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Gigaliner Umstrittener Riesenlaster-Test wird ausgeweitet

Die sogennannten Gigaliner bekommen mehr Platz in Deutschland: Jetzt dürfen die umstrittenen Riesen-Lkw auf etwa der Hälfte des Autobahnnetzes fahren. Mehr als 120 Streckenabschnitte sind für Tests freigegeben worden.
Gigaliner: Seit 2012 laufender Feldversuch wird ausgeweitet

Gigaliner: Seit 2012 laufender Feldversuch wird ausgeweitet

Foto: Maurizio Gambarini/ picture alliance / dpa

Hamburg/Berlin - Der umstrittene Test mit Riesenlastern, sogenannten Gigalinern, wird auf mehr Straßen ausgeweitet. Wie das Bundesverkehrsministerium am Mittwoch mitteilte, dürfen die überlangen Riesen-Lkw jetzt auf 120 zusätzlichen Abschnitten und damit auf insgesamt 10.150 Kilometern fahren.

Die Laster werden künftig auf etwa der Hälfte des Autobahnnetzes in Deutschland unterwegs sein, wie das Ministerium erläuterte. Das Netz der zulässigen Straßen erstreckt sich auf neun Bundesländer. Komplett beteiligen sich Bayern, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Sachsen, Schleswig-Holstein und Thüringen. Außerdem hat Bremen sein Autobahnnetz freigegeben, Mecklenburg-Vorpommern nur einzelne Abschnitte. Das gesamte Streckennetz finden Sie in dieser PDF-Datei zum Nachlesen.

Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sagte, mit dem erweiterten Netz werde der seit Anfang 2012 laufende Versuch für die Wirtschaft noch attraktiver. Die bisherigen Erkenntnisse zeigten, dass sich die weitere Untersuchung lohne. Kritiker sehen dagegen die Verkehrssicherheit gefährdet und warnen, Transporte könnten von der Schiene auf die Straßen verlagert werden.

"Gigaliner durch die Hintertür etablieren"

"Das Verkehrsministerium versucht jetzt durch die Hintertür, die in der Bevölkerung und den Bundesländern unerwünschten Gigaliner zu etablieren", sagte Heidi Tischmann, Referentin für Verkehrspolitik vom Bundesverband Verkehrsclub Deutschland (VCD), auf SPIEGEL ONLINE zum ausgeweiteten Feldversuch.

Tischmann kritisierte, das Verkehrsministerium folge damit dem Willen der Spediteure, nicht dem der Bevölkerung und Bundesländer. Einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa  im Auftrag der Allianz pro Schiene, des Automobil-Clubs Verkehr und des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen zufolge lehnen 79 Prozent der Befragten Gigaliner ab.

Auch in der Politik ist der Feldversuch nicht unumstritten. Unter anderem hatten die rot-grünen Landesregierungen aus Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein dagegen vor dem Bundesverfassungsgericht geklagt. Sie wollten verhindern, dass die Gigaliner auch ohne Zustimmung der betroffenen Länder Strecken probeweise befahren dürfen. Die Richter hatte die Klage jedoch im Mai 2014 zurückgewiesen.

Auch das Europaparlament steht den Tests der Riesenlaster skeptisch gegenüber. Im April hatte es eine EU-weite Zulassung der sogenannten Gigaliner abgelehnt und will den Trucks nur in Ausnahmefällen freie Fahrt über Ländergrenzen hinweg gewähren.

In Deutschland sind seit Anfang 2012 Gigaliner auf ausgewählten Strecken probeweise unterwegs. An dem bis Ende 2016 geplanten Test beteiligen sich inzwischen 39 Unternehmen mit 80 Lang-Lkw. Normalerweise dürfen Lastwagen samt Auflieger oder Anhänger in der EU maximal 18,75 Meter lang sein - die Gigaliner bringen es auf bis zu 25,25 Meter, also 6,50 Meter mehr.

smh/dpa