötigen. So bleibt der Projektfortschritt für alle transparent und der Umgang mit Schwierigkeiten kann geteilt werden. Diskussionen und Details werden jedoch hinterher in Einzelgesprächen geklärt.

Sprint Rückblick: Hier wird das Arbeitsergebnis dem Kunden bzw. Auftraggeber vorgestellt und Feedback eingeholt.

Sprint Retrospektive: Hierbei beleuchtet das Team die Zusammenarbeit des vorherigen Sprints. Tabu sind dabei Schuldzuweisungen oder Rechtfertigungen. Das Team klärt, was sich bewährt hat und wie es zukünftig noch effektiver werden kann.

Jedes dieser Meetings hat eine vorgegebene Zeit, die nicht überschritten wird. Das erzieht alle Teammitglieder oder beteiligten Zuhörer sich kurz zu fassen.

Alle Meetings sind lösungsorientiert ausgerichtet. Statt ellenlanger Ursachensuche liegt der Fokus immer darauf, was das Team beim nächsten Mal effektiver machen kann. Auftauchende Schwierigkeiten fängt das Team gemeinsam ab und gibt sich gegenseitig Support.

Das halten wir für die stärkten Potenziale von Scrum auch innerhalb von klassisch geführten Teams

Trauen Sie Ihrem Team etwas zu

Beteiligen Sie Ihre Mitarbeiter zu einer selbstständigen Planung und eigenständigen Ausführung von Aufgaben. Verantwortung und Handlungsspielräume erhöhen insbesondere bei sehr versierten Mitarbeitern die Motivation.

Hinterfragen Sie Anforderungen und Aufgaben

Klären Sie genau, was Ihr Auftraggeber und auch Mitarbeiter unter einer Aufgabe versteht. Was genau ist nötig, um eine Anforderung als erledigt zu betrachten? Diese Transparenz sorgt für stabile Ergebnisse, hohe Zufriedenheit und weniger nachträgliche Korrekturen.

Geben Sie Ihrem Team Raum sich auszutauschen

Wer arbeitet aktuell woran? Welche Schwierigkeiten sind aufgetaucht? Welche Unterstützung ist gewünscht? Mit diesen Fragen innerhalb von Teammeetings erhöhen Sie das Wissen der einzelnen umeinander und sorgen für einen Zuwachs an Lösungskompetenz.

Reflektieren Sie nicht nur Ergebnisse, sondern auch den Weg dahin

Die Reflektion kommt in den meisten Teams zu kurz. Denn neue Aufgaben warten schon. Diese Investition an Zeit haben Sie jedoch schnell wieder raus, weil Sie sich als lernendes Team weiterentwickeln.

Zufriedenheitsabfragen oder ein Brainstorming zu Verbesserungspotenzialen kann leicht als fester Bestandteil eines Teammeetings integriert werden. Wählen Sie Abstände nicht zu groß, um das Erlebte aktuell zu halten und den direkten Transfer zu erhöhen.

Das Thema Führung finden Sie auch in unserem Trainingsprogramm mit verschiedenen Schwerpunkten. Informieren Sie sich doch gleich nach den nächsten Terminen.

Hiermit endet unsere Serie zum Führen von Projekten. Lesen Sie gern in den vorherigen Artikeln nach, wenn Sie eine Folge verpasst haben.

Unsere Serie "Führen im Projekt" im Überblick

Teil 1: Was laterale Führung so besonders macht

Teil 2: So meistern Sie die Rollenvielfalt

Teil 3: Klassische Führungsstile

Teil 4: Situatives Führen

Teil 5: Motivieren für Projektleiter

Teil 6: Mit agilen Methoden erfolgreich führen (dieser Teil)

Download: eBook - Führen im Projekt

Hier können Sie sich alle Artikel als komplettes eBook (20 Seiten, PDF) downloaden

Über den Autor

Werner Plewa
Projektmanager

Experte für berufliche Weiterbildung und Personalentwicklung. Kontaktanfrage gerne auch bei LinkedIn:


Weitere Artikel

Führen im Projekt: Was laterale Führung so besonders macht (Teil 1)

Eine Rose ist eine Rose – und Führung ist Führung? Wenn es nur so einfach wäre! Tatsächlich gibt es nicht nur erhebliche Unterschiede zwischen Rosen, sondern auch, ob Sie im Projekt oder in der Linie führen. Daher widmen wir der besonderen Führungssituation im Projektmanagement eine neue Artikel-Serie, die Ihnen alles verrät, um als Projektleiter erfolgreich zu führen. Teil 1: Führen im Projekt - Was laterale Führung so besonders macht.

Führen im Projekt: So meistern Sie die Rollenvielfalt als Projektleiter (Teil 2)

Das Führung in Projekten hohe Anforderungen stellt, ist jedem klar, der schon einmal ein Projekt geleitet hat. Fern von struktureller Macht ist hier Ihre Autorität, Motivation und Organisationsfähigkeit voll gefordert.

Führen im Projekt: Können klassische Führungsstile Projektleitern nützen? (Teil 3)

Wenn man über Führung nachsinnt, stößt man über kurz oder lang auf die Klassiker der Führungsstile: Führen Sie autoritär, demokratisch, kooperativ oder situativ? Die Liste möglicher Stile ist lang, doch nützen sie Ihnen etwas als Projektleiter? In unserer Serie zur Führung in Projekten erläutern wir heute, wie diese Klassiker Ihnen das Projektmanagement erleichtern können – und wo ihre Grenzen liegen.

Führen im Projekt: Wie der situative Führungsstil Projektleiter unterstützt (Teil 4)

Projektmanagement ist ohne situationsgerechte Führung kaum möglich. Wer so denkt, trifft in vielen Punkten genau ins Schwarze. Denn Projekte sind auf begrenzte Zeit angelegt, beschäftigen sich vielfach mit Innovationen, bergen einen hohen Grad an Komplexität, wenig Routinen oder vorhersagbaren Entscheidungen.

Führen im Projekt: Motivieren als Projektleiter (Teil 5)

Wer in Projekten engagiert ist, ist meist an mehreren Fronten gefordert. Wie ködern Sie als Projektleiter Ihre Mitarbeiter, wirklich das Beste zu geben? Aus den Zeiten von Sternchen im Schulhelft sind ja alle bereits lange herausgewachsen. Greifen Sie die tieferliegenden Motive Ihres Teams auf. Wir verraten Ihnen, wie das gelingen kann!

Kayenta Logo
KAYENTA® Training und Beratung
Abendrothsweg 73
20251 Hamburg
Telefon.: +49 40 370 80 155
E-Mail: kontakt@kayenta.de
KAYENTA Training Projektmanagement hat 4,69 von 5 Sternen 1928 Bewertungen auf ProvenExpert.com
© 2024 KAYENTA® Training und Beratung | Impressum | Datenschutz | AGB | Telefon.: +49 40 370 80 155