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Supertruck für eine Vierjährige: Der 23-Tonnen-Kinderwagen

Foto: Applied Minds

Supertruck für eine Vierjährige Kira an Bord

Manche Mädchen bekommen von ihren Vätern ein Pony geschenkt. Bei Bran Ferren ist das anders: Der Multimillionär hat für seine Tochter Kira ein irrwitziges Expeditionsfahrzeug entwickelt. Sie soll damit später mal die Welt entdecken.

Bran Ferren ist ein Mann des Spektakulären, und das ist noch milde formuliert. In den Siebzigern tüftelte er unter anderem die Rockshows für Emerson, Lake & Palmer aus, später sorgte er für die Spezialeffekte in Broadway-Produktionen und Hollywoodfilmen, dann wurde er Forschungs- und Entwicklungschef bei Disney und kreierte Attraktionen für Themenparks oder verblüffende Kinoeffekte. Heute heckt Ferren, 61, mit seiner Firma Applied Minds  Projekte am Rande des Möglichen aus. Und sein irrstes Projekt ist ein, nun ja, Wohnmobil.

Kira-Van heißt das Fahrzeug, das aus einer Zugmaschine und einem Wohnanhänger besteht. Ferren hat es nach seiner vierjährigen Tochter Kira benannt - und nur für sie gebaut. "Ich liebe es, meiner Tochter dabei zuzusehen, wie sie die Welt begreifen lernt. Und die Welt da draußen ist sehr groß", sagte Ferren dem US-Magazin "Wired"  über den Anstoß zu dem wahnwitzigen Projekt. Gleich nach Kiras Geburt begann Ferren mit der Arbeit an dem Expeditionsmobil, noch in diesem Jahr soll es einsatzbereit sein. Und dann will er mit Frau und Kind hinaus in die Welt.

Man muss sich den Kira-Van wohl als Mischung aus fahrbarem Bunker, Kommandostand und Kinderhort vorstellen.

Elf Monitore im Cockpit und eine Drohne auf dem Dach

Knapp 16 Meter lang, gut 23 Tonnen schwer, allradgetrieben, mit praktisch unzerstörbaren, kevlarbeschichteten Reifen, Küche, Badezimmer, Wohnraum, Spielecke und Büro, mit 22 Kameras, sieben ausfahrbaren Masten, High-End-Kommunikationstechnik, Satelliten-Breitbandverbindung, Feuerlöschanlage, bordeigener Solarstromerzeugung und einem mehr als 640 Liter fassenden Tank, der eine Reichweite von 3200 Kilometer ermöglicht.

Auch deutsche Technik ist reichlich vorhanden im Kira-Van, denn die Zugmaschine ist ein umgebauter Unimog mit einem 260 PS starken Reihensechszylinder-Dieselmotor von Mercedes. Auf dem verlängerten Chassis sitzt eine viertürige Kabine aus Verbundstoff, drinnen sieht es aus wie in einem Flugzeug: Insgesamt elf Monitore sind im Cockpit verteilt.

Es gibt eine Drohne auf dem Dach, die per Fernsteuerung auf Erkundungsflug geschickt werden kann, um beispielsweise vorausliegende Wegstrecken auf Hindernisse zu erkunden. Der Autohersteller Renault hat diese Sonderausstattung in einer Studie vorgestellt - beim Kira-Van ist sie schon Realität.

Der mehr als neun Meter lange Anhänger ist per Sprech- und Videoanlage mit der Zugmaschine verbunden - und mit einer speziellen Koppelung, die auch brutale Verschränkungen im Gelände aushält. Das Gehäuse besteht aus Carbon, Aramid und Fiberglas. Küchenzelle und Bad sind seitlich ausfahrbar, und nach oben lässt sich ein Penthouse entfalten. Drinnen ist alles auf eine Drei-Personen-Nutzung abgestimmt: Papa, Mama, Kira. Und sowohl die Vorratsschränke als auch die Wassertanks sind groß genug, um zu dritt drei Wochen autark leben zu können.

Ein Motorrad für kleine Shoppingtouren

Für den Fall, dass doch etwas fehlen sollte, hängt am Heck das Kira-Bike, ein Motorrad mit Dreizylinder-Turbodieselmotor, das für die kurzen Mobilitätsbedürfnisse zwischendurch gedacht ist. "Man muss ja nicht 23 Tonnen Expeditions-Hightech in Bewegung setzen, um im nächsten Ort Milch und Eier zu kaufen", sagt Ferren. Das leuchtet ein.

Ein reines Freizeit-Camping-Spaßmobil ist der Kira-Van  jedoch nicht. Das zeigt schon das Büro im Anhänger, in dem mehrere Computer und neueste Digitaltechnik für Filmaufnahmen bereitstehen, dazu ein kleines Labor für geologische oder chemische Untersuchungen. Bis zu 113 Kilogramm Filmausrüstung können am größten der insgesamt sieben pneumatisch ausfahrbaren Masten des Fahrzeugs in bis zu 18 Metern Höhe gehievt werden.

Wenn Ferren mit Frau und Kind unterwegs ist, werden diese Extras kaum genutzt werden. Doch Dokumentarfilmer oder Naturforscher könnten ob derartiger Möglichkeiten neugierig werden - und das sollen sie auch. Denn Ferren sieht den Kira-Van durchaus auch als Vorzeige-Mobil für Forschungseinrichtungen, Firmen oder Militärs, die Interesse an ähnlich hochspezialisierten Geländefahrzeugen haben könnten.

Mindestens drei Nummern zu groß

Gebaut werden derartige Fahrzeuge natürlich nur auf Anfrage und besonderen Wunsch. Allein schon, weil sie extrem teuer sind. Ferren nennt zwar keine exakte Summe, sagt aber, er habe etliche Millionen Dollar in den Kira-Van gesteckt.

Grundsätzlich wäre es natürlich weitaus billiger möglich gewesen, denn allzu extreme Ausfahrten möchte der Papa seiner Tochter vorerst nicht zumuten. Kalifornien, Kanada und Europa nennt Ferren als erste Ziele, die die Familie mit dem Kira-Van erkunden möchte. Das wäre auch mit einem normalen Wohnmobil möglich gewesen - aber wer möchte für seine Kinder nicht das Beste?