Im Sommer 1914, als der Krieg begann, war Georg Herwegh schon vier Jahrzehnte tot. Er hatte das große Morden vorausgeahnt, früher als andere. Er hatte es gleichsam vorausberechnet, aus dem, was er 1870/71 miterlebt hatte: dem patriotischen Rausch nach dem Krieg gegen Frankreich und der Einigung des Reiches unter der Kaiserkrone, unter Preußens Pickelhaube. Dabei war Herwegh kein Politiker, kein Diplomat. Er war im 19. Jahrhundert neben Heinrich Heine und Ferdinand Freiligrath der populärste Dichter deutscher Sprache – und ist bis heute einer der umstrittensten; noch vor wenigen Jahren erschien eine Biografie, die ihn als Polithysteriker zu denunzieren suchte.