Lebenslauf erfunden: SPD will Schummel-Abgeordnete zum Rücktritt zwingen

Von: MICHAEL ENGELBERG

Seit 2005 gehört sie dem deutschen Bundestag an...

Die langjährige SPD-Politikerin Petra Hinz (54) aus Essen hat zugegeben, ihren Lebenslauf erfunden zu haben. Wesentliche Teile seien falsch. 

Nach Recherchen des Essener Lokalmagazins INFORMER, hat die Bundestagsabgeordnete ihre Biografie gefälscht. Demnach hat sie angegeben, die Hochschulreife erworben, Jura studiert und Staatsexamen abgelegt zu haben.

Aktuell ist dies auch noch auf der Internetseite des Deutschen Bundestages nachzulesen.

Psychologe erklärtDarum hat Petra Hinz ihren Lebenslauf gefälscht

Quelle: BILD

Doch nun haben die Anwälte der Mandantsträgerin eine Erklärung abgegeben, die auf der Internetseite von Hinz veröffentlicht wurde. Darin wird eingeräumt, dass ihre Mandantin in ihrem Lebenslauf falsche Angaben gemacht hat.

Die Erklärung im Wortlaut:

„Frau Hinz hat im Jahr 1983 am heutigen Erich-Brost-Berufskolleg der Stadt Essen die Fachhochschulreife erworben. Sie hat jedoch keine allgemeine Hochschulreife erworben. Sie hat darüber hinaus kein Studium der Rechtswissenschaften absolviert und auch keine Juristischen Staatsexamina abgelegt.

In der Rückschau vermag Frau Hinz nicht zu erkennen, welche Gründe sie seinerzeit veranlasst haben, mit der falschen Angabe über ihren Schulabschluss den Grundstein zu legen für weitere unzutreffende Behauptungen über ihre juristische Ausbildung und Tätigkeit.

Mitte der 1990er Jahre unternahm sie den Versuch, auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur nachzuholen und so zumindest einen Teil ihrer biografischen Falschangaben zu heilen. Aufgrund ihrer zeitlichen Beanspruchung als Mitglied im Rat der Stadt Essen und ihre ehrenamtlichen politischen Engagements musste sie diesen Versuch jedoch bereits nach etwa einem Jahr wieder aufgeben.

Es ist klarzustellen, dass Frau Hinz zu keinem Zeitpunkt rechtsberatend tätig war. Ihre Angestelltentätigkeit in den Jahren 1999 bis 2003 war nicht juristischer Natur.

Das politische Engagement von Frau Hinz war und ist von Aufrichtigkeit und Integrität geprägt. Sie ist daher sehr bestürzt, nicht die Courage aufgebracht zu haben, für ihr Fehlverhalten geradezustehen. Sie bittet ihre Wegbegleiter, ihre Mitarbeiter, ihre Freunde und Familie, all die Menschen, die ihr vertraut haben, und auch die allgemeine Öffentlichkeit von ganzem Herzen um Entschuldigung.“

Auf der Internetseite der Essener Bundestagsabgeordneten wurden inzwischen alle Informationen zu ihrer Biographie gelöscht.

Mobbing-Vorwürfe, „irrsinnige Schikanen“

Ehemalige Mitarbeiter von Hinz' Bundestagsbüros sollten sich außerdem in anonymer Form an die Öffentlichkeit gewandt und von einem unerträglichen Arbeitsklima gesprochen haben. „Irrsinnigen Schikanen“ und „persönliche Erniedrigungen“ sollen von Hinz ausgegangen sein.

Dies habe sogar dazu geführt, dass Mitarbeiter physische und psychische Folgeschäden davongetragen hätten. Petra Hinz selbst habe die Vorwürfe zurückgewiesen.

►Als Konsequenz aus dem Fall Petra Hinz wird in der Führung der SPD-Bundestagsfraktion darüber nachgedacht, Lebensläufe von Bundestagskandidaten künftig genauer zu überprüfen, erfuhr BILD. Möglich sei auch, die Richtigkeit der Daten durch eine Eidestattliche Versicherung bestätigen zu lassen.

Der SPD in Essen forderte Hinz auf, ihr Mandat „sofort niederzulegen“.

Er erwarte, dass die Bundestagsabgeordnete „dieser Aufforderung unverzüglich nachkommt“, teilte NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) als Vorsitzender der SPD Essen am Mittwoch mit. „Wir alle sind schockiert, dass Petra Hinz uns 30 Jahre lang eine falsche Biografie aufgetischt hat“, sagte er. Hinz habe damit „sich selbst aber auch der SPD großen Schaden zugefügt“.

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