Geschlechtsangaben auf Facebook: "Es gibt keine dudenfertigen Wörter"

Auf Facebook können deutsche Nutzer ihr Geschlecht jetzt auch als "Inter*", "transsexuell" oder "weder noch" angeben. Ein Sprecher des Lesben- und Schwulenverbands erklärt,was dahinter steht.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 234 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Jessica Binsch
  • dpa

Ein Blick auf die neue Vielfalt.

(Bild: Screenshot)

Facebook bietet seinen Nutzern jetzt auch die Möglichkeit, neben "männlich" und "weiblich" unter 60 verschiedenen Kategorien zu wählen, um die eigene Geschlechtsidentität zu beschreiben. Der deutsche Lesben- und Schwulenverband (LSVD) hat die Optionen gemeinsam mit dem sozialen Netzwerk erarbeitet. Verbandssprecher Axel Hochrein erläutert die Details dazu.

Frage: Wie sind die einzelnen Bezeichnungen zustande gekommen?

Hochrein: Es gibt weder international noch national dudenfertige Wörter für die Selbstdefinition. Die Bezeichnungen, die Facebook jetzt veröffentlicht, sind Momentaufnahmen. Aber wir haben in Zusammenarbeit mit Facebook Begriffe ausgewählt, die hier in Deutschland im Sprachgebrauch, aber auch im Selbstverständnis der Community verwendet werden.

Einige Begriffe wirken auf den ersten Blick ähnlich. Was ist der Unterschied zwischen der Beschreibung transweiblich, Transfrau, Trans* Frau und transsexuelle Frau?

Axel Hochrein

(Bild: LSVD)

Es gibt momentan noch keine allgemein verbindlichen Bezeichnungen. Deshalb gibt es verschiedene Begriffe, die aus der Perspektive anderer vielleicht ein und dasselbe meinen. Die einen sagen, wir lassen das mit dem Sternchen dahinter, denn der Stern steht für "Mensch". Die anderen sagen, ich bin ein transgender Mann oder ich bin eine Frau auf dem Weg zum Mann. Es sind für augenscheinlich eine Begrifflichkeit mehrere Begriffe gewählt, damit die Vielfalt im Selbstgefühl zum Ausdruck kommen kann.

Wie viele Menschen in Deutschland ordnen sich nicht eindeutig einem Geschlecht zu?

Dazu gibt es keine Untersuchungen. Aber ich würde sagen, bei der geschlechtlichen Einordnung sind es vorsichtig geschätzt um die drei Prozent der Gesellschaft. Gerade bei Transgendern ist es ein Prozess für die Menschen, festzustellen: Ich bin eigentlich im falschen Körper geboren.

Ist das etwas, das Menschen auf Online-Netzwerken wie Facebook kundtun wollen?

Auch da haben wir einen Prozess. Die Selbstfindung, damit nach außen zu gehen an Freunde und Familie ist ein großer Schritt. Wenn ich diesen Schritt gegangen bin und ich das will, dann ist es natürlich hilfreich, dass ich das auch öffentlich mit meiner Person verbinden kann. Wir leben in einer Zeit, in der die sozialen Netzwerke eine große Rolle im Leben spielen. Wenn wir da auch darstellen können, dass es diese Vielfalt gibt, dann finden wir das eine tolle Idee. (axk)