Erfolgsproduzent Oliver Berben hat offenbar keine großen Pläne, mit einem Streaminganbieter zusammenzuarbeiten. "Ich habe kein Interesse, für Netflix eine Serie zu machen, die ich zu hundert Prozent finanziere und später als Auftragsempfänger nach Hause gehe. Das kann ich auch für ARD und ZDF oder RTL machen", sagte Berben im Gespräch mit dem "Tagesspiegel". Angesichts der Tatsache, dass Amazon und Netflix bislang zusammen gerade einmal zwei Serien in Deutschland in Auftrag gegeben haben, sei dies "minimalst im Vergleich zu dem, was die Zuschauer konsumieren oder zu dem, was die bestehenden Sender in Auftrag geben", so Berben. "Anders gesagt: Die Dinge verändern sich, aber es bringt nichts, das Kind mit dem Bade auszuschütten".

Allerdings würden Netflix und Amazon auch Auswirkungen auf die klassischen Fernsehsender haben. "Jetzt müssen wir aufpassen, dass wir die Produzenten und deren Stoffe nicht verlieren, heißt es dort. Deshalb bin ich mir sicher, dass wir als Produzenten in einer guten Zeit leben", meint Berben. Dass die Sender sich bereits verändert haben, macht der Produzent etwa an Serien wie "Blochin", Schuld" oder "Morgen hör' ich auf" fest. "Das hätte es doch vor fünf Jahren nicht gegeben. Die Sender sind stärker bereit, mutiger, radikaler Programm zu machen".

Streaminganbieter haben für Berben dabei offenbar vor allem mit Blick auf die internationale Vermarktung eine größere Bedeutung. Seinen ZDF-Zweiteiler "Familie" etwa wird er für den internationalen Markt auch als Miniserie mit vier 45-minütigen Folgen anlegen. "Die kürzeren Teile eignen sich vor allem für den Streaming-Bereich", erklärt Berben gegenüber dem "Tagesspiegel", ohne aber bereits Partner nennen zu wollen.

"Wir bei Constantin wollen für die Produktionen, die wir selber entwickeln, die Rechte selbst auswerten. Wir übernehmen dann gerne auch Teile der Finanzierung. Dabei spielt auch die Forderung eine Rolle, dass Serien eine bessere Qualität haben sollen", erklärt Berben die Idee hinter dem Vermarktungs- und Produktionsmodell. Mit dem ZDF gehe eine solche Abwicklung schneller, die ARD mache es aber genauso. Die Serie "Terror" "wollten wir auch von Anfang an selber produzieren und die Rechte daran halten. Die ARD ist Koproduzent.", so Berben. "Die Sender haben den Vorteil, dass sie ein sehr viel hochwertigeres Programm für das gleiche oder weniger Geld bekommen. Das ist ein Zukunftsmodell, das für alle sinnvoll ist. Es gibt keine Alternative dazu".