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Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Kinderkriegen?

Paare sollten sich früh klar werden, ob sie überhaupt ein Baby wollen. Foto: Zuhair A. Al-Traifi (Flickr)

Die Hebamme

«Es gibt keinen richtigen Zeitpunkt für das Kinderkriegen. Sowohl die Frau wie auch ihr Partner müssen selbst wahrnehmen, wann sie bereit sind dafür. Dafür gibt es keine äusseren und untrüglichen Anzeichen. Wenn die Natur gewollt hätte, dass wir im Alter von über 32 Jahren keine Kinder mehr bekommen, hätte sie schon dafür gesorgt, dass das gar nicht möglich ist. Natürlich tauchen im höheren Alter mehr mögliche Komplikationen auf, aber genau darum führen wir ja während der Schwangerschaft so viele Vorsorgeuntersuchungen durch. Ich selber bin auch erst mit 40 Jahren Mutter geworden.»

Nancy Bellwald ist Hebamme und Vorstandsmitglied des Schweizerischen Hebammenverbands Sektion Zürich.

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Der Scheidungsanwalt

«Wann ist aus meiner Sicht der richtige Zeitpunkt fürs Kinderkriegen? Eigentlich gar nie. Wenn bei einer Scheidung Kinder involviert sind, wird es kompliziert und teuer für den Ehemann. Meistens übernimmt die Frau die Kinderbetreuung, und der Mann zahlt die Alimente. Idealerweise sind die Kinder bei der Trennung schon 15 Jahre alt oder älter. Dann können nach der Trennung beide Ehegatten arbeitstätig werden. Die Frau muss erst zu 50 Prozent arbeiten, wenn das jüngste Kind 10-jährig ist. Und eine Vollzeitstelle muss sie erst ab seinem 16. Geburtstag annehmen. Deshalb ist es für Ehemänner schlauer, schon früh Vater zu werden – Ehefrauen hingegen sollten eher warten. Wenn eine Frau erst mit 40 ein Kind hat, wird kein Richter verlangen, dass sie mit 56 noch eine 100-Prozent-Stelle suchen muss. Dann muss der Ehemann bis zur Pensionierung bezahlen.»

Roger Groner ist als Rechtsanwalt auf Scheidungen spezialisiert.

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Die Partnerwahl-Spezialistin

«Merkt die Frau, dass sie sich auf ihren Partner auch in schwierigen Situationen verlassen kann und löst die Vorstellung von einer gemeinsamen Familie gute Gefühle bei ihr aus, ist das schon eine sehr gute Voraussetzung, um über Kinderplanung zu sprechen. Auch die Art und Weise, wie der Mann mit dem Wunsch der Frau umgeht, ihre berufliche Zukunft nach der Geburt zu gestalten, kann ein Indikator sein, ob man mit dem richtigen Partner zusammen ist. Manchmal ist aber auch der Mann die treibende Kraft hinter der Familienplanung, während die Frau noch unsicher ist. In dem Fall ist es sicher hilfreich, wenn der Mann mit seiner Partnerin darüber spricht und ihr durch sein Handeln zeigt, dass das nicht nur ein momentaner Wunsch ist, sondern dass er bereit ist, sich entsprechend zu engagieren.»

Barbara Beckenbauer ist Psychologin der Onlinepartnervermittlung Parship.

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Die Chefärztin

«Beruflich würde ich heute nicht da sein, wo ich bin, hätte ich meine drei Kinder vor 35 gekriegt. Zwar ist es biologisch sinnvoll, Schwangerschaften zwischen 20 und Mitte 30 zu erleben – die etwas erhöhten Risiken ab 35 sind allerdings heute früh erkennbar und vielfach therapierbar. Leider ist es für junge Mütter nach wie vor sehr schwierig, Karriere zu machen. Während die nicht schwangeren Männer beruflich voll durchstarten, sind die Frauen vorübergehend weniger intensiv da. Das wäre kein Problem, wenn attraktive Wiedereinstiegsmodelle mit zum Beispiel einem Arbeitspensum, das gesteigert werden kann, verbindlicher und interessanter Karriereplanung und der Option für erneute Auszeiten für mehr als ein Kind angeboten würden. Ich wünsche mir, dass wir so weit kommen, dass die Frauen auch jung Mutter werden können und trotzdem berufliche Perspektiven behalten.

Stephanie von Orelli ist Chefärztin der Frauenklinik Triemli. Sie wurde mit 43 Jahren zum dritten Mal Mutter.

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Der Paartherapeut

«Viele Paare stehen vor der biografischen Entscheidung, wollen wir vom Liebespaar zum Elternpaar werden? Dieser Paradigmenwechsel ist rabiater und existenzieller, als die zwei es sich vorstellen können und wollen. Warten auf Einigkeit bringt da nicht viel. Es tut oft richtig weh, zu sehen, wie sich Frauen an die verzweifelte Hoffnung klammern, dass der Mann, den sie lieben, an ihrer Seite doch noch Vater werden möchte. Aber er will partout nicht. Oder er schindet Zeit, vertröstet sie auf «später». Bis es zu spät ist. Ja, es gibt ihn wirklich, diesen Zeitpunkt fürs Kind. Ein Kind wird kommen – gern kommen, wenn alle drei Ja zu ihm sagen: eine Frau und ein Mann und das Leben. Ein Glücksfall also.»

Klaus Heer ist Beziehungspsychologe.

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Der fünffache Vater

«Das für mich Wichtigste vorweg: Kinder sollten in jedem Fall Wunschkinder sein – sie sind die Krönung der Liebe. Es ist schön, als junges Paar eine Familie zu gründen. Im Alter von 30 bis 40 Jahren sah ich unsere vier Söhne am Morgen, beim Mittagessen, am Abend sowie in der Freizeit und den Ferien. Dass gemeinsame Mittagessen aus Zeitgründen heute kaum mehr möglich sind, bedaure ich. Wenn man im ‹höheren Alter› (in meinem Fall mit 63) nochmals Vater wird, betrachtet man dieses Geschenk bewusster und mit grösserer Dankbarkeit. Was anders ist? Rein körperlich sind gewisse Dinge nicht mehr möglich. Dieses Defizit wird jedoch durch grössere Lebenserfahrung ausgeglichen. Der Austausch mit der mittlerweile dreijährigen Tochter ist von Tiefgang und Achtsamkeit geprägt. Vielleicht kann man als älterer Vater liebevoller mit einem Kind umgehen. Nicht zuletzt deshalb, weil man gewillt und in der Lage ist, ihm mehr Zeit zu widmen.»

Rudi Bindella ist Gastronomie­unternehmer in Zürich.