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Cartoons zum Büroleben: Schlümm-schlümm, diese Kollegen

Foto: Leo Leowald

Lästerlexikon T wie... Turnbeutelvergesser, Twittersitter, T. Rex

Die lieben Kollegen: Lieferbar sind sie in allen Formen und Farben. Verschiedenste Temperamente auf engem Raum - das bietet viel Anlass zu Spott. Heute im Lästerlexikon: Notizen über Lieblingsbäckereien, Arbeitsmuffelei und Zwitschergenehmigungen.

  • Teilchenbeschleuniger

Kennen Sie das Higgs-Boson? Nein? Dann waren Sie im Sommer 2012 im Urlaub in der Antarktis oder mutterseelenallein in der mongolischen Tundra. Das Higgs-Boson ist, wie die staunende Welt erfahren durfte, ein Elementarteilchen, das aller Materie Masse verleiht. Entdeckt haben wollen es Physiker am europäischen Kernforschungszentrum Cern; bei der Inbetriebnahme des gigantischen Teilchenbeschleunigers 2008 in Genf hatten Apokalyptiker noch gewarnt, die Welt werde in ein schwarzes Loch stürzen.

Das geschah nicht, stattdessen kam es zu einer anderen Sensation, der Aufspürung des Higgs-Bosons. Dass es auch "Gottesteilchen" genannt wird, trägt zur Popularität des Themas in den Medien nicht wenig bei - "Gottesteilchen" in einer Überschrift kommt selbst bei Atheisten und Agnostikern gut an. Was dieses Teilchen genau bewirkt, da geraten bei Erklärungsversuchen sogar naturwissenschaftlich versierte Menschen ins Stammeln, deren Klugheit und Weltläufigkeit sonst weithin gepriesen wird.

Sehr viel handfester ist da der Kollegentypus Teilchenbeschleuniger. Wenn nach dem Kantinengang noch etwas Platz ist, sprintet er in seine Lieblingsbäckerei und bestellt: "Drei Berliner, zwei Windbeutel und eins von den Gottesteilchen, bitte."


  • Turnbeutelvergesser

Muffige Umkleiden und klebrige Medizinbälle, Zirkeltraining und Stufenbarren: Für Schüler gibt es so viele Gründe, sich dem Sportunterricht zu entziehen. Erfahrene Simulanten wissen tausendundein Synonym für Bauchgrimmen, Nabelsausen, Fuß- oder Kopfweh. Mädchen haben immer gerade ihre Tage, gern auch vier Wochen hintereinander. Bei Jungs hat sich das nicht durchgesetzt. Sie müssen anders lügen: "Ich hab' mein Sportzeug vergessen."

Was früher bei Bewegungsmuffeln funktionierte, klappt auch bei Arbeitsmuffeln in Unternehmen. Sie haben immer eine Ausrede griffbereit, warum gerade sie gerade jetzt gerade diese Aufgabe auf gar keinen Fall übernehmen können. Die Arbeitswelt kennt noch einen zweiten Typus von Turnbeutelvergessern: fahrige Mitarbeiter, die nichts geregelt bekommen, wenn sich nicht andere darum kümmern, zum Beispiel die Sekretärin oder ein Teamkollege.


  • Twittersitter

Was dieses Internet ist, wissen heute sogar ältere Manager, die sich noch ihre Mails lieber von der Sekretärin ausdrucken und sortieren lassen. Und auch, dass soziale Netzwerke eine ganz große Sache sind: Bei Facebook und Twitter ist die Jugend, da müssen wir dabei sein!

Wie's ungefähr funktioniert, haben sich Unternehmensvorstände in grotesk überteuerten Seminaren von freien Irgendwas-mit-Internet-Beratern einblasen lassen. Im Alltag zwickt sie aber doch die Angst vor der eigenen Courage: Was, wenn so ein subalterner Angestellter allzu munter zwitschert? Wenn so eine spontane Äußerung gar einen Shitstorm auslöst?

Da braucht es sofort "Social Media Guidelines", am besten auch einen Aufpasser, der die Mitarbeiter stramm reglementiert und kontrolliert, der jeden Tweet einzeln genehmigt. Und schon hat der Boss einen neuen Arbeitsplatz geschaffen: den des Twittersitters.


  • Tyrannosaurus Rex
Dieser Dinosaurier beeindruckt durch schiere Kraft und Größe - etwa 13 Meter lang, vier Meter hoch, sieben Tonnen schwer. Eine echte Fressmaschine, ganz oben in der prähistorischen Nahrungskette. Übermächtige Bosse werden ebenfalls T. Rex genannt. Wie ihre Vorbilder aus der Kreidezeit verbreiten sie Angst und Schrecken. Jeden Rivalen beißen sie weg und verspeisen schon als Horsd'oeuvre zwei, drei Mitarbeiter. Was aus den Dinosauriern am Ende wurde, ist bekannt: Sie starben aus, weil sich die Umweltbedingungen wandelten und ihnen die Anpassung nicht gelang.

Buchtipp

Diese Sticheleien sind ein Auszug aus dem Lästerlexikon "Kollegen sind die Pest" - mit 372 Schimpfwörtern zu den Marotten der lieben Kollegen, dazu etlichen Beiträgen mitten aus dem Berufsalltag (von A wie Arbeitsrecht bis Z wie Zettelkrieg). Schauen Sie doch mal rein...

Jochen Leffers:
Kollegen sind die Pest. Das Lästerlexikon.

Illustriert von Leo Leowald; Kiepenheuer & Witsch; 9. März 2013; 272 Seiten; 8,99 Euro.

Spotten Sie ebenfalls gern über Ihre Lieblingskollegen? Weitere flotte Lästereien sind sehr willkommen. Schicken Sie uns einfach eine E-Mail  mit dem Begriff und einer kurzen Erklärung.

Foto: Jeannette Corbeau

Jochen Leffers (Jahrgang 1965) ist SPIEGEL-ONLINE-Redakteur und leitet das Ressort KarriereSPIEGEL.