Review: Suiciders – Kampf ums Überleben 1: Nachbeben (Graphic Novel)

Und wieder einmal wird es Zeit für die Neunte Kunst, von der ihr übrigens in Zukunft hoffentlich öfter lesen werdet, nun, nachdem ich den Samstag zum Serien-Samstag auserkoren habe und folglich der Mittwochs-Slot ein ums andere Mal mit bebilderten Geschichten gefüllt werden kann. Aber nun erst einmal zum heutigen Thema:

Suiciders
Kampf ums Überleben 1:
Nachbeben

Suiciders #1-6, USA 2015/2016, 165 Seiten

Suiciders - Kampf ums Überleben 1: Nachbeben | © Panini
© Panini

Autor:
Lee Bermejo
Zeichner:
Lee Bermejo

Verlag (D):
Panini Verlag
ISBN:
978-3-957-98703-7

Genre:
Science-Fiction | Endzeit | Action | Drama

 

Inhalt:

Nachdem das Große Beben Los Angeles in seinen Grundfesten erschüttert hat, ist nichts mehr so, wie es einmal war. Nachdem mit dem Wiederaufbau der Stadt begonnen worden war, wurde eine riesige Mauer um das seither als New Angeles bekannte Refugium errichtet, um es vor den schädlichen Einflüssen, den marodierenden Banden, den halsabschneiderischen Verbrechern und den aufdringlichen Bettlern zu beschützen, die nun im Schatten der Mauer, in den Randbezirken der Stadt, in dem Gebiet, was fortan den Namen Lost Angeles tragen sollte, ihr Dasein fristen. Dieser Zwist setzt sich fort in New Angeles, wo man sich auf die Tugenden der Antike besonnen hat und tödliche Gladiatoren kämpfe ins Leben rief, die der Entertainment-Branche ein ungeahntes Hoch bescheren sollten.

Von Kameras umrundet und Bewundernden umringt, kämpfen die biomechanisch verbesserten Gladiatoren – Suiciders genannt – einen Kampf auf Leben und Tod und werden wie Götter verehrt. Dies ist die Geschichte des derzeit berühmtesten und gefürchtetsten Suiciders, dem Saint, doch ebenso ist es die Geschichte von Straniero, einem muskelbepackten Kämpfer, der jenseits der Mauer in Lost Angeles ums nackte Überleben kämpft und nur davon träumen kann, dereinst so berühmt zu sein und so verehrt zu werden wie die weithin bekannten Suiciders, die das Bild der modernen Medienlandschaft bis hinein in die Slums der Randbezirke entscheidend geprägt haben…

Rezension:

Als ich den Namen Lee Bermejo hörte, horchte ich ja direkt auf – hat mich schließlich nicht nur Batman: Noël, sondern auch seine Beteiligung an Before Watchmen: Rorschach schwer beeindruckt – und dann zu erfahren, er habe sich den Traum verwirklicht, mit Suiciders nun seine eigene Serie erdacht, inszeniert und umgesetzt zu haben, wobei er abgesehen von der Coloration für beinahe sämtliche Aspekte der bis dato sechs Hefte umfassenden, in sich relativ geschlossenen Reihe zu sein, die sich im deutschen Band seitens Panini versammelt findet, verantwortlich gezeichnet hat, was für mich schon ohne Kenntnis des Inhaltes überhaupt den Schluss nahelegte, dass diese Veröffentlichung mich mutmaßlich schwer begeistern würde. Gestützt wurde diese Annahme dann noch mehr durch den Umstand, dass es sich um eine Dystopie zu handeln schien, deren Cover allein schon mein Interesse geweckt hätte, selbst wenn der Name Bermejo nicht auf dem Cover prangen würde.

Optisch ist Suiciders nun auch tatsächlich eine Wucht geworden und besticht neben den erwartungsgemäß großartigen Zeichenkünsten seitens Bermejo zudem auch mit einer durchdachten und differenzierten Farbgebung, denn die beiden Teile von Los Angeles – entzweit durch das große und im wortwörtlichen Sinne einschneidende Erdbeben – könnten nicht unterschiedlicher sein und dem trägt auch die Farbgebung Rechnung, denn während sich New Angeles in kühlen Blautönen präsentiert, weitaus technischer und spürbar düster wirkt, geht es in Lost Angeles weitaus dreckiger zu und Brauntöne dominieren die Umgebung, die oft eher schon an einen Western erinnert und dem Schlagwort Dystopie mehr als entspricht. Zwischen diesen beiden Welten versteht Bermejo derweil ein ums andere Mal zu wechseln und erzählt die Geschichte zweier mehr als unterschiedlich scheinender Männer, wobei man anfänglich recht wenig über die in seiner Story skizzierte Welt erfährt, die sich einem nur langsam erschließt, was aber auch die Neugierde befeuert, welche Geheimnisse die Figuren zu verbergen versuchen und wie alles miteinander zusammenhängt.

In der Beziehung und untermalt von großartigen optischen Eindrücken und bombastischen Panels, von denen viele für sich genommen schon ein regelrechtes Kunstwerk darstellen, ist Suiciders auch wahrhaft ein Hochgenuss geworden und ließe sich als Kleinod der Neunten Kunst bezeichnen, doch je weiter die Geschichte voranschreitet, flacht diese leider im direkten Vergleich ein wenig ab, denn während anfänglich das Mysteriöse, das Unverständliche, die Neugierde und Spannung dominieren, kam mir doch recht früh bei der Lektüre ein bestimmter Verdacht, der sich schlussendlich auch bewahrheiten sollte und über den ich mich aber selbstredend aus Spoiler-Gründen ausschweigen werde, doch durch den Umstand, dass sich zumindest für mich einer der maßgeblichen Twists so früh erahnen ließ, wusste mich natürlich speziell das Finale und dessen Auflösung nicht annähernd so zu packen und faszinieren, wie das wahrscheinlich wünschenswert gewesen wäre.

Die Geschichte wird dadurch nicht schlecht und allein wie Bermejo frühere Gladiatorenkämpfe in die Gefilde eines dystopischen und zweigeteilten Los Angeles der nahen Zukunft adaptiert, ist als Ausgangspunkt ungemein gelungen und vielversprechend, während er sich ansonsten vieler Western-, aber auch Crime Noir-Elemente bedient und eine stimmige Genre-Mixtur erschafft, die von der ersten Seite an zu packen versteht und für Freunde düsterer, mysteriöser und zuweilen brutaler Geschichten quasi zum Pflichtprogramm gehört, ohne dass man auf entsprechenden Tiefgang verzichten müsste, denn auch die zunächst zaghafte Charakterisierung der Figuren gelingt vortrefflich, so dass der Band einzig daran krankt, dass das Überraschungsmoment nicht hundertprozentig funktioniert, zumal speziell der Abschluss die Frage aufkommen lässt, wie sich denn ein etwaiges zweites Volume – dessen offizielle Ankündigung bis dato noch aussteht – von Bermejo gestalten und inszenieren ließe, doch sind das nur zwei kleine Abstriche, die man bei Suiciders machen muss, um eine ansonsten ungemein lohnenswerte und abwechslungsreiche Geschichte genießen zu können.

Fazit & Wertung:

Lee Bermejos Suiciders könnte auf den ersten Blick alsbald schon zum Kult-Comic mutieren, doch während die optische Darbietung der einfallsreich wie liebevoll gezeichneten Dystopie über jeden Zweifel erhaben ist, fällt demgegenüber die Geschichte leider ein wenig ab, womit es zwar nicht zum Meisterwerk langt, aber doch dennoch zu einem überdurchschnittlich lohnenswerten und vielversprechenden Werk, dessen Fortsetzung allerdings leider noch in den Sternen steht.

9 von 10 Kämpfen auf Leben und Tod

Suiciders - Kampf ums Überleben 1: Nachbeben

  • Kämpfe auf Leben und Tod - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

Lee Bermejos Suiciders könnte auf den ersten Blick alsbald schon zum Kult-Comic mutieren, doch während die optische Darbietung der einfallsreich wie liebevoll gezeichneten Dystopie über jeden Zweifel erhaben ist, fällt demgegenüber die Geschichte leider ein wenig ab, womit es zwar nicht zum Meisterwerk langt, aber doch dennoch zu einem überdurchschnittlich lohnenswerten und vielversprechenden Werk, dessen Fortsetzung allerdings leider noch in den Sternen steht.

9.0/10
Leser-Wertung 10/10 (1 Stimmen)
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Suiciders – Kampf ums Überleben 1: Nachbeben ist am 22.03.16 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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