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Zukunft der Schifffahrt: Geisterfahrt auf hoher See

Foto: DPA/ DNV GL

Zukunft der Schifffahrt Container-Riese ohne Kapitän

Forscher aus Hamburg haben ein Roboterschiff entwickelt, das komplett ohne Besatzung fährt. Angetrieben wird es von einem Elektromotor.

Hamburg - Forscher des Technikunternehmens DNV GL haben ein Schiff für kurze Strecken entwickelt, das ohne Besatzung auskommt und elektrisch fährt. Gegenwärtig werde ein Modell des Schiffes im Maßstab 1:20 in Norwegen getestet, teilte DNV GL in Hamburg mit.

Die Branche setzt große Hoffnung auf autonom fahrende Schiffe. So könnten durch Roboterschiffe langfristig die Kosten gesenkt und Unfälle vermieden werden. Durch die autonome Steuerung entfallen etwa die Personalkosten, nur ein Mensch oder ein kleines Team müsste das Geschehen via Satellit überwachen und notfalls eingreifen.

Auch gelten autonom fahrende Schiffe als sicherer als solche mit Kapitän und Besatzung. Die Unfallquote auf den Weltmeeren sei recht hoch. 85 Prozent der Unglücke gingen auf menschliches Versagen zurück, heißt es in "Maritime Impact", dem Magazin von DNV GL.

Das Schiff fährt langsamer, dafür spart es Energie

Das Konzeptschiff mit dem Namen "ReVolt" soll entlang der norwegischen Küste eingesetzt werden und Straßentransporte über Land ersetzen. Damit könne die Infrastruktur entlastet werden. Die Reichweite ist mit ungefähr hundert Seemeilen, umgerechnet etwa 185 Kilometer, eher kurz. Anschließend müsse die Batterie vier Stunden lang wieder aufgeladen werden. Der Akku hat eine Kapazität von 3000 Kilowattstunden - das entspricht in etwa dem durchschnittlichen Jahresverbrauch eines Zweipersonenhaushalts in Deutschland.

Das "ReVolt"-Schiff ist im Konzept gut 60 Meter lang und 14,50 Meter breit. Es könnte rund hundert Standardcontainer (TEU) transportieren, aber auch andere Güter wie zum Beispiel Autos. Das Schiff fährt mit einer Geschwindigkeit von sechs Knoten und damit etwas langsamer als vergleichbare Küstenschiffe.

Dadurch konnten die Ingenieure das Schiff mit einem senkrechten Bug ausstatten und so Energie sparen. Weil es keine Kommandobrücke und keine Räume für die Besatzung gibt, kann das Schiff mehr Ladung aufnehmen. Im Vergleich zu einem dieselgetriebenen Schiff könne "ReVolt" über die Lebensdauer von 30 Jahren rund 34 Millionen Dollar Betriebskosten einsparen.

Autonomer Gütertransport auch bei Trucks?

Auch die EU hat mit MUNIN  (Maritime Unmanned Navigation through Intelligence in Networks) ein Projekt zu autonom fahrenden Schiffen gestartet. Daran ist unter anderem das Fraunhofer Institut aus Deutschland beteiligt.

Andere Branchen versuchen ebenfalls, den Fahrer durch Elektronik und Radarsysteme zu ersetzen. So will auch die Lkw-Branche in Zukunft selbstfahrende Lastwagen auf die Straße schicken. Erst kürzlich hat Daimler einen Actros präsentiert, der auf einem nicht eröffneten Autobahnteilstück bei Magdeburg ohne menschliches Zutun auf und ab fuhr. Ähnlich wie die Roboterschiffe auf den Weltmeeren sollen auch die Zukunfts-Lkw helfen, die Unfallzahlen zu reduzieren.

DNV GL ist im vergangenen Jahr aus der Fusion der beiden Unternehmen Det Norske Veritas (DNV) und Germanischer Lloyd (GL) hervorgegangen. Die Zentrale des norwegischen Unternehmens ist in Oslo angesiedelt, der wichtige Bereich Maritime in Hamburg. Insgesamt beschäftigt DNV GL rund 16.000 Mitarbeiter.

mhu/dpa

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