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Lastwagenkabinen Lkw-Hersteller verhindern mehr Sicherheit auf der Straße

Durch ein verändertes Design der Fahrerkabine könnten Lastwagen schon jetzt sicherer und spritsparender werden. Doch weil die EU vor Lkw-Herstellern und einigen Mitgliedsstaaten eingeknickt ist, wird die Verbesserung sich verzögern.
Lkw im Fokus: Nach dem Willen der EU sollen Lastwagen bald anders aussehen

Lkw im Fokus: Nach dem Willen der EU sollen Lastwagen bald anders aussehen

Foto: Carsten Rehder/ dpa

Brüssel - Lkw-Hersteller müssen ihre Fahrzeuge in der EU womöglich erst 2022 mit neuen Fahrerkabinen auf die Straßen bringen. Das geht aus einem am späten Mittwochabend erreichten Kompromiss zwischen EU-Parlament, Mitgliedsländern und Europäischer Kommission hervor. Demnach müssen die Lkw-Bauer die Front später als ursprünglich geplant umgestalten. Die Chance, die Fahrzeuge sicherer und umweltschonender zu machen, wird damit nach hinten verschoben.

Ähnlich wie bei Schnellzügen sollen die Lastwagen schlankere und aerodynamischere Fahrerkabinen erhalten. So verbrauchten sie weniger Sprit und wären weniger gefährlich für andere Verkehrsteilnehmer. Denn Lastwagen sind nach Angaben des europäischen Rats für Verkehrssicherheit doppelt so häufig in tödliche Unfälle verwickelt wie Autos.

Parlament und EU-Kommission hatten sich für eine möglichst schnelle Abkehr von den herkömmlichen Bauweise der Kabinen ausgesprochen, da diese die Sicht des Fahrers einschränkten und es so zu tödlichen Zusammenstößen mit Fußgängern oder Radfahrern kommen kann. Mit dem neuen Kabinendesign "wird das Sichtfeld des Fahrers verbessert, wodurch jedes Jahr das Leben von 300 bis 500 besonders gefährdetern Verkehrsteilnehmern - wie Fußgängern oder Radfahrern - gerettet werden kann", so die EU-Kommission .

Hersteller fordern mehr Zeit für Änderungen

Hersteller wie Volvo oder dessen Tochter Renault argumentieren dagegen, dass sie mehr Zeit zur Umsetzung der Regeln bräuchten - gerade im Hinblick auf die lange Lebensdauer von Lkw von über zehn Jahren. Zum Vergleich: Bei Autos sind Modellwechsel bereits nach fünf bis sechs Jahren üblich. Volvo sieht sich unter anderem im Nachteil, weil die Schweden erst 2012 ein neues Design eingeführt haben. Einige Mitgliedstaaten, angeführt von Frankreich und Schweden, unterstützen die Wünsche der Industrie.

Der Europäische Verband der Automobilhersteller (ACEA)  erklärte, dass zehn Jahre notwendig seien, um die optimalen Designs zu erreichen. Die EU-Kommission soll nun bis 2016 die endgültige Regelung ausarbeiten, die dann bis 2018 vereinbart und etwa drei bis vier Jahre später eingeführt werden könnte.

Ende vorigen Jahres hatte die EU nach langem Ringen neue Normen für Abgaswerte von Pkw beschlossen und im Frühjahr 2014 damit begonnen, den Kohlendioxid-Ausstoß von Lkw unter die Lupe zu nehmen.

smh/Reuters